Merkel BDB 221
Direktorenbüchse
Ende der 1970er-Jahre bekam der Direktor des Kombinats „Fortschritt“ die Freigabe für eine Kugelwaffe und ließ sich in Suhl eine Bockdoppelbüchse Modell 221 bauen. Die Kaliberwahl fiel auf Brennekes Klassiker 7x65 R. Nach dem frühen Tod des Direktors Mitte der 1980er-Jahre wurde die Waffe in den Bestand der Bezirksjagdbehörde Dresden überstellt. Dort verblieb sie als Leihwaffe für hochrangige Gäste bis zur Wende.
Im wiedervereinigten Deutschland gingen alle Gästewaffen in den Besitz der Obersten Jagdbehörde über. Die Nutzung erfolgte dort aber nur noch sporadisch für Anschauungszwecke in der Ausbildung von Referendaren und Forstinspektoren. Aufgrund der spärlichen Verwendung wurde Ende der 1990er beschlossen, den übernommen Waffenbestand zu veräußern. Alle Waffen wurden daraufhin von einem Fachmann bewertet und anschließend verkauft.
Exklusive Jagdwaffe zum Jagdschein
Erstmalig sah ich die Waffe am Abend meiner mündlichen Jagdprüfung, als mein Vater sie mir zum bestandenen Jagdschein überreichte. Von der praktischen Jagdscheinausbildung her kannte ich Bockdoppelbüchsen, war aber dennoch von dem Modell beeindruckt. Klassisch kam sie mit einem Jenaer 6x42er Zielfernrohr und Absehen 1 daher.
Der erste Weg führte zu einem Büchsenmacher ins südliche Brandenburg, denn der Schaft war mit 33,5 cm bis zum ersten Abzug furchtbar kurz. Durch Ansetzen eines halbwegs stimmigen Schaftstückes wurde die Doppelbüchse für mich passend gemacht.
Anschließend ging es auf den Schießstand. Dort stellte ich fest, dass der zweite Lauf auf 100 m deutlich tiefer schoss als der untere. Da aber in den ersten Jagdjahren sowieso ein platzierter Schuss ausreichen sollte, fiel dies vorerst nicht ins Gewicht. Das erste mit der Suhlerin erlegte Stück Wild war ein Rotfuchs, den auf 110 Schritt die 7-mm-Kugel ereilte.
Es folgten im Laufe der Zeit viele schöne Jagderlebnisse, aber auch einige Anpassungen. So wurde das „Zielsechs“-Glas durch ein modernes, weil variables 50er-Zielfernrohr mit Leuchtpunkt ersetzt. Aufgrund der verwendeten Suhler Einhakmontage bedurfte es wieder der Hände eines versierten Büchsenmachers, der die Arbeiten zu meiner Zufriedenheit ausführte.
Einige Jahre später wurde bei der Gelegenheit einer technischen Pflege in Suhl das Doppelrohr etwas intensiver bearbeitet. Die Basküle wurde gegen das Anlaufen der Gravuren bearbeitet und die Abzüge goldfarben titannitriert. Die Läufe wurden neu garniert, sodass fortan Dubletten ohne Haltepunktkorrektur selbst auf 100 m und darüber möglich wurden.
Vor allem den Holzteilen sieht man die vielen Jagdgänge an, doch jeder Kratzer hat seine Geschichte. So hat der Schaft eine Kerbe, die das Gartentor schlug, als ich dieses, das erste Schmalreh tragend, etwas zu kräftig aufstieß. Zurückfedernd traf die Torkante genau die Schaftbacke.
Nach all den Jahren ist die Merkel mir immer noch lieb und teuer. Sicherlich gibt es ergonomischere, moderne oder schnellere Waffen, jedoch geht nichts über meine „Erste“. Zudem kommen klassische Waffen doch nie aus der Mode.
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