Jagd auf den Abnormen

Die Zeichen für Jagderfolg standen an diesem Morgen leider schlecht. Mit letzter Hoffnung verweilte ich noch etwas an der Waldkante und konnte schließlich zwei Wärmequellen im Waldstreifen in der Senke ausmachen. Nach einer gefühlten Ewigkeit trat ein Schmalreh aus dem Gemisch aus Brennnessel und Brombeere hervor. Kurz danach folgte zögernd und vorsichtig, oft sichernd der starke Bock.

Die Distanz von ca. 160 m war mir für den angestrichenen Schuss ohne Pirschstock zu groß, sodass ich entlang des alten Weidezaunes parallel zum Weg dichter an das stets sichernde Wild heranpirschte. An einem Weidezaunpfahl, ungefähr 90 m vom begehrten Stück entfernt, hielt ich an und richtete mich ein. Die Auflage war gut, der Bock stellte sich breit und ich ließ den Schuss brechen.

Die Sauer 200 tat ihren Job zuverlässig und der Bock brach im Knall an Ort und Stelle zusammen. Ich verspürte eine unheimliche Stille und Demut, die mich einige Minuten verharren und über das gerade erlebte nachdenken ließen. Dankbar verbrach ich den Bock mit Eichenlaub und war überwältigt, denn solch einen streckt man nicht oft im heimischen Revier – wenn überhaupt ein einziges Mal im ganzen Jägerleben!