Siedlerhaus in Bremen wird ausgezeichnet

Wilhelm Kaisen (1887-1979) zählt zu den großen Persönlichkeiten der Freien Hansestadt Bremen und der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er gilt als Symbol des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende holten die amerikanischen Besatzungsmächte den Sozialdemokraten, der die Zeit des Nationalsozialismus als Landwirt auf einer 16 Morgen großen Siedlerstelle überdauerte, 1952 „vom Feld“ direkt in die Politik. Als erster Bürgermeister und Ministerpräsident des Landes Bremen prägte er 20 Jahre lang den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau der Hansestadt entscheidend und plädierte für die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland und die europäische Einigung.

Aufgrund günstiger Umstände blieb das Kaisen-Wohnhaus samt Originalinventar erhalten und ging in die Wilhelm und Helene Kaisen Stiftung ein. Denkmal ist das Kaisen-Ensemble in Bremen-Borgfeld bereits seit Anfang des Jahres. Jetzt wurde es von der 2020 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte“ aufgenommen und offiziell zum „Ort der Demokratiegeschichte“ erklärt. Bei der Reihe der ausgezeichneten Gebäude von der Wartburg bis zum Bundeskanzler-Adenauer-Haus handelt es sich um Orte, an denen Demokratiegeschichte geschrieben wurde, doch die Siedlerstelle aus Bremen-Borgfeld hat ein Alleinstellungsmerkmal. „Vergleichbares gibt es von keinem Ministerpräsidenten eines anderen Bundeslandes“, erklärt Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchiv Bremen. Denn die Siedlerstelle sei kein dienstlicher Wohnort wie das Adenauerhaus, sondern ein unprätentiöses Siedlerhaus.