Kaliber .308 Win. auf Eis

Vor nicht allzulanger Zeit habe ich eine interessante Diskussion zwischen zwei älteren Jägern verfolgt. Es ging um seltsames Verhalten von Waffen oder Munition. Der eine Jäger berichtete von einem Erlebnis bei der Jagd in Polen. Dort habe er an einem bitterkalten Morgen auf einen starken Keiler geschossen. Dieser habe aber nicht gelegen; obwohl er gut abgekommen sei.

Die anschließende Kontrolle des Anschussses ergab, dass der Schütze deutlich zu tief abgekommen war und nur den Vorderlauf getroffen hatte. Dies bestätigte sich, da der Schweißhundeführer nach längerer Suche den Bassen erlösen konnte. Der Weidgenosse führte weiterhin aus, dass er im Verlauf des Tages dann einen Kontrollschuss mit der Waffe gemacht habe. Es sei alles normal gewesen. Seiner Ansicht nach lag es nicht an einem schlechten Schuss, sondern daran, dass die Munition über Nacht bei zweistelligen Minusgraden im Auto gelegen habe. Kaltes Pulver ergäbe einen geringeren Gasdruck, damit ein langsameres Geschoss und Tiefschuss.

Diese Idee fand ich spannend, denn die Theorie klingt zunächst nachvollziehbar. Bei genauerer Betrachtung stutzt man aber. Ein langsameres Geschoss heißt ja nicht automatisch Tiefschuss – da spielt die Laufschwingung ja auch noch eine Rolle, oder?! Irgendwie ließ mich die Sache nicht los. Gerade, wenn man beim Nachtansitz im Winter bei strengem Frost die Munition mehrere Stunden in der Waffe hat, kühlt diese ja deutlich aus. Hat das wirklich so einen starken Einfluss auf die Treffpunktlage der Waffe, dass es einen Tiefschuss von guten 30 Zentimetern ergibt?