Jagdnicker mit Damastklinge
Selbst geschmiedet
Nach 24 Jagdjahren leidet man als Jäger nicht gerade unter Messermangel. Doch eins fehlte mir noch − ein Selbstgebautes. Nun hatte ich das Glück, während der Jagdhundeausbildung Messermacher Roland kennenzulernen. In seiner alten Schmiede sollte mein Jagdmesser entstehen.
Nach der Sicherheitseinweisung und kleinen Schmiedeübungen, begannen wir mit der schweißtreibenden Arbeit. Dabei lernten wir, dass Stahl wie eine Wunderkerze Funken sprüht, wenn er zu heiß wird oder wie einem das heiße Bindemittel beim Falten des Metalls entgegenspritzt. Seine Botschaft: „Das Spiel mit dem Feuer verlangt Respekt.“
Auf die Frage, was für ein Messer mir vorschwebe, musste ich ein Weilchen überlegen. Dann hatte ich es: „Es soll ein Messer werden, mit dem ich ein Stück Wild aufbrechen kann, das aber auch brotzeittauglich ist.“ Nachdem ich gefühlt dutzende Klingenformen betrachtet und mehrere Zeichnungen angefertigt hatte, stand die Form schließlich fest. Es sollte ein etwas schmalerer Jagdnicker aus Damast mit Mooreichengriff werden.
Reichlich Schweiß und raue Hände
Der erste Tag wurde neben der Planung für die Herstellung des Rohlings genutzt. Den Damast wollte ich dabei unbedingt selbst herstellen. Dafür schnitten wir aus einem nickel- und einem manganlegierten Werkzeugstahl Plättchen aus und legten sie abwechselnd übereinander.
Nachdem diese verbunden waren, wurden sie auf 1.200 Grad Celsius erhitzt und mit dem Hammer „verschweißt“. Mit dem glühenden Metallblock ging es zum pneumatischen Hammer, um den Stahl zu falten. Nach vier identischen Arbeitsgängen hatten wir Damast-Stahl mit 240 Lagen als Grundlage für mein Messer. Bis dahin waren zehn Stunden vergangen.
Den Abend verbrachten wir mit Fachsimpeleien und kühlem Bier in der Schmiede. Am zweiten Tag widmeten wir uns dem Ausziehen des Damasts, dem Härten, dem Messergriff, der Montage und dem Feinschliff. Was sich so leicht anhört, bedeutete wieder mehrere Stunden schweißtreibende Arbeit. So dauerte es eine ganze Weile, bis das Metall in Klingenform gebracht worden war.
Als Maß für die Klinge bzw. die Schneide entschied ich mich wegen der Handlichkeit für 10,5 Zentimeter. Als Griffmaterial wählte ich das Stück einer alten Mooreiche, die irgendwann im Nachbarort geborgen und aufgeschnitten worden war. Das Material begeisterte mich sofort wegen seiner Schlichtheit. Und auch der Gedanke, dass das Holz aus unserer Region stammt, gefiel mir.
Um die richtige Länge (12,5 cm) des Griffes zu bestimmen, nahm ich den Rohling immer wieder in die Hand und passte ihn mit Hilfe von Säge, Feile und Sandpapier an meine Bedürfnisse an. Die dunkelbraune Farbe des Holzes und der Maserung des Damasts harmonieren wunderbar. Als Kontrast dient das Parierstück aus Bronze.
Ein Jagdmesser fürs Leben
Als alle Bestandteile angepasst und verleimt worden waren, wurde die Klinge auf maximale Schärfe (Schleifwinkel: 20 Grad) gebracht. Natürlich geschah auch das in mühevoller Handarbeit. Nach über 22 Stunden war es dann so weit: Ich hielt mein selbst hergestelltes Damastmesser in den geschundenen Händen.
Es versteht sich von selbst, dass das Einzelstück niemals verkauft werden wird. Denn es ist und bleibt „mein bestes Stück“, auch wenn irgendwann einmal ein weiteres selbst gebautes Damastmesser hinzukommen sollte.
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