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TAG DES RINDES

Milchviehhaltung im ständigen Wandel

Diskussionen, die in der Schweinehaltung schon in vollem Gange sind, kommen sicher auch auf die Milchviehhaltung zu. Die Emissionsminderung wird künftig an Bedeutung gewinnen.

Von Neuerungen im Tierarzneimittelgesetz über die Rohmilchgüteverordnung von 2021 bis zum erhöhten Transportalter für Kälber – das Themenspektrum des „Tag des Rindes“ des Landvolks Osterholz Anfang Februar in Grasberg zeigt, dass die Milchviehhaltung beständig im Wandel steht.

Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen

Hemmstoffe in der Milch

Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen, ging auf das Thema Hemmstoffe ein. Eine der Änderungen durch die Rohmilchgüteverordnung von 2021 sei, dass es nicht mehr ein vorgegebenes Testverfahren für Hemmstoffe gibt, sondern Wirkstoffgruppen und Testsensitivität vorgegeben sind. Die nun verwendeten Tests würden teils empfindlicher reagieren. Daher ist es laut Feuerriegel wichtig, dass Tierhalter sich bei der Auswahl des Tests mit ihrem Tierarzt und der Molkerei abstimmen und die Tests nutzen, die auch im Untersuchungslabor zum Einsatz kommen.

Um Hemmstoffnachweise in der Tankmilch zu vermeiden, sei das oberste Gebot nach wie vor, nach jeder Behandlung die Wartezeit einzuhalten. Zusätzlich sollten Tierhalter immer einen Test von einer gut durchmischten Einzeltierprobe machen, bevor die Milch wieder in den Tank gelangt.

Verschiedene Faktoren könnten die Hemmstoffausscheidung verlängern, wie

  • höhere/längere Dosierung,
  • Kombination von Präparaten,
  • Stoffwechselstörungen
  • oder eine nicht sachgerechte Lagerung der Medikamente.

Generell seien die Anwendungs- und Lagerungsanweisung der Testhersteller einzuhalten und es sei auf Hygiene zu achten sowie auf die korrekte Bebrütungszeit, um falsch negative Tests zu vermeiden.

Darüber hinaus sollten Milchviehhalter laut Feuerriegel

  • betroffene Tiere vor der Behandlung kennzeichnen,
  • Behandlungen dokumentieren und Mitarbeiter informieren,
  • behandelte Kühe idealerweise getrennt aufstallen und melken, am besten zuletzt,
  • auf Melkhygiene achten
  • und bedenken, dass auch Reinigungs-/Desinfektionsmittel hemmstoffwirksam sein können (richtig dosieren und Spülzeiten beachten).

Henrike Jansen, LWK Niedersachsen

Die Aufzucht optimieren

Henrike Jansen von der LWK Niedersachsen stellte die Kälberinitiative Niedersachsen vor und gab Tipps rund um die Kälberaufzucht. Sie betonte, dass Daten die Grundlage sind, um die aktuelle Situation zu bewerten.

Das Ziel seien

  • gesunde, gut entwickelte Tiere,
  • Geburts- und Aufzuchtsverluste <5 und <10 Prozent,
  • hohe Zunahmen (>850 g/Tag)
  • und eine Senkung der Erkrankungsraten.

Die Einflussfaktoren auf die Kälberaufzucht reichen laut Jansen von der tragenden Kuh (Stress, Haltung, Fütterung) über die Geburt (Ort der Abkalbung, Hygiene, Geburtsverlauf) bis zur Aufzucht (Hygiene, Haltung, Fütterung). Eine intensive Aufzucht steigere Robustheit und Gesundheit der Tiere und beeinflusse die spätere Leistung. Die Versorgung mit einer ausreichenden Menge an hochwertigem Kolostrum spiele eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus gelte es, die Kälber früh zum Wiederkäuer zu erziehen (Raufutter spätestens ab dem achten Tag, besser früher) und eine ausreichende Wasserversorgung sicherzustellen (empfohlen ab dem dritten Tag).

Dr. Michael Marahrens, Staatssekretär im niedersächsischen Agrarministerium

Tierhaltung der Zukunft

Der Vortrag von Dr. Michael Marahrens zur „Zukunftsfähigen Tierhaltung in Niedersachsen“ sorgte für aufgeheizte Stimmung im Saal. Der Staatssekretär im niedersächsischen Agrarministerium betonte, dass wir Tierhaltung nicht mehr nur nach Tierschutz oder Tierwohl bewerten können, sondern Umweltaspekte gleichwertig bewerten müssen.

Das mache sich auf Bundesebene bemerkbar mit der Auseinandersetzung zwischen Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und TA Luft. Letztere genau wie der Moorschutz oder das Ziel, die Methanemissionen zu senken, werde bedeutende Veränderungen für die Rinderhaltung mit sich bringen. Die Diskussion sei in vielen Punkten im Rindersektor noch weniger ausgeprägt als bei Schwein oder Geflügel, werde aber auch hier kommen.

In puncto Tierschutz müssen sich die Landwirte laut Marahrens ebenfalls auf weitere Veränderungen einstellen. Man sollte sich fragen, ob Kühe jedes Jahr ein Kalb brauchen und mit gesextem oder Fleischrindersperma die Zahl der männlichen Holsteinkälber reduzieren. Darüber hinaus werde der Ausstieg aus der Anbindehaltung kommen und die Milchviehhalter müssten über Alternativen zu Antibiotika nachdenken, gerade beim Trockenstellen. Die Zuchtorganisationen sollten umdenken und die Lebensleistung als Zuchtziel aufnehmen. Darüber hinaus solle die Weidehaltung, auch in der Rindermast, ausgebaut und weniger Kälber exportiert werden. Es gelte, neue Vermarktungswege und Wirtschaftszweige aufzubauen. Auf kritische Nachfragen antwortete Marahrens: „Das sind alles nur Diskussionsgrundlagen.“

Stephan Warnken, Kreislandvolkvorsitzender

Es ist Verlässlichkeit nötig

Kreislandvolkvorsitzender Stephan Warnken warf ein, dass Landwirtschaft sich immer verändert hat, aber dabei wettbewerbsfähig geblieben ist. „Da tut sich nun eine Schere auf“, warnte er. „Wir brauchen Verlässlichkeit. Entscheidungen, die ich jetzt treffe, dürfen in 20 Jahren nicht meinen Ruin bedeuten.“

Außerdem wurde aus dem Publikum der Hinweis laut, dass die...

...Landwirte bereit seien, sich für Klimaschutz einzusetzen und schon aktiv daran arbeiten. Aber man müsse sie mitnehmen und ihnen Lösungsvorschläge bieten, statt sie zu zwingen oder ihnen die Zukunft als Drohung zu verkaufen.

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