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Licht und Lauscher

Immer weiter so?

Brauchtum und Tradition stellen in vielen Bereichen des täglichen Lebens das Salz in der Suppe dar. Zünfte, Gruppierungen und Vereinigungen pflegen seit jeher ihre eigenen Riten. Sie stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und bedienen das menschliche Bedürfnis nach Spiritualität, fernab von religiösen Zwängen.

Auch jagdliche Bräuche haben in den seltensten Fällen einen pragmatischen Nutzen, jedoch erhalten sie die Jagd als wichtiges Kulturgut. „Das Jagdliche Brauchtum“ von Walter Frevert aus dem Jahr 1936 ist eine Zusammenfassung regionaler Bräuche, plessischen Haustraditionen und einer gewissen Deutschtümelei. Es gilt bis heute als Standardwerk.

Die Person Walter Frevert jedoch kann man aufgrund seiner Nähe zum Nazi-Regime und der mutmaßlichen Beteiligung an Kriegsverbrechen heute durchaus kritisch betrachten. Die Überarbeitung und Neuauflage seines Lexikons des jagdlichen Brauchtums – unter gemeinsamer Flagge der deutschen Landesjagdverbände – würde der Bewahrung unserer Traditionen neuen Auftrieb verleihen. Denn nicht zuletzt wegen des vermeintlich „braunen Anstrichs“ lehnt so mancher „moderne Jäger“ das jagdliche Brauchtum ab. Besonders selbst ernannte Öko-Jäger halten es sogar für komplett unnötig.

„Jagdliche Bräuche haben selten einen pragmatischen Nutzen, jedoch erhalten sie die Jagd als wichtiges Kulturgut.“

Unter jungen Jägern gibt es trotzdem auch eine breite Strömung, die dem lebendigen Jagdkult nicht abgeneigt ist. Riten, die Respekt und Demut gegenüber dem Wild ausdrücken, Geselligkeit, Liedgut, Hörnerklang – all das macht die Jagd zu ebenjenem Lebensgefühl, über das wir uns als Jäger definieren. Als Totschlagargument gegen angebrachte Entwicklung und Veränderung darf die Tradition aber nicht missbraucht werden. Sie ist mehr als nur „haben wir schon immer so gemacht“ und darf nicht zur selbstkarikierenden Folklore verkommen.

Brauchtum steht für Beständigkeit und darf sich trotzdem in örtlichen Gegebenheiten unterscheiden. So wird unter Jägern je nach regionaler Herkunft mitunter leidenschaftlich diskutiert, ob der Hut beim Halali an der Strecke nun aufbehalten oder abgenommen wird. Die Schreibweisen „Waidmannsheil“ und „Weidmannsheil“ existieren heutzutage problemlos nebeneinander.

Ungeachtet dieser Kleinigkeiten (oder sind es vielleicht gar nur Kleinlichkeiten?) schaffen Traditionen ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter Jägern. Auch wenn wir aus verschiedenen Teilen des Landes kommen, in allen Variationen an Revierstrukturen beheimatet sind und uns in Alter, Geschlecht und Werdegang unterscheiden: Uns eint die selbe Passion.

Wir sind aktive Gestalter und Bewahrer unserer Umwelt, dieser komplizierten Ansammlung, in ewiger Wechselwirkung stehender Ökosysteme. Wir übernehmen Verantwortung, halten Schäden ab und schützen somit auch wirtschaftliche Interessen. Wir helfen bei der Seuchenprävention und treten für Tierwohl ein. Darüber hinaus engagieren wir uns aktiv auf vielfache Art für Naturschutz und Landschaftspflege. Wir sind Jäger, Heger und Pfleger im Dienste der Schöpfung. Ausdruck dieser Gemeinschaft ist ein aufrichtiges, lebendiges Brauchtum.

Die nächste Folge unserer Kolumne lesen Sie in Ausgabe 18/ 2021.

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