Optische „Sprachelemente“
Blickführung
Das Verständnis der „Sprachelemente“ macht es dem Menschen möglich mit dem Hund zu kommunizieren. Hierfür muss man zunächst die Elemente der „Hundesprache“ erkennen und verstehen lernen. Dass Führer und Hund einander begreifen, ist Grundlage für ein gutes Vertrauensverhältnis und damit für eine erfolgreiche jagdliche Zusammenarbeit. Im zweiten Schritt muss der Mensch die für ihn umsetzbaren Elemente der Sprache mit dem Hund anwenden lernen.
Hundekommunikation
Beobachtungspunkte
Zu den ersten Beobachtungspunkten der „Hundesprache“ zählen u. a. die Stellung der Behänge und der Rute. Sie sind für den Menschen leicht sichtbar und bilden die Grundlage der Ausdrucksweise des Hundes. Wie auch beim Lernen von Fremdsprachen müssen hier zuerst einzelne Wörter (Elemente) gelernt werden, anschließend können einfache Sätze (Zusammenhänge) gebildet werden, bis man die Fähigkeit besitzt ganze Texte zu formulieren und zu verstehen und damit den Hund in seiner ganzen Ausdrucksweise zu lesen.
Das genaue Beobachten unseres Hundes macht es uns möglich, ihn besser einzuschätzen und auf ihn einzugehen. Die Kommunikation kann beginnen: Über was „reden“ wir und ist es überhaupt dasselbe Thema? Missverständnisse zwischen Mensch und Hund machen einen großen Teil der Konflikte bei der jagdlichen Ausbildung aus.
Das wichtigste „Sprachelement“ ist der Blickkontakt. Hier gibt es den „Kontaktblick“, den „in Besitz nehmenden Blick“ und den „weisenden Blick“. Die Blicke werden wie bei jedem Sprachelement mit der Körpersprache untermalt. Es ist die einfachste Form der Kommunikation mit dem Hund, wobei der Mensch darauf achten muss, dass er seinen Blick mit seiner Körpersprache unterstreicht.
Beim „Kontaktblick“ gibt es einen großen Bedeutungsunterschied zwischen der Hund-Hund- und der Mensch-Hund-Kommunikation. Unter Hunden bedeutet ein langer, direkter Blickkontakt immer Provokation. Zwischen Mensch und Hund sind lange, direkte Blickkontakte üblich. Dieser Unterschied ist eine Folge der Domestikation und der Möglichkeit des Hundes den Menschen verstehen zu können.
Man sollte bei dem direkten Blick zum Hund jedoch immer auf den Unterschied zwischen Fixieren bzw. Anstarren und einem freundlichen Anschauen achten. Blickt der Hundeführer zu seinem Hund, spricht er ihn damit an. Der Hund weiß dann, dass er nun aufpassen muss, da er zeitnah eine Aufgabe erhält. Das ist besonders bei mehreren Hunden wichtig, z. B. wenn der Reihe nach apportiert wird.
Beim „in Besitz nehmenden Blick“ schauen wir den Gegenstand an, welchen wir für uns beanspruchen und kombinieren ihn mit einer Körpersprache, welche einem mantelnden Greifvogel gleicht. Fixiert der Hundeführer die Beute mit einem eindringlichen Blick, begreift der Hund, dass diese von ihm beansprucht wird und er sie nicht mehr aufnehmen darf.
Sehr wichtig ist diese Besitzdefinition beim Apportieren: Wem gehört wann was? Wenn der vierbeinige Jagdhelfer sauber in die Hand apportieren soll, ist dies von großer Bedeutung. Beim Apport teilen wir uns die Aufgabe: Der Jagdhund ist für die Fernarbeit zuständig, der Führer für die Verwaltung im Nahbereich.
Der Hund muss lernen, dass es für ihn als Rangniedrigeren in Ordnung ist, mit der Beute in den Dominanzbereich des Führers zu treten (Gefahr des Ausspuckens). Ist die Beute jedoch einmal übergeben, ist sie für den Hund tabu. Gleiches gilt für das nachgesuchte Stück Wild. Ist der Führer ebenfalls am Stück angekommen, übernimmt dieser dessen Verwaltung.
