Wehret den Anfängen

Im Toyota Hilux rumpeln wir durch den Forst, das helle Mai-Licht bricht durch die Blätterdecke des Mischwaldes. Plötzlich öffnet sich vor uns eine Waldwiese, wie es sich jeder Pächter wünscht. Rund 10 ha groß, bunt befleckt mit Wildblumen. Ein Schmalreh äst vertraut, rund 100 Meter entfernt. Als es uns bemerkt, zieht es langsam zurück in den Wald. Michael Nagl lehnt sich aus dem Fenster und lässt den Arm schweifen. „Die Wiese hier könnte bald jemand anders bejagen, obwohl sie mitten in meinem Revier liegt. Wie soll das funktionieren?“

Nagl und Brandenburgs Jäger kämpften bis vor wenigen Wochen gegen eine jagdliche Zeitenwende. Umweltminister Axel Vogel wollte mit einem neuen Jagdgesetz den Flächenstaat für den Waldumbau fit machen. Ein Mittel dafür sollte die Verkleinerung der Mindestgröße von Eigenjagden auf gerade einmal 10 ha sein. So hätten Waldbesitzer sich von der angeblichen „Wald mit Wild“-Mentalität ihrer Jagdpächter befreien und endlich das tun können, was politisch gewollt ist: Noch deutlich öfter den Finger krumm machen. Das Umweltministerium selbst nannte den Entwurf „ambitioniert.“ Eine breite Front aus landwirtschaftlichen und jagdlichen Interessenverbänden nutzte eher Adjektive wie „katastrophal“ und liefen Sturm gegen den Entwurf. Vogel knickte ein und will auf die 10 ha Eigenjagd im neuen Jagdgesetz verzichten.