Der gute Hirte

Grade mal vierzehn Jahre alt ist Otto, der Sohn vom Huisenbauer, als der Vater ihm, dem landwirtschaftlichen Lehrling, die Verantwortung für die sechszehn Milchkühe auf der Alm überträgt. Sechs Bergsommer werden aus dem anfangs ganz allein auf sich gestellten Schulbub einen firmen Senner machen, dessen Liebe und Fürsorge für das Vieh und dessen tiefes Eingebundensein in die Natur sein Leben in ganz besonderer Weise prägen werden. Alles was er dort droben zum Essen und Leben braucht, muss er einmal in der Woche mühsam auf einer Kraxe mehrere Stunden nach oben tragen.

Schon um drei Uhr in der Früh heißt es für den noch heranwachsende „Bua“ aufstehen, um die Kühe zu melken und die gewonnene Milch zu Butter und Käse zu verarbeiten. Wenn das Vieh unter dem vielstimmigen Gebimmel der um ihren Hals baumelten Glocken wieder draußen auf den saftigen Wiesen des steilen Geländes grast, hört man den Otto im Kaser mit dem Milchgeschirr klappern und hantieren und vielleicht auch, wie er Gedanken gerne auch Flüche, mal leise, mal lauter, vor sich hinmurmelt. Es ist ja niemand da, mit dem er sich unterhalten könnte.