Elterntierschutz
Ein Russisch-Roulette-Spiel?
Wieder und wieder gibt es in Deutschland gerichtliche Entscheidungen, die mit schlafwandlerischer Sicherheit ein befristetes Verbotsgesetz anwenden, bei dem der Beginn des Verbots meistens gar nicht geprüft und für dessen Ende die Voraussetzungen ausschließlich in wildbiologischen Gutachten gesucht werden. So auch wieder Anfang Juni 2021 vom Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen. Es ist der Elterntierschutzparagraph § 22 Abs. 4, Satz 1 BJagdG: „In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum Selbständigwerden der Jungtiere die notwendigen Elterntiere, auch die von Wild ohne Schonzeit, nicht bejagt werden“. Ein Verstoß ist nach § 38 BJagdG strafbar, ein Vergehen also, und das auch noch mit Verfassungsrang (Artikel 21 a GG).
Muttertier erst mit der Geburt
Mit dem Verbot soll es also „in den Setzzeiten“ losgehen. Weder im BJagdG noch in den Bundesländern sind sie definiert. Ursprüngliche Regelungen in den Verordnungen von 1953 und 1961 wurden aufgehoben. Außerdem kann der konkrete Muttertierschutz, dessen eigentliches Ziel der Schutz der Jungtiere ist, wenn sie plötzlich ohne Mutter dastehen, überhaupt erst beginnen, wenn das Jungtier gesetzt, d.h. geboren wurde. Nur Letzteres macht das biologische Muttertier zu einem Muttertier im tierschutzrechtlichen Sinne. Und das auch noch unabhängig von der Jahreszeit!
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