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Rüde oder Hündin?

Die Geschlechter-Frage

Rüde oder Hündin: Welches Geschlecht soll der künftige Jagdhelfer haben?

Hündinnen sind leicht zu erziehen, Rüden sind härter, raufen eher und haben mehr Schneid: Häufig hört man derartige Sätze, wenn es um die Wahl des Geschlechts beim Jagdhund geht. Dabei werden jedoch persönliche Vorstellungen und Vorlieben häufig verallgemeinert. Fakt ist: Leistungs- und auch Konfliktpotential haben beide Geschlechter. Entscheidend sind die Vorstellungen des Führers und eine entsprechende Prägung. Trotzdem gibt es einige Punkte zu bedenken.

Um eine ungewollte Trächtigkeit der Hündin zu vermeiden, sollte sie während der Hitze sicher untergebracht werden.

Eine Hündin wird normalerweise zweimal pro Jahr läufig. Während dieser Zeit ist sie nur eingeschränkt einsetzbar. So kann ich eine heiße Hündin zum Beispiel nicht auf einer Drückjagd einsetzen. Anwesende Rüden registrieren ihre Gegenwart und stellen ihr nach, anstatt zu jagen. In der Folge kann es dann zu Raufereien zwischen interessierten Rüden bis hin zum ungewollten Deckakt kommen – von der entsprechenden Beeinträchtigung des Jagdbetriebes ganz zu schweigen.

Hündinnen können beispiels-weise zur Drückjagdsaison läufig und somit nicht eingesetzt werden.

Die Läufigkeit und ihre Auswirkung

Läufige Hündinnen färben mehr oder weniger deutlich – wir finden die Blutstropfen meist am Fußboden. Eine läufige Hündin wird auch zum Zeitpunkt der höchsten Bereitschaft versuchen, zu einem Rüden zu kommen; das erfordert somit eine sichere und dauerhafte Beaufsichtigung.

Zeitweise können zusätzlich Wesensveränderung auftreten, die Hündin wird sensibel. Auf die überstandene Hitze kann in einigen Fällen eine Scheinträchtigkeit folgen, bei der die Hündin deutliches Brutpflegeverhalten an den Tag legt. Dabei trägt sie beispielsweise Socken, Schlappen oder Spielzeug in ihren Korb und verteidigt diese gegebenenfalls sogar. Die Milchleiste schwillt an und Milch schießt ein.

Entsprechende Krankheiten wie Milchleistenkrebs oder Gebärmuttervereiterungen bekommen naturgemäß nur Hündinnen. Wenn man nicht vorhat zu züchten, lohnt hier die Rücksprache mit dem Tierarzt, ob er Medikamente gegen eine Scheinträchtigkeit oder gar eine Kastration empfiehlt. Vorsicht: Auch eine Kastration kann zu Wesensänderungen führen. Bei gewissen Rassen kann die Kastration auch Fellveränderungen zur Folge haben.

Häufiges Markieren gilt als Unart von Rüden. Manche Hündinnen tun das aber ebenfalls.

Möchte ich ungewollten Hundenachwuchs vermeiden, muss ich die läufige Hündin während der Hitze entsprechend sicher aufbewahren und halten. Unangemeldete nachbarschaftliche Rüdenbesuche auf dem Grundstück mit Kratzen an Türen oder wehleidigen Heularien voller Sehnsucht sind nicht jedermanns Sache.

Zur angeblichen Leichtführigkeit einer Hündin nur so viel: Eine dominante Hündin hat ebenso ihren Führungsanspruch und versteht, diesen durchzusetzen. Als Hundeführer kann ich mir daran ebenfalls die Zähne ausbeißen. Die Rangfolge zwischen dem Menschen und dem Hund muss klar zugunsten des Menschen geregelt sein – egal ob Rüde oder Hündin.

Komment- und Beschädigungskämpfe

Auslöser für Kommentkämpfe ist meist eine ungeklärte Rangordnung.

Als Unart der Rüden wird der ständige Drang zum Markieren angeführt. Nun gibt es aber auch Hündinnen, die dieses Verhalten zeigen. Auch hier hilft eine klare Rangordnung. Im Gegensatz zur Hündin habe ich bei Rüden zwar keine Ausfallzeiten durch Läufigkeit oder Scheinträchtigkeit, aber sobald eine läufige Hündin in der Nähe ist, fangen auch die Rüden naturgemäß zu spinnen an.

Wer schon eine Schweißfährte arbeiten durfte, auf der vorab eine läufige Hündin eingesetzt wurde, kennt das Problem. Rüden entwickeln entsprechende Strategien, um zu einer heißen Hündin zu gelangen. Sie graben sich z.B. unter dem Zwinger oder den Gartenzaun durch oder heulen die ganze Nachbarschaft nieder.

Analog zum Gebärmutterkrebs bei Hündinnen kann bei Rüden Hodenkrebs ein Thema werden – auch hier lohnt sich die Rücksprache mit einem Tierarzt, der eventuell eine Kastration empfiehlt. Wesensveränderungen sind beim Rüden ebenso möglich; früh kastrierte Rüden können unter Umständen größer werden.

Nach landläufiger Meinung gelten Rüden als rauflustiger als Hündinnen. Vor allem sogenannte Kommentkämpfe, also ritualisiert ablaufende Kämpfe, die schwerere Verletzungen vermeiden sollen, werden vermehrt Rüden nachgesagt. Auslöser ist meist eine ungeklärte Rangordnungsfrage. Mit übersteigerter Angriffssymbolik und lautstarkem Kampfgeschrei bieten diese Kommentkämpfe einen spektakulären Anblick und enden meist ohne größere Verletzungen – ein Loch im Behang gilt unter Hunden als leichter Schmiss.

Aus verschiedenen Gründen kann sich der Kommentkampf aber zum Beschädigungskampf weiterentwickeln. Hier ist dann Schluss mit lustig – schwere Verletzungen oder gar der Tod des Kontrahenten werden in Kauf genommen. Die übersteigerte Angriffssymbolik und die hohe Lautstärke des Kommentkampfes fehlen in diesem Fall. Gründe für Beschädigungskämpfe sind z.B. einfach fehlende Sozialisierung eines Gegners, der keine sauberen Abbruchsignale wie „auf den Rücken werfen“ oder „Beißhemmung“ gelernt hat. Neben aus dem Ruder gelaufenen Kommentkämpfen ist ein weiterer Auslöser für Beschädigungskämpfe oft sexuelle Konkurrenz – hier dann eher bei Hündinnen während der Hitze oder während sie einen Wurf großziehen.

Eine Hündin fällt nicht nur während der Hitze aus. Auch die Aufzucht der Welpen benötigt seine Zeit.

Erfahrenen Kynologen zufolge ist die grundsätzliche Bereitschaft zur Auseinandersetzung in vielen Fällen eine Frage der vorherrschenden Rangordnung, vor allem zwischen Führer und Hund sowie der Sozialisierung – und weniger eine Frage des Geschlechts.

Nächste Folge: In PIRSCH 15 gibt der Autor Tipps zur Wahl des Zuchtzwingers.

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