Der „weisende Blick“ lässt sich an einem Beispiel zwischen zwei Menschen erläutern. Ich werde nach dem Weg gefragt. Hier zeige ich beim Erklären in die Richtung, in die der Fragende gehen muss und schaue auch dorthin. Es macht keinen Sinn dem Menschen in die Augen zu schauen und dabei in eine Richtung zu zeigen, da der Fragende mir weiter in die Augen schauen wird. Blick und Körpersprache müssen auch hier wieder übereinstimmen, sie deuten in dieselbe Richtung. Der „weisende Blick“ spielt beim Einweisen des Hundes z. B. beim Apport eine wichtige Rolle.
Was die Haltung der rute bedeutet
Zusammenspiel
Für eine genaue Interpretation des Hundes muss man immer den ganzen Hund und die Situation sehen, man sollte nie nur ein Element betrachten.
Zu den ersten Beobachtungspunkten der Hundesprache zählen die Rutenhaltung und die damit zusammenhängende Stellung der Behänge. Wenn man das Erkennen beider „Gesprächselemente“ lernt, ist man in der Lage, den Hund auch zu lesen, wenn nur der Kopf oder nur die Rute zu sehen sind. Besonders wichtig ist hier die Höhe des Rutenansatzes. Man betrachtet hierzu immer die ersten zwei bis drei Wirbel der Rute und muss diese dann in Verlängerung zur Wirbelsäule als Linie anschauen.
Ist diese Linie waagerecht, dann befindet sich der Hund im „Standby-Modus“. Der Hund „überlegt“, in welche Richtung seine Stimmung gehen wird. Ist der Rutenansatz unterhalb der Waagerechten, wird der Hund bei seiner nächsten Handlung sozial (für den Menschen) reagieren. Der Hund handelt dann so, wie er denkt, dass sein Führer es möchte. Er ist bestrebt führig mit diesem zusammenzuarbeiten.
So können beide als Team agieren und jagen. Auch eine ängstlich eingeklemmte Rute ist unter der Waagerechten, jedoch ein Sonderfall. Hier ist es wichtig die „Sprachelemente“ des Hundes im Ganzen zu sehen. Ist der Rutenansatz oberhalb der Waagerechten, ist der Hund auf Trieb. Er reagiert dann wie ein „Wolf“, braucht seinen Menschen nicht mehr und ist außerhalb dessen Einflussbereiches.
Ein geeignetes Beispiel zur Anwendung der ersten Beobachtungspunkte ist beim Spaziergang im Wald. Es stellt sich die Frage: Leine ich ab oder nicht? Wenn die Rute über der Waagerechten ist, sollte dies unterlassen werden, da der Hund bereits angeleint auf Trieb ist und diesen mit Sicherheit sofort ausleben würde, wenn beispielsweise ein Reh über den Weg flüchtet. Wenn sich die Rute unterhalb der Waagerechten befindet, kann der Hund abgeleint werden, denn er ist bereit sich am Menschen zu orientieren.
Man sollte den Hund und die Rutenstellung aber weiterhin genau beobachten. Je nach Rasse sind Jagdhunde „schnellzündend“ (z. B. Terrier) oder „langsam startend“. Dementsprechend muss man handeln.
Was die Stellung der Behänge verrät
Hierbei gibt es folgende Möglichkeiten: aufgestellt oder hängend und dabei vor oder zurück. Wir beobachten vorerst die wichtigere Aussage; aufgestellt oder hängend. Wenn die Behänge gespitzt sind ist der Hund aufmerksam und/ oder unter Spannung. Diese kann positiv oder negativ sein. Hängen die Behänge herunter, dann ist der Hund entspannt und ruhig. Zeigen sie aufgestellt nach vorn, ist der Hund sehr aufmerksam und/ oder angespannt. Richtet er sich aufgestellt nach hinten, ist der Hund unsicher oder fühlt sich unwohl in der Situation.
Hängende, nach vorn deutende Behänge signalisieren einen entspannten Hund, dessen Aufmerksamkeit in die Richtung geht, in die die Behänge zeigen. Orientiert sich der Hund nach hinten, sind die hängenden Behänge zurückgestellt. Je nach Kopfstellung signalisiert dies einen entspannten bis unterwürfigen Hund. Das Spiel der Behänge geht u. a. einher mit der Ruten- und Kopfstelllung sowie weiteren Verhaltensweisen, die in einem Folgebeitrag behandelt werden. Es gilt also immer die Gesamtheit der „Sprachelemente“ zu interpretieren.
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