Gemeinsam weiter gegen Antibiotikaresistenzen vorgehen
Das vor sechs Jahren angelaufene Antibiotika-Monitoring in der Tierhaltung hat bis heute schon sehr deutliche Wirkung gezeigt. Die Gesamtmenge der abgegebenen Antibiotikamengen in Deutschland wurden von 1.706 t auf 722 t reduziert, bei allen Tierarten gab es Rückgänge. Dennoch: EU-weit sind im vergangenen Jahr 33.000 Menschen infolge einer Infektion mit resistenten Bakterien gestorben, Antibiotika zeigen bei ihnen keine Wirkung mehr. Diese Zahl nannte Dr. Barbara Grabkowsky vom Verbund Transformationsforschung Agrar auf einem Pressegespräch. Ihre Einrichtung veranstaltet nächste Woche Mittwoch (11. März) zusammen mit der Uni Vechta eine Fachtagung zum Thema Antibiotikaresistenzen.
Dabei steht der Austausch zwischen Veterinär- und Humanmedizin im Mittelpunkt. Für Prof. Dr. Thomas Blaha, den ehemaligen Leiter der Außenstelle Bakum der Tierärztlichen Hochschule Hannover und Moderator der Veranstaltung, steht es außer Frage, dass das Problem Antibiotikaresistenzen nur gemeinsam angegangen werden kann. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept“, so der Wissenschaftler. Schuldzuweisungen, wer in welchem Maße für die Ausbildung der Resistenzen verantwortlich ist, würden nicht weiterhelfen.
Möglich geworden ist eine deutliche Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung durch verschiedene Maßnahmen. Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka, Nachfolgerin von Prof. Blaha in Bakum, nannte hierbei die starke Zunahme von Impfungen, eine intensivere Diagnostik sowie ein verbessertes Haltungsmanagement. Deutlich sagte sie aber auch, dass es keinen kompletten Verzicht auf Antibiotika geben könne, kranke Tiere müssten behandelt werden. „Für Landwirte ist es eine Gratwanderung“, so Prof. Hennig-Pauka.
Auch wenn genaue Daten fehlen, ist davon auszugehen, dass ein Rückgang des Antibiotikaeinsatzes zu einem Rückgang von Resistenzen führt. Diese Thematik betrifft naturgemäß auch den Humanbereich. Exakte Verbrauchszahlen bzw. ein Monitoring gibt es für den Humanbereich in Deutschland bislang nicht. Die Anstrengungen im Humanbereich richten sich heute in erster Linie darauf, wie im Alltag eine Infektion mit resistenten Bakterien vermieden werden kann – die besonders bei Eingriffen oder immungeschwächten Personen zum lebensbedrohenden Problem werden können. Im Krankenhaus Lohne, Landkreis Vechta, werden zum Beispiel Patienten vor jeder OP auf eine Besiedlung mit resistenten Keimen untersucht und ggf. erst operiert, wenn diese Keime eliminiert sind. Die Krankenhaushygiene spielt bei dem Thema Resistenzen eine sehr große Rolle. Auf der Tagung in Vechta wird es darum gehen, welche Maßnahmen sowohl im Human- als auch im Tierbereich die Problematik weiter vermindern können.
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