Nachtschicht

Heimlicher Suhlenkanzel-Keiler

Marco Maas

26. Oktober 2021

Hessen Schon mehrere Tage hatten wir den alten Keiler an der Suhlenkanzel im Revier Biblis (Hessen) bestätigt. Der schlaue Bursche kam meistens um vier Uhr morgens an die Kirrung, wohlwissend, dass die Jäger zu dieser Zeit bereits im Bett sind. Ich stellte mir den Wecker und pirschte 1.30 Uhr leise den Pirschweg zur Suhle. Kurz vor der Kanzel sah ich mit der Wärmebildkamera den Bassen bereits auf dem Kirrplatz brechen. Doch er hatte wohl etwas mitbekommen und brach mit einem Warnlaut in den Bestand weg. Ich hakte die Mission schon als gescheitert ab und blieb minutenlang regungslos vor der Kanzel stehen. Ich hätte in den Hut beißen können. Den Wind hatte ich voll im Gesicht, daran konnte es nicht gelegen haben. Nach zehn langen Minuten: wieder ein Krachen im Bestand. Er war noch da! Vorsicht zog er um mich herum und verhoffte etwa 15 Meter links von mir. Ich konnte seine Silhouette mit der Wärmebildgerät immer wieder erkennen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Jagdfieber pur!

Als er anfing, laut Eicheln aufzunehmen, konnte ich vorsichtig auf die Kanzel aufbaumen. Nachdem er den Kirrplatz nochmals umschlagen hatte, um Wind zu holen, trat er wieder aus. Ich nutzte die Chance und ließ die .308 Win. fliegen. Der Keiler lag im Knall, und ich wurde kräftig vom Jagdfieber durchgeschüttelt. Der Basse wog zwar nur 70 kg, war jedoch fünf bis sechs Jahre alt. Er war vom Gewaff her mein bislang stärkster Keiler in 20 Jagdjahren. Ein herzliches Weidmannsdank an den Beständer Friedrich Wetzel, der mich zudem fleißig beim Bergen des Schwarzkittels unterstützte.

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