Nachtjagd-Optikadapter
Die richtige Verbindung
Um ein Dual-Use-Nachtsichtgerät mit einem Zielfernrohr zu verbinden, wird ein entsprechender Montage-Adapter benötigt. An einer Seite wird die Nachtsichtoptik befestigt, die andere Seite kommt auf das Objektiv des Zielfernrohrs. Der Adapter hat die Aufgabe, beide Optiken möglichst spielfrei zu verbinden und das Nachtsichtgerät auch nach mehrfachem Auf- und Absetzen wieder exakt in die gleiche Position zu bringen. Besonders Wärmebildkameras, aber auch digitale Nachtsichtgeräte sind hier sehr empfindlich und reagieren mit Treffpunktlageveränderungen, wenn der Montage-Adapter Schwächen zeigt.
Drei wesentliche Testkriterien
Wir haben uns angesehen, was der Markt zu bieten hat und die Adapter auf ihre Schussfestigkeit, Handhabung und vor allem auf ihre Wiederkehrgenauigkeit getestet. Unsere Montage-Adapter stammen von Rusan, Smartclip, Recknagel, Jahnke, Blaser und Präzise Jagen.
Bei Wärmebildkameras und digitalen Nachtsichtgeräten wird das Bild auf einem rechteckigem Bildschirm ausgegeben, auf den man mit dem Zielfernrohr wie mit einer Lupe blickt. Damit beim Schuss die Treffpunktlage (TPL) des Zielfernrohrs erhalten bleibt, müssen sich beide Optiken auf der selben optischen Achse befinden. Daher ist es notwendig, die Wärmebildkamera oder das digitale Nachtsichtgerät an das Zielfernrohr (ZF) anzupassen. Dafür haben diese Geräte ein Bildschirmverschiebemenü, das es erlaubt, den Bildschirm zur Zieloptik hin auszurichten. Auf dem Schießstand wird das Nachtsichtgerät mit einigen Probeschüssen so lange angepasst, bis die gewünschte TPL erreicht ist.
Verdrehen oder verkanten vermeiden
Künftig ist aber genau darauf zu achten, dass der Adapter – immer – absolut gleich platziert wird, sonst gibt es TPL-Veränderungen. Ein verdrehtes/ verkantetes Aufsetzen ist unbedingt zu vermeiden: Sonst schaut man auf einen anderen Punkt des Bildschirms als beim Einschießen der Waffe.
Die meisten Adapterhersteller haben mehrere Gewindegrößen im Programm oder die Hersteller der Nachtsichtgeräte bieten Reduzierstücke für ihre Optiken an, um sie den Adaptern anzupassen. Für jedes auf dem Markt angebotene Vorsatzgerät finden sich meist mehrere Adapter, mit denen eine Montage möglich ist. Beim Test haben wir eine Wärmebildkamera Liemke MERLIN-42 verwendet, die einen Anschluss M52 x 0,75 hat – ein sehr gängiges Gewinde. Wir haben als Testwaffe eine Sauer-Repetierbüchse Modell 404 in .308 Win. und mit einem Wechsellauf in 9,3 x 62 benutzt. Der .308er Lauf war mit einem Schalldämpfer bestückt, der 9,3 x 62-Lauf nicht. Denn wir wollten wissen, wie die Adapter mit stärkeren Rückstoßkräften fertig werden. Als Zielfernrohr diente ein Noblex 2-12 x 50. Für den Blaser-Adapter, der ja nur mit dem Blaser-Zielfernrohr 1-7 x 28 verwendet werden kann, haben wir eine damit ausgestattete Blaser R8 benutzt, dto. in .308 Win. (mit SD) und 9,3 x 62 (ohne SD). Die Objektive beider Zielfernrohre wurden sorgfältig mit Bremsenreiniger entfettet. Das ist bei der Verwendung eines Montage-Adapters ein wichtiger Punkt: Öl oder Fett würden seine Klemmkräfte stark beeinflussen!
