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Streitfrage

Ringeln

Am einfachsten lässt sich Wild im Hängen Ringeln

Pro

Bereits in jungen Jahren habe ich meinem Vater bei der roten Arbeit zugesehen und geholfen. Dabei öffnete er stets bei allen Stücken das Schloss. Im Zuge meines Jagdscheinkurses lernte ich später ebenfalls diese Technik. Inzwischen bin ich jedoch dazu übergegangen, einen Großteil meiner erlegten Stücke zu ringeln. Dadurch verringert sich zum einen die Schnittfläche am Wildkörper. Diese dient Bakterien als Pforte, wodurch das Fleisch schneller ungenießbar werden kann. Zum anderen minimiert sich das Risiko einer unnötigen Verunreinigung der Keulen, sollte das Stück im Revier aufgebrochen werden. Auch wird das Austrocknen des Wildbrets durch das Ringeln verhindert. Bricht man das Wild zudem im Hängen auf, so finde ich, ist das Ringeln die wirklich bessere Methode. Zu Beginn bedarf es vielleicht etwas Übung. Mittlerweile geht es mir zügig von der Hand. Eine sogenannte Ringelhilfe ist meiner Meinung nach nicht zwingend notwendig. Bei kräftigen Stücken, wie einem Rothirsch oder einem schweren Stück Schwarzwild, kann man das Schloss dennoch öffnen. Dadurch soll der Wildkörper schneller auskühlen. Wird dieses Stück im Liegen aufgebrochen, sollte das Gescheide seitlich herausgenommen werden. Andernfalls ist eine Verunreinigung der Keulen zu befürchten. Am besten bespricht man sich vorher mit seinem Wildbretabnehmer, welche Methode er bevorzugt.

Eva Grun, Volontärin der dlv-Jagdmedien

Kontra

Die erste rote Arbeit erledigte ich mit 14 Jahren. Mein kleiner Bruder hielt die Läufe des Frischlings, während mein Vater mit mir gemeinsam das Messer führte. Er zeigte mir genau, wo und in welchem Winkel ich es am geschicktesten ansetzen muss. In weiser Voraussicht wählte er für den ersten Versuch keine wiederkäuende Schalenwildart. Schließlich näherte ich mich mit dem Messer den Keulen. Damit ich mir keinen Schnitzer erlaube, schob mein Lehrmeister an dieser Stelle einen Vortrag über das Schlossaufbrechen mit allen dazugehörigen Tricks und Tipps ein. Inklusive dem „Pürzeltrick“, der das Schloss knacken und die Keulen auseinanderklappen lässt. Vor allem bei größeren Stücken ist dies wichtig. Dadurch kühlen sie schnell aus und die Wildbretqualität leidet nicht. Ringeln bewahrt das Stück zwar vor Keulenschnitten durch dilettantisches Aufbrechen und vermeidet Verunreinigungen, die z.B. beim Bergen entstehen können, beides lässt sich aber durch Umsicht vermeiden. Außerdem ist dies nachrangig, wenn das Stück verhitzt ist, weil es nicht vernünftig auskühlen konnte. Auch Ringeln will gelernt sein und schützt den Weidwerkenden nicht vor Schnitten in die Keule oder Losungsresten darauf. Warum also das Rad neu erfinden und die Ringelhilfe gleich dazu? Verlassen wir uns doch auf alt bewährte Tricks, ein scharfes Messer und einen ebensolchen Sachverstand.

Helena von Hardenberg, Volontärin der dlv-Jagdmedien

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