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Sauer-Drilling S 3000

Schlanke Schönheit

uJ-Autor Karim Jasper mit seinem besten Stück, einem Sauer-Drilling S 3000.

Mein bestes Stück ist ein Drilling - ein Sauer S 3000. Hergestellt wurde er laut Büchsenmacher in den 1950er-Jahren. Mit recht kurzem Laufbündel im Kaliber 8x57 IRS und 16/70 ist er ausgesprochen führig und verfügt über eine gute Balance. Erworben habe ich ihn aus einem Nachlass.

Der ehemalige Besitzer war Jäger, allerdings kein wirklich aktiver. Den Erzählungen zufolge hat er sie hin und wieder aus dem Waffenschrank genommen, angeschaut, mit einem Ölläppchen über die Metallteile gewischt und dann wieder zurückgestellt. Geschossen habe er damit selten bis nie.

Auch wenn für viele Jagdschülern der Drilling wegen seines komplizierten Systems mit Umschalter, Sicherung, Stecher und so weiter bei der Prüfung so was wie ein Angstgegner ist, war ich von Anfang an ein Freund dieses Waffentyps. Wegen der hohen Preise stand jedoch nie zur Debatte, ein fabrikneues Modell zu erwerben. Es sollte etwas Altes sein.

Schön schlicht: Bunteghärtete Basküle mit einfachen Gravuren.

Klassische Kombination: Zwei Mal Kaliber 16/70 und einmal 8x57 IRS.

Klassische Jagdgewehre bevorzugt

Moderne Waffen mögen ihre Vorteile haben, was Material, Maßhaltigkeit und Ausstattung angeht. Doch ich liebe einfach Waffen, die mit Liebe und von handwerklichem Geschick hergestellt worden sind. Ich mag das Schnörkellose.

Kleine Kratzer sind für mich kein Ärgernis, sondern Teil der Geschichte. Genau diese konnte der Drilling erzählen. Die schlanke Basküle, die Bunthärtung, das kurze Laufbündel ... alles sagte mir sofort zu. Auch der Schaft gefiel mir, auch wenn er für mich ein bisschen zu kurz war.

So erwarb ich den Sauer-Drilling und ein paar andere Gewehre, die alle weg sollten, für ein paar hundert Euro. Weil das Stück mehrere Jahre unbenutzt im Waffenschrank gestanden hatte, funktionierten weder Sicherung noch Umschalter. Ein vorsichtiger Blick ins Innere und das Problem war erkannt: Alle Teile waren mit einer dicken Ölschicht überzogen, die über die Jahre zu Harz geworden war.

Das schlanke Zielfernrohr passt ganz hervorragend zum Drilling.

Restauration beim Büchsenmacher

Auf der Waffe war ein uraltes und ziemlich seltenes Glas mittels Suhler Einhakmontage montiert. Es saß recht nah auf dem Lauf und war am unteren Rand des Objektivs abgeflacht. Das Glas passte super zur Waffe, aber leider war schnell klar, dass es mit seiner 4-fachen Vergrößerung den Einsatz des Drillings sehr einschränken würde. Es musste also ein variables Glas her und natürlich eine neue Montage.

Mein Freund und Jagdmentor Florian schenkte mir ein älteres Zeiss Diavari 2,5-10x52, das bei ihm schon einige Jahre ungenutzt im Jagdzimmer gelegen hatte. Mit der Sauer und dem Glas fuhr ich direkt zum Büchsenmacher. Dieser ersetzte die Einhakmontage durch eine Schwenkmontage und montierte das Diavari. Dazu gab es zur Schaftverlängerung um 20 mm eine neue Gummischaftkappe sowie eine Grundreinigung des Systems.

Die Rechnung des Büchsenmachers betrug (inkl. 40 Schuss Büchsenmunition und Lieferung per Kurier) zwar satte 860 Euro, also mehr als der gesamte Nachlass gekostet hat, doch für mich ist das sehr gut investiertes Geld. Schließlich habe ich jetzt einen wunderschönen Drilling, der tadellos funktioniert und sich von der Masse der Jagdgewehre abhebt. Einen Drilling in gleicher Qualität könnte man heute gar nicht bezahlen. Das erste Stück was damit fiel, war ein Frischling.

Der alte Sauer-Drilling macht auch „oben ohne“ eine gute Figur.

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