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Altes Erbstück

Doppelflinte CZ Poldi Elektro

Autor David Ris mit Wachtel und Doppelflinte bei der Kaninchenjagd.

Neben einigen Repetierern befindet sich auch eine Doppelflinte in meinem Schrank - eine CZ Poldi Elektro. Sie ist nichts Besonderes, besitzt weder schönes Holz noch aufwändige Gravuren. Aber sie hat Seitenschlosse und ... eine dunkle Geschichte. Die Waffe wurde von meinem Urgroßvater Rudolf Hofmann angeschafft. Er war so passioniert, dass er selbst während des Ostfeldzuges nur wenige Kilometer hinter der Frontlinie Böcke jagte.

Nach der Kriegsgefangenschaft lebte er in Reit im Winkel. Die ortsansässigen Jäger luden den „Herrn General“ regelmäßig zur Jagd ein. Aber er hat wohl mehrmals abgelehnt und immer wieder gesagt, dass er keine Flinte mehr habe. Das ging so lange, bis man ihm unterstellte, er könne wahrscheinlich gar nicht schießen und würde sich deshalb vor den Einladungen drücken. Um das Gerücht zu entkräften, erwarb er schließlich eine Doppelflinte CZ Poldi Elektro im Kaliber 16/70. Auf der ersten Jagd erlegte er damit nicht nur die meisten Enten, sondern auch den einzigen Fuchs. Danach zweifelte keiner mehr seine Schießfertigkeiten an, und er konnte sich wieder dem Fliegenfischen an der Traun widmen.

Wie es sich gehört, besitzt die Querflinte einen Doppelabzug.

Enten-Dublette an der Leine

Als Großvater gestorben war, lösten mein Vater und ich seinen Hausstand auf. Dabei stießen wir im Keller auf ein dick in Spinnweben gehülltes Paket. Aus dem spröden Lederfutteral schälten wir die Querflinte. Ich war zu diesem Zeitpunkt Forststudent in Göttingen und Jäger. Nach Rücksprache mit meiner Waffenbehörde durfte ich die CZ-Flinte auf meiner Waffenbesitzkarte eintragen lassen. Vom Wachtelrüden am Ufer der Leine aufgestöbert, schoss ich im Herbst mit dem Erbstück meine erste Enten-Dublette. Ich freute mich sehr darüber, denn es waren die ersten beiden Schüsse, die mit der Querflinte nach über 40 Jahren abgefeuert worden waren. Zudem waren es meine ersten Enten überhaupt.

Trotz ihrer Geschichte ist die Flinte eine treue Begleiterin geworden.

Während meines dritten Semesters galt es, ein Praktikum im Forstbetrieb zu absolvieren. Gegen Ende des Praxis-Semesters erreichte mich beim Auszeichnen im Wald der Anruf meiner Mutter. Aufgelöst und unter Tränen sagte sie mir einen Satz, der mir heute noch durch Mark und Bein geht: „David, Du musst nach Hause kommen. Papa ist tot.“ Ich dachte sofort an einen Herzinfarkt oder einen Unfall. Doch die Wahrheit war viel schlimmer. Er hatte sich mit der Flinte das Leben genommen.

Frieden mit der Doppelflinte

Zwei Jahre später waren meine damalige Freundin und ich in Ostfriesland. Ein Freund meiner Schwiegereltern besitzt dort eine Eigenjagd - ein traumhaftes Revier mit Ente, Hase und Fasan. Als er erfuhr, dass wir für ein paar Tage in den Norden kommen würden, rief er an und sagte, dass wir unsere Flinten mitbringen sollen. Zunächst sträubte sich in mir alles, die verfluchte Waffe anzufassen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass die Waffe für das Geschehene nicht verantwortlich gemacht werden kann. Das Unglück hatte andere Ursachen.

Klassisch ist der schlanke Vorderschaft der Doppelflinte.

In Ostfriesland angekommen, gingen wir sofort auf Jagd. Ich ließ meinen Hund im Schilf stöbern. Doch statt der Enten wurde in der Abendsonne ein Fasanenhahn hoch. Was für ein Bild! Ansprechen, Anschlagen und Schießen waren eins. Von den Schroten getroffen, fiel er auf den Acker. Als mir mein Wachtel den prächtigen, in der Sonne glänzenden Hahn brachte, löste sich etwas in mir. Ich hatte meinen Frieden mit der Doppelflinte gemacht.

Großflächige Gravuren sucht man an der CZ Poldi Elektro vergebens.

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