Rusan
Für jeden etwas
Der kroatische Hersteller Rusan stieg sehr früh ins Adaptergeschäft ein und bietet eine enorme Auswahl. Es gibt einen einteiligen Klemmadapter und den neuen zweiteiligen Modularadapter. Letzteres hat eine Bajonettverbindung über vier Verriegelungswarzen. Hier wird das zweite Adapterteil, der Connector eingesetzt, an dem sich jetzt das Anschlussgewinde für die Nachtsichtoptik befindet. Dieser ist dann fest mit dem Nachtsichtgerät verbunden; der Klemmadapter kann also auf dem Zielfernrohr verbleiben. Um beide Geräte zu verbinden, reicht eine Vierteldrehung der Bajonettverbindung. Der Klemmadapter kostet ca. 160 €, der Modular-Verbinder ca. 70 €. Um das Nachtsichtgerät an mehreren ZF zu befestigen, werden noch weitere Klemmadapter benötigt. RM
Ein wichtiger Punkt ist, mit welcher Kraft die Adapter gespannt werden (können), ohne dass Schäden an der Zieloptik zu befürchten sind. Wir haben einige ZF-Hersteller gefragt, welche Klemmkräfte dabei unbedenklich sind. Spezielle Vorgaben für Montage-Adapter gibt es zwar nicht, aber Zielfernrohre werden ja auch mitunter mit Objektivringen montiert und dazu werden maximal 2 Nm empfohlen. Um sicherzugehen, dass das Zielfernrohr keinen Schaden nimmt, haben wir die Klemmadapter mit 1,5 Nm angezogen und die Klemmhülse des Präzise Jagen-Adapters mit den vom Hersteller empfohlenen 1 Nm.
Recknagel
Extra sicher
Der Adapter des deutschen Herstellers Recknagel Feintechnik ist vom technischen Aufbau und den Abmessungen her nahezu identisch mit dem von Rusan. Auch bei Recknagel ist ein Klemmstück vorhanden, das innen mit einem rutschhemmendem Material ausgeklebt ist und ein festes Teil mit Anschlussgewinde. Die Wandstärke ist mit 2,2 mm geringfügig dicker. Die Klemmung erfolgt ebenfalls über einen vertikal arbeitenden Hebel. Aber hier gibt es eine zusätzliche Hebelsicherung in Form eines Schiebers, der automatisch einrastet und verhindert, dass sich der Hebel ungewollt öffnen kann. Außerdem ist noch eine Schnittstelle vorhanden, an der sich etwa eine Picatinnyschiene zur Montage eines Infrarotaufhellers anbringen lässt. Der Adapter kostet etwa 190 €. RM
Bei der Handhabung dürfte es keine großen Probleme geben. Die Klemmadapter von Rusan, Smartclip, Jahnke und Recknagel müssen bei geöffnetem Klemmhebel bis zum Anschlag aufgeschoben und dann so ausgerichtet werden, dass der Mittelbalken des ZF-Absehens waagerecht steht. Das geht, wenn man bei geöffnetem Klemmhebel durch das ZF schaut, das eingeschaltete Vorsatzgerät dreht, bis der Balken waagerecht steht und dann den Klemmhebel schließt. Schneller geht es, wenn man je eine Markierung am Adapter und am ZF-Objektiv anbringt (Nagellack ist sehr gut). Alsdann werden beide Markierungen nur noch in Deckung gebracht. Bei Dunkelheit in der Kanzel ist das aber wegen schlechter Sicht nicht ganz einfach. Die Adapter von Blaser und Präzise Jagen und auch der zweiteilige Rusan-Adapter bereiten solche Widrigkeiten nicht, denn sie lassen sich nicht falsch oder verdreht aufsetzen.
Größeres Objektiv – größere Klemmfläche
Wir haben mit den Adaptern mit dem .308 Win.- und dem 9,3x62-Lauf je drei Schuss abgegeben und kontrolliert, ob sich der Adapter nach dem Schuss noch ordnungsgemäß auf dem Objektiv befand. Beim Kaliber .308 Win. (mit SD) gab es keine Probleme, die Adapter bewegten sich nicht. Beim Kaliber 9,3 x 62 (ohne SD) sah das anders aus. Blaser, Jahnke und Präzise Jagen hatten keine Probleme. Die Modelle von Rusan, Smartclip und Recknagel wanderten aber mehr oder weniger in Richtung Laufmündung.
Smartclip
Solide Wandstärke
Dieser Adapter wird bei Smartclip in Slowenien gefertigt und ist technisch denen von Rusan und Recknagel sehr ähnlich. Das Klemmstück wird aber nicht über einen Hebel bedient, der längs zur Zielfernrohr-Achse arbeitet, sondern über einen breiten Spannhebel quer zur ZF-Achse. Im verriegeltem Zustand liegt der Hebel dann flach an. Eine Hebelsicherung gibt es nicht. Mit 3 mm ist die Wandstärke des Smartclip noch etwas höher als bei Rusan oder Recknagel. Innen ist der Adapter auch hier mit rutschhemmendem Tape ausgekleidet. Smartclip fertigt den Adapter in vielen Größen, teils mit feinen Abstufungen von 0,5 mm: So ist es kein Problem, einen genau passenden Adapter für seine Zieloptik zu finden. Mit ca. 180 € bewegt sich Smartclip im Preisbereich von Rusan und Recknagel. RM
Folge dieser „Wanderung nach vorn“ war eine deutliche Änderung der Treffpunktlage um bis zu 15 cm/ 100 m. Um das zu verhindern, müsste die Klemmkraft des Adapters erhöht werden, wobei aber nicht auszuschließen ist, dass das ZF dabei Schaden nimmt oder der Hebel des Adapters nach jedem Schuss geöffnet und alles wieder auf Anschlag zurückgeschoben werden. Schnelle Folgeschüsse wären so unmöglich.
Jahnke Nachtsichttechnik
Militär-konform
Die für ihre Nachtsichttechnik bekannte Firma Jahnke offeriert einen eigenen Montage-Adapter, der in Deutschland und unter Einhaltung strenger militärischer Vorgaben hergestellt wird. Der Jahnke-Adapter arbeitet ebenfalls mit einer geschlitzten Klemmhülse, hat aber ein längeres Aufnahmeteil und innen eine Drei-Punkt-Auflage. Durch diese Drei-Punkt-Auflage erfolgt die Übertragung der Kräfte auf das Objektiv des Zielfernrohrs sehr gleichmäßig und präzise. Beidseitig sind Aufnahmen für Infrarotaufheller vorhanden. Zurzeit sind nur Adapter für die Objektiv-Außendurchmesser 56 mm und 62 mm erhältlich. Und es steht ausschließlich ein Anschlussgewinde mit dem Maß M52x0,75 zur Verfügung. Der sehr sauber verarbeitete Adapter kostet ca. 180 €. RM
Ein Faktor ist hier aber auch der ZF-Objektiv-Außendurchmesser. Wir haben ein 50er Zielfernrohr mit 56 mm Außendurchmesser benutzt. Je nach Außendurchmesser ändert sich die Fläche, die für die Klemmung zur Verfügung steht. Bei einem 56er Zielfernrohr, das ca. 62 mm Außendurchmesser hat, sollte es etwas besser sein, während ein 42er mit 48 mm schlechter sein müsste. Hier kann der Adapter dann leichter rutschen.
Ohne Vorsatzoptik lagen die Dreier-Streukreise bei 2,5 bis 3 cm/ 100 m. Mit Wärmebildgerät leidet die Präzision etwas. Das etwas körnige Bild und ein 4 cm durchmessendes Wärmepad sind kein optimales Ziel, zumal die Vergrößerung des Zielfernrohres nur bis 6-fach genutzt werden konnte. Bei höherer Vergrößerung wurde das Bild deutlich schlechter und das Anvisieren eines 4-cm-Pads unmöglich. Bei der Wärmesignatur einer Sau sieht das natürlich anders aus, da kann man durchaus die Vergrößerung höherstellen.
Blaser Jagdwaffen
Eigengewächs
Blaser vereint sein ZF 1 - 7 x 28 maßgeschneidert mit den Liemke-Modellen MERLIN-13/42/35 und LUCHS-1. In der ZF-Innenschiene wird ein Rückstoßstollen verschraubt. Der hat an der Hinterseite eine halbkreisförmige Anlagefläche, an die sich ein Querriegel im unteren Montageteil des Adapters anlegt. Der Riegel ist oben flach, sodass er sich geöffnet beim Aufsetzen über den Stollen aufschieben lässt. In der Endposition wird er um 45 Grad gedreht und angedrückt, wodurch eine zusätzliche Klemmung des Montageteils im oberen Bereich am ZF-Körper erfolgt. Der Adapter ist so gegen Abziehen und Verdrehen gesichert und nach vorn durch den Querstollen. Eine sehr innovative Lösung, die ein falsches Aufsetzen von vorn herein unmöglich macht. Der Adapter kostet ca. 250 €. RM
Wir haben mit jedem Adapter und jedem Lauf wiederum drei Schuss abgegeben, wobei das Vorsatzgerät nach jedem Schuss abgenommen und wieder aufgesetzt wurde. Da Vorsatzgerät, ZF und Büchse unverändert blieben, sind Unterschiede im Streukreis ausschließlich dem Adapter zuzuschreiben.
3-cm-Streukreise bekommt man mit einem Wärmebildgerät vor dem Zielfernrohr auf 100 m kaum hin. 5 - 6 cm sind hier schon als gut anzusehen. Das gelang mit Blaser, Präzise Jagen und Jahnke. Die anderen Modelle lieferten 2 - 3 cm größere Streukreise. Auch bei der Wiederkehrgenauigkeit haben Blaser, Jahnke und Präzise Jagen die Nase vorn. Ob das jagdlich eine große Rolle spielt, ist eine andere Sache: Ein Stück Schwarzwild hat eine tödliche Trefferfläche, die deutlich größer als 8 - 9 cm ist.
Präzise Jagen
Mehrfach nutzen
Der zweiteilige Multiadapter von Präzise Jagen wird von der Weigl-Metall GmbH in 86669 Klingsmoos gefertigt. Die Alu-Klemmhülse (3mm Wandstärke, 4 Inbusschrauben) wird am ZF-Objektiv fest angebracht. Innen ist die Klemmhülse gestaltet wie das Dreibackenfutter einer Drehbank. Die Übertragung der Klemmkräfte erfolgt ideal gleichmäßig. Vorn bietet die Klemmhülse eine Aufnahme für fünf Verriegelungswarzen. Das Gegenstück mit den Warzen, der Verbinder, wird fest auf das Vorsatzgerät per Inbusschraube fixiert. Das Verriegeln erfolgt bequem im 30 °-Modus. Die Klemmhülsen kosten ca. 180 €, das Verbindungsstück ca. 95 €. Soll das Gerät an mehreren Zielfernrohren befestigt werden, braucht man weitere Klemmhülsen. Denn der Verbinder bleibt am Vorsatzgerät. RM
Fazit: Im Prinzip erfüllen alle Montage-Adapter unter jagdlichen Gesichtspunkten ihren Zweck, wenn ein relativ rückstoßarmes Kaliber wie etwa .308 Win., .30-06 oder 8 x 57 IS benutzt wird und die Büchse auch noch einen Schalldämpfer hat. Hier sind alle Modelle – was Präzision und Wiederkehrgenauigkeit angeht – ausreichend gut. Bei Kalibern wie der 9,3 x 62 oder gar einer .300 Win. Mag. und evtl. noch ohne Dämpfer oder aber mit kleinem ZF-Objektivdurchmesser (also weniger Klemmfläche), sieht das schon anders aus. Dann sind die Ansprüche an den Montage-Adapter weitaus höher. Besonders Folgeschüsse sind hier problematisch, da der Adapter nach vorn wandern kann. Ob das bei der eigenen Waffe der Fall ist, muss daher unbedingt auf dem Schießstand überprüft werden. Dann muss entweder die Klemmkraft erhöht werden – wobei man es nicht übertreiben darf, um Schäden an der Zieloptik zu vermeiden – oder das Vorsatzgerät muss nach dem ersten Schuss wieder korrekt aufgeschoben werden. Hier haben die Modelle von Blaser, Jahnke und Präzise Jagen die Nase vorn: Sie bieten einen sehr festen Sitz des Nachtsichtgeräts und sind sehr wiederkehrgenau. Die größte Auswahl sowohl für verschiedene Objektivdurchmesser als auch in puncto Anschlussgewinde bietet die Firma Präzise Jagen.
✔ Immer und überall dabei
✔ Schon vor der Printausgabe verfügbar
✔ Komfortable Suchfunktion
✔ Auf bis zu 3 mobilen Endgeräten gleichzeitig
✔ Persönliche Merkliste
✔ Teilen-Funktion