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Zum Beitrag: „Editorial“

Nicht so wehleidig!

In Wahrheit ist das ein sehr stark von Sehnsucht nach Harmonie, Idylle und Wunschdenken geprägtes Bild. Das ist zuerst einmal nichts Schlechtes und ehrt Ihre Absichten. Da dies aber eine Wahrnehmung aus einem doch recht verzerrten Blickwinkel ist, muss das zwangsläufig zu Konflikten mit der Land- und Forstwirtschaft führen. Darum möchte ich hier einige wenig bekannte (oder gar verdrängte?) historische Tatsachen ins Gedächtnis rufen:

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Buche, Tanne und Eibe bildeten auf den allermeisten „Normal-“Standorten in Bayern dunkle und fürs Wild äsungsarme, wenig störungsanfällige Klimaxgesellschaften. Es gab keine halboffenen, parkähnlichen, lieblichen Landschaften. Folglich hielt sich auch die Biodiversität in überschaubaren Grenzen.

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Die Wilddichten waren mangels Äsung ein Bruchteil der Heutigen.

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Die Megaherbivorentheorie gilt in der Fachwelt inzwischen als widerlegt.

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Erst die Rodungstätigkeit und die Landwirtschaft ermöglichten höhere Wilddichten, an die sich die Jäger gerne gewöhnt haben und nun fälschlicherweise für „natürlich“ halten.

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Die Devastierungstätigkeit des Menschen in Europa und der Raubbau an Bodenfruchtbarkeit und potentieller natürlicher Vegetation war über Jahrhunderte die Ursache für das, was wir heute euphemistisch „Kulturlandschaft“ nennen. Beispiel Auerwild: Ursprünglich kam es nur in den Kampfzonen des Waldes im borealen Nadelwald bzw. im Hochgebirge vor. Erst die Kahlschlagswirtschaft, Ödland, Nadelholzeinbringung im Flachland etc. haben für eine immense Verbreitung auch im Flachland gesorgt. Die konsequente Wiederaufforstung veränderte den Lebensraum fürs Auerwild ungünstig. Soll man nun die widernatürliche Waldbewirtschaftung beibehalten, um dem Auerwild einen Lebensraum zu bieten, aber in Gegenden, wo es eigentlich natürlicherweise gar nicht zu Hause ist? Beispiel Gams: Sie konnte sich ursprünglich im Hochgebirge nur in waldfreien Bereichen halten, vor allem wenn Steilwände in der Nähe waren, wohin Luchs und Wolf nicht folgen konnten. Nun liegt aber die Waldgrenze durch Almweide und Schwendtätigkeit, etwa 300–400 Höhenmeter niedriger als sie von Natur aus wäre. Dies hatte eine immense Lebensraumerweiterung zur Folge.

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Genauso hat die Landwirtschaft die Äsungs- und Lebensgrundlage des Reh-/Rot-/Schwarzwilds dramatisch verbessert. Die Änderungen in der Landwirtschaft über die Jahrhunderte stellten nur relativ geringe Schwankungen auf hohem Niveau dar. Da bildet die heutige Landwirtschaft keine Ausnahme.

Über die sagenhafte Flexibilität, an was sich Rehe alles anpassen können, brauche ich Ihnen nichts zu erzählen. Wie wenig Tourismus das Wild tatsächlich beeinflusst, sehen Sie am Schwarzwild in Berlin, am Rotwild im Schönbuch und am Steinwild, z.B. in der Benediktenwand. Nein, nicht die „Stockenten“, Reiter und Mountainbiker verscheuchen das Wild.

WIR Jäger sind das Problem. Ich habe selber in Großstadtnähe gejagt und musste des Öfteren mit dem Schuss warten, bis die Spaziergänger weit genug weg waren. Nicht auf der großen Wiese, aber in den Verjüngungs- und Brombeerflächen, wo die Rehe oft keine 30 m neben dem vielbegangenen Wanderweg standen und äußerst abgebrüht auf Störungen reagierten. Da Otto Normaljäger meist nur an der Waldkante ansitzt, bleiben ihm solche Erfahrungen und Erkenntnisse versagt. Entsprechend hoch werden die Rehwilddichten: Weit höher, als sie im Urwald gewesen wären.

Damit entsteht ein Problem, das im „genetischen Urwaldbaumgedächtnis“ unserer Waldbaumarten nicht vorgesehen ist: Entmischung durch selektiven Verbiss – mit der Folge, dass auch alle auf diese Baumarten spezialisierten Arten (an der Tanne allein ca. 20 Insektenarten, die (fast) ausschließlich dort vorkommen – bei der Eiche sind es 50 Arten) verschwinden. Ja, Jagd könnte angewandter Naturschutz sein – wenn wirklich so gejagt würde, wie es nötig wäre. Stattdessen reden sich die Jäger gegenseitig die Köpfe heiß, wie schlecht es dem Wild ginge und alles in den 60er/70er Jahren besser gewesen sei und dass man das letzte Reh erschießen müsse, wenn man Tannennaturverjüngung haben wolle.

Es ist unbestritten, dass es sich bei höheren Wilddichten leichter jagt. Aber dann sagt das doch bitte auch so! Biegt euch doch keine Naturschutzstorys zurecht! Hört doch auf mit geschichtsverdrehenden Darstellungen der Forstwirtschaft! Hört auf, den Förstern und Waldbesitzern geldgierige und unlautere Absichten zu unterstellen. Im Kern läuft es darauf es darauf hinaus, dass Jäger eine deutlich höhere Dichte an Schalenwild, als ursprünglich hier „normal“ ist, halten wollen, weil das mehr Jagdfreuden verspricht. Da eine zukunftsorientierte Forstwirtschaft unter solchen Bedingungen nicht mehr möglich ist, sollen sich die Waldbesitzer hierfür um die Schutzvorrichtungen kümmern. In der Vergangenheit haben das die Waldbesitzer mit Grummeln im Bauch noch toleriert, weil es mit dem Schmalspurwaldbau aus Fichte und Kiefer wenigstens finanziell noch „umging“ und ihnen die tatsächlichen Verluste kaum bekannt waren.

Es geht nicht um „Wald oder Wild“, wie das manche überspitzen, sondern um „Wald mit zu viel Wild oder Wald mit waldfreundlichen Wilddichten“. Michael Bartl, Kastl

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