Waffenanzeigen formulieren
Zu viel des Guten?
In aller Kürze
- In der Annonce offizielle Produktnamen nennen.
- Unmissverständliche Technik- und Kaliberangaben verwenden.
- Reelle Zustandsbeschreibung und Preisvorstellung erspart Fragen.
"Sie sollen Meldung machen und keine Romane erzählen“, schnauzte mich einst mein Wehrdienst-Ausbilder an, als ich mal wieder ellenlang ausgeholt hatte. Damals ahnte ich nicht, dass ich inzwischen seit Jahren als PIRSCH-Redakteur private Ausrüstungsanzeigen gegenlesen würde. Dabei kommt mir oft die Ermahnung des Feldwebels in den Sinn: Wie vieles sonst im Leben ließen sich auch Waffenannoncen knapp unmissverständlich auf den Punkt bringen. Ziel ist kein Jägerlebenslauf, sondern ein Verkaufserlös.
Was bei einem Pkw-Inserat selbstverständlich ist – nämlich die exakte Modellbezeichnung –, sollte auch bei einem Gebrauchtwaffeninserat von/ an privat gegeben sein. Waffentyp, Firma bzw. Manufaktur und Modell werden bitte korrekt wiedergegeben. Es reicht nicht, in die Waffenbesitzkarte zu schauen, da Typen- und weitere Namen dort oft unvollständig genannt werden. Die Kontrolle der Stempel an der Waffe selber kann hilfreich sein, der Blick in den vom Hersteller oft ausgestellten „Waffenpass“ oder in den Kaufvertrag ergänzen einander.
Was für’n Typ ist das denn eigentlich?
Der Begriff Bockflinte (kurz: BDF) ist eingängig, Bockbüchse nicht. Mit Bockdoppelbüchse (kurz: BDB) – von wegen „weißer Schimmel“ – sind wir auf der unmissverständlichen Seite, denn Annoncen werden bundesweit wahrgenommen. Während ein Nordlicht in der Bockbüchse ein Kipplaufgewehr mit zwei übereinanderliegenden Kugelläufen sieht, bezeichnet ein Süddeutscher mit Bockbüchs’ salopp seine Bockbüchsflinte. Fatal, nennt er in seiner Annonce dann nur das „wichtige“ Kugel- statt auch das Schrotkaliber. Besänftigen Sie mal einen Interessenten, der wegen des ansonsten stimmigen Angebots von Berlin nach Berchtesgaden angereist kommt und erstaunt in den Schrotlauf und damit in die sprichwörtliche Röhre blickt…
Erfinden Sie keinen Gewehrtyp, den Sie nicht besitzen. Sie bieten einen „Bergstutzen in 8 x 57 IRS – 5,6 x 52 R auf Basis einer Bockbüchsflinte ABC mit lauflangem Einstecklauf XYZ …“ an? Das liest sich für andere vielleicht wie eine Verleitfährte mit dem Beigeschmack „Provisorium für Unbetuchte“. Liefern Sie lieber verkaufspsychologisch positive Botschaften wie „BBF ABC, 12/70 – 8 x 57 IRS, vielseitiger dank thermostabilem EL der Firma XYZ in 5,6 x 52 R …“
Das klang doch auch so – wohl kaum
Bereits ähnlich klingende Firmennamen bilden Stolpersteine. Da wird die seit 135 Jahren insbesondere für ihre Kipplaufwaffen bekannte Firma Krieghoff irrtümlich mit „Krico“-Repetierern der Firma Kriegeskorte in Zusammenhang gebracht. Selbst bei gleichem Familiennamen kann es sich um verschiedene Betriebe handeln. Bitte keine Vornamen verwechseln: So sollte man nicht die heute vorrangig als Laufhersteller präsente Firma Lothar Walther mit dem Kurzwaffenhersteller Carl Walther verwechseln. Dann lieber kein Vorname? Bitte doch, denn eine unvollständig genannte Marke kann in einer vertanen Chance münden: Vielleicht bleibt ein Waffenfreund nicht bei „Verkaufe KLB Sodia …“ hängen, weil er in ihr „nur“ eine Kipplaufbüchse aus der Ferlacher Gewehrfabrik Franz Sodia sieht. Bei „Verkaufe KLB Anton Sodia …“ hätte er eingedenk des Manufakturnamens womöglich eher angebissen. Im Spiegel einer wechselvollen Firmengeschichte kann zudem die Erwähnung bestimmter Produktionsstandorte fallweise Erwerbsansporn oder -hindernis sein.
Beim Schrotkaliber nennen wir auch das wahre Patronenlagermaß: Ein Kaliber 16/67,5 gibt es nicht, es ist nur die so lautende Patrone, die sich sowohl aus einer 16/70er als auch 16/65er Flinte verschießen lässt. Bei einer älteren, womöglich wertvollen Jagdwaffe steht …/65 für den unverfälschten Zustand. Einer durch Aufreiben der Patronenlager verhunzten Sammlerflinte werden Kenner den Rücken zeigen. Eine Leistungs-, damit Wertsteigerung kann es hingegen bedeuten, wurde eine stabile Bockflinte von 12/70 auf 12/76 aufgebohrt und verstärkt beschossen.
Klarheit auch beim Kugelkaliber, z.B. von wegen „Repetierer, 8 x 57“. Auch wenn die alte 8 x 57 I auf Sau und Reh im Wald überzeugt, ist eine 8 x 57 IS aufgrund höherer Leistung und besseren Munitionsangebots weit willkommener. Und was ist eine .300 Mag.? Da gäbe es z.B. die .300 H & H Mag., .300 Win. Mag., .300 Wby. Mag. Ersparen Sie sich und Interessenten überflüssige Nachfragen! Bei anderen führen Unklarheiten zur Kontakthemmschwelle.
Individuelle Merkmale herausstellen
Bei Serienwaffen ergeben sich Technikdetails großenteils von selbst. Bei Manufakturgewehren interessieren die Art des Verschlusses, der Schlosse, der Sicherung und Abzüge, ggf. Ejektoren. Stahl- oder Duralbasküle, Laufstahl, -länge, -dicke oder -form können Punkte sein, ebenso die Gravur. Bei Modulargewehren sind Extras zielführend. Das Schaftmaterial, ggf. die Holzqualität, Schaftform, Art der Fischhaut und Sonderlängen werden erwähnt. Es mag eine Schaftverschneidung geben; bei „Schaftgravur“ krempeln sich dem Kenner die Fußnägel hoch. Erwähnen Sie ein Schaftmagazin, abnehmbare oder bei edlen Flinten „keine“ Riemenbügel.
Durchblick auch beim Linsen-Salat
Bei Zielfernrohr (ZF) oder Fernglas (FG) listen wir die Firma und das Modell mitsamt der optischen Nennformel bitte exakt auf. Ergänzende Buchstaben wie „T*“ oder „HT“ können auf eine verbesserte Linsenvergütung oder Glaszusammensetzung gegenüber Vorgängermodellen Auskunft geben. Die unmissverständliche Bezeichnung von ZF-Absehen ist einer verwirrenden firmenbezogenen Namensgebung gewichen (Großer Absehenvergleich in PIRSCH 3/ 2017, S. 70 - 75). Der Hinweis „LP“ für Leuchtpunkt oder „LK“ für Leuchtkreuz kann nicht schaden, obwohl dies Detail bei heutigen Modellen gang und gäbe ist. Sofern es nicht zum Modellnamen gehört, ist das Attribut „variabel“ z.B. bei einem 2 - 12 x 50 überflüssig, da aus der Formel ablesbar. Zweitoptiken wie Rotpunktvisiere werden ebenso akkurat gelistet. Auch eine offene Visierung verdient Erwähnung.
Breit ist die Spanne der ZF-Montagen, die von einfachen Aufschub- bzw. Aufkippmontagen (ASM, AKM) über die Suhler Einhakmontage (SEM) bis zur Schwenkmontage (SM) reicht. Dabei werden Erfinder fälschlicherweise oft als Synonym für ihre Montage genannt (z.B. EAW). Man wird ihrer Sache nicht gerecht, weil deren Angebotspalette meist viel größer ist. Oder die Montageart wird nach Erlöschen eines zeitlich begrenzten Markenschutzes auch von Mitbewerbern produziert.
Ganz ehrlich: Zustand & Schussleistung
Vertrauensbildende Maßnahmen sind „vom Büchsenmacher durchgecheckt“ oder bei Luxuswaffen „mit DEVA-Zertifikat“ oder „mit Beschussamt-Zertifikat“. Ein original Anschusszertifikat der Herstellerfirma ist glaubhaft. Wer kein Superschütze ist, bittet einen versierten Einschießer, einen wiederholbaren Fünfer Streukreis des Kugellaufs auf 100 m zu ermitteln (PIRSCH-Anschussscheibe unter „Service“ auf pirsch.de). Bei Gewehren mit zwei Kugelläufen bilden je drei Schuss ein Gesamtschussbild. Das Anschussbild kann eine Standaufsicht abstempeln. Das Ergebnis wird im Inserat nicht beschönigt. Beim Waffenzustand sind Umschreibungen gängig wie: Neuzustand, Bestzustand, Schrankwaffe, gepflegt, geringe oder stärkere Gebrauchsspuren, reparaturbedürftig oder „nur für Dekozwecke tauglich“.
Es folgt eine konkrete Preisvorstellung. Setzen Sie positive Akzente durch z.B. „inkl. Putzzeug, Futteral, Restmunition“. Bei Gewehren mit mehreren Kugelläufen ist eine stattliche Patronen-Zahl desselben Loses der Einschießmunition (obwohl eingepreist) ein Plus. Als „kostenlose Zugabe“ schrecken eine 7,65-mm-Pistole oder ein KK-Einzellader heute eher ab (An-/ Abmelden, Entsorgen). Vielleicht ist ein A-Waffenschrank als künftiger Munitionsschrank eine willkommene Dreingabe. Am Schluss lautet die nie abzukürzende Schlussformel „Abgabe nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis“ oder ggf. „Abgabe nur an Personen mit vollendetem 18. Lebensjahr“, gefolgt z.B. von „Selbstabholer, PLZ-Raum ??, Chiffre…“ Die Nennung der ersten beiden PLZ-Ziffern gibt Orientierung. Ein Schießstand als Treffpunkt wahrt die Privatsphäre des Verkäufers, ermöglicht dem Käufer ein Probeschießen.
Ungünstige Formulierungen
Kein Eigentor produzieren
Manche Formulierungen können gut Gemeintes ins Gegenteil wandeln und oder schrecken ernsthafte Klienten ab.
„Wegen Jagdaufgabe…“ oder „Aus Altersgründen…“ eingeleitete Annoncen vermitteln ungewollt die Zwischentöne eines Unbedingt-loswerden-Wollens. Das lockt Preisdrücker an.
„Wegen temporärer finanzieller Engpässe…“ weckt noch mehr Übervorteilungswillen, ganz abgesehen von der Gefahr übler Insolvenz-Nachrede in sozialen Foren! (Als diskrete Alternative böten sich Waffenpfandleihhäuser an; erstmals vorgestellt in PIRSCH 19/ 2010, S. 57.)
„Aus Nachlass abzugeben …“ Was vielleicht den Großmut gegenüber einer Jägerwitwe wecken soll, zieht auch hier eher eine unerbittliche Negativ-Elite an.
„Jungjäger-Paket“ oder „Jungjäger aufgepasst!“ klingt zunächst einmal sozial und solidarisch, bis der Beigeschmack aufkeimt: „Suche für meinen alten Krempel noch Unbedarfte“.
„Sauenjäger, Achtung!“ wirft als kumpelhafte Anrede die Frage auf, warum einer der Ihren ausgerechnet seinen stählernen Keiler-Schreck veräußern will. Wer dennoch so formulieren möchte, vermeide die Fehlbegriffe „Saujäger“ oder „Schweinejäger“, die sich als Beleidigungen (Aasjäger oder Charakterlump)ausbuchstabieren lassen.
„Aufgrund Kaliberwechsels abzugeben…“ klingt allzu leicht nach „die Waffe/ der Wechsellauf ist enorm laborierungsempfindlich, unpräzise oder leistungsschwach“. Auch die Begründung eines „Revierwechsels/ veränderten Wildartenspektrums“ wirkt da womöglich fadenscheinig.
„Oft erfolgreich in Afrika geführt…“ – Welcher Käufer möchte sich durch die unterschwellige Floskel beim Anblick z.B. einer so angepriesenen Doppelbüchse stets aufs Neue an Vorbesitzererfolge erinnern? Auch ungewollt provozierter Neid hemmt Kauflust. SYS
Fazit: Eine flüssig lesbare Kleinanzeige mit korrekten technischen Fakten und realistischen Kaufpreisen rückt die von Ihnen angebotenen Jagdwaffen, Optik etc. vorteilhaft ins Scheinwerferlicht.
Die erwähnten PIRSCH-Beiträge finden Sie unter „Archiv“ auf www.pirsch.de
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