Auswirkungen des Lockdowns
Rehwild im Corona-Stress
In aller Kürze
- Die Corona-Pandemie hat das Freizeitverhalten der Bevölkerung verändert, welches sich auch auf das heimische Wild auswirkt.
- In stadtnahen Revieren mit großen Feldanteilen und wenig Deckung/ Rückzugsmöglichkeiten wird insbesondere Rehwild enorm gestresst.
- Eine Besucherlenkung kann helfen, dem Wild wieder ausreichend Ruhezonen zu verschaffen.
Weiß-blau strahlt der Himmel über der bayerischen Landeshauptstadt. Es ist Freitagnachmittag, und die Straßen in Richtung Münchner Speckgürtel füllen sich – auch die Parkbuchten am Ismaninger Speichersee. Die Autokennzeichen sind ganz verschieden. „Wenn es nur ein bisschen Schönwetter hat, stehen dort am Wochenende 60 Autos oder mehr“, erzählt Emmeran Königer. Er ist gemeinsam mit seinem Vater Jagdpächter des Reviers bei Landsham. Mit den Pkws kommen zahlreiche Naherholungssuchende, die die Natur genießen wollen.
Was für die einen Abwechslung vom Berufsleben ist, bedeutet für andere jedoch Stress. Der Freizeitdruck auf die Wildtiere ist laut Königer in seinem Revier um das Doppelte bis Dreifache gestiegen. Mit dieser Beobachtung ist der Jäger nicht alleine. Ähnliches schildert Jürgen Meier aus dem Landkreis Fürth. Auch er beklagt eine deutliche Zunahme von Spaziergängern oder Freizeitsportlern. „Das Revier ist die erste freie erreichbare Natur nach der Stadt“, erzählt der Mittelfranke – und das sei fatal. Sobald die Stadtbevölkerung die ersten Wälder und Wiesen sehe, werden die Autos geparkt. Als Grund dafür sehen beide Waidmänner die anhaltende Corona-Pandemie und die damit einhergehenden (Reise-) Einschränkungen. Eine Studie der TU München bestätigt, dass im vergangenen Jahr fast 40 Prozent mehr Menschen die heimische Natur aufgesucht haben. Ebenso ist die Lust der Deutschen auf Wandern und Radfahren um 25 Prozent gestiegen. Der Besuch von Landschafts- und Naturattraktionen hat eine Steigerung von sieben Prozent erfahren.
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