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Leistung halten, Futterkosten senken

In der Ferkelaufzucht können je nach Stallmanagement und Fütterungssystem schnell 5 % des Futters verloren gehen, Platten unter dem Trog helfen schon, das zu vermeiden.

Zu den historisch niedrigen Auszahlungspreisen bei Schlachtschweinen und Ferkeln kommen derzeit die hohen Futterkosten. Sie betragen bei Mastschweinen aktuell über 80 € je Tier und bei Aufzuchtferkeln über 20 €. Dann sind schlechte Leistungen toxisch. In der Produktion bleibende Betriebe müssen ihre Leistungen weiter hochhalten. Wichtigster Faktor ist der Futteraufwand.

Auseinanderwachsen

Bei hohen Leistungen verteilt sich der Erhaltungsanteil des Futters auf eine größere Basis. Voraussetzung für gute Leistungen ist ein hohes Gesundheitsniveau. Die Schweinemast ist diesbezüglich ein Spiegelbild der Sauenhaltung. Ein nicht optimaler Gesundheitsstatus des Herkunftsbetriebes zeigt sich leider erst beim Auseinanderwachsen der Mastgruppen. Die am besten wachsenden Mastschweine stammen oft aus wenigen Würfen (immunologische Kompetenz der Sauen). Kombibetriebe sollten deshalb ihre Ferkel mit Ohrmarken und fortlaufenden Nummern markieren und so ihre Sauen selektieren. 750 g Tageszunahmen bedeuten einen Futteraufwand von über 1:2,8, 1.000 g Tageszunahmen machen Futterverwertungen von 1:2,5 und darunter möglich. Hohe Zunahmen bringen bezüglich der Futterkosten mehr als ein günstiger Futtereinkauf.

Über Ferkelaufzucht und Mast zusammen grob kalkuliert, verbessert eine Steigerung des Zunahmeniveaus um etwa 50 g den Futteraufwand um 0,1, das sind derzeit etwa 3 € pro Mastschwein. Bei einem niedrigen Zunahmeniveau ist dieser Effekt eher noch größer. Sehr hohe Leistungen können allerdings auch wieder zu steigendem Futteraufwand führen, wenn die Verdauung überfordert ist oder ein Teil des Futters in der Gülle landet. In der Ferkelaufzucht (35 Tage) liegt die Grenze im Gruppenmittel bei etwa 600 g, in der Schweinemast bei etwa 1.100 g. Der wirtschaftliche Vorteil hoher Zunahmen liegt mehr im positiven Effekt auf den Futteraufwand als in der – theoretisch – höheren Anzahl an Um-trieben.

Bedarfsgerecht füttern

Hohe Leistungen gesunder Tiere brauchen Futter mit ausreichender Nährstoffdichte und bedarfsgerechter, aber nicht übertriebener Ausstattung. Der wichtigste Faktor ist die tatsächlich ausgefütterte Trockenmasse. Im Trog sollte das ankommen, was der Fütterungsrechner ausgerechnet hat. Die Trockenmasse sollte vor allem bei Jungtieren so hoch sein, wie es technisch geht. Das sind 25 - 27 %. Den langen Pumpwegen geschuldet, wird die Trockensubstanz leicht zu niedrig gewählt (Langtrogfütterung). Stehendes Futter in den Leitungen soll auch wieder angeschoben werden können. Dabei bedeuten 1 % weniger Trockensubstanz im Futter etwa 3 - 4 % weniger Zunahmen. Auch entmischt sich das Futter leichter.

Roggenanteil höher

Schneckenverdrängerpumpen lösen das Problem, sofern die Leitungen das aushalten. Nebenprodukte sind zurzeit preiswerter als Getreide und verbessern die Futterkonsistenz und Pumpfähigkeit. Gerste im Schweinefutter ist gesetzt. Man kann aber ohne Nachteile viel Weizen ersetzen. Roggen macht nach aktuellen Preisen das Futter gegenüber Weizen nicht nur preiswerter (1€/Mastschwein), sondern auch besser durch die positiven Effekte auf die Verdauung. 20 % bis 35 % Anteil sind möglich. Die Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) fördern die gesunde Darmflora.

Die Protein-Versorgung verursacht die größten Kosten. Es gilt deshalb, exakt bedarfsgerecht zu füttern. Zu viel Protein zu „entsorgen“ verbraucht Energie. 1,15 % Bruttolysin in der Anfangsmast mit Absenkung auf 0,85 % in der Endmast sind vollkommen ausreichend. Eine bedarfsgerechte Proteinversorgung ist gerade bei Jungtieren gesetzt. Entscheidend ist aber der Gehalt an erstlimitierenden Aminosäuren. Lysin treibt die Zunahmen, ist aber ein „teures Benzin“, was keinesfalls über Bedarf eingesetzt werden darf. Auch die Erfolge mit stark N/P-reduziertem Futter zeigen: