Klein, aber oho!

Das ist schon meine zweite Beretta M71. Als die erste damals noch in der VISIER-Redaktion in Bad Ems eintrudelte, verschwand ich mit einem Päckchen Munition und ohne Gehörschutz – ist ja nur Kleinkaliber, dachte ich – im Revier von Winnie Weber. Nach vier Schuss Funktionskontrolle klingelten mir dermaßen die Ohren, dass ich zurückfuhr und sogleich hektisch vom Jagdpächter angerufen und mit der Aussage konfrontiert wurde, dass wir wohl Wilderer im Revier hätten. Ich gestand ziemlich kleinlaut! Die rückstoßschwache 22er Munition kann schwere Verletzungen durch Verformung oder gar Aufsplitterung verursachen.

Gerade mit HV-Patronen (high velocity) dringen die Geschosse problemlos in Torso und Schädelknochen ein, weshalb verschiedene Staaten die Spezialisten ihrer Sicherheitsorgane schon früh damit ausrüsteten. Als in den 1970ern Flugzeugentführungen als politisches Instrument „in Mode kamen“, gab man bewaffneten Flugbegleitern 22er Pistolen wie die Beretta M71 mit, denn ihre Projektile durchschlugen nicht die Flugzeugkabine. Es sind mehrere Fälle bekannt, in denen Entführer damit ausgeschaltet werden konnten. Denn der geringe Rückstoß ermöglicht gleich mehrere schnelle Treffer hintereinander, was Jan Boger in seinem Buch „Combat Digest“ als „multiple hit“-Effekt bezeichnet. Später wurde es dann ruhig um die kleinen Pistolen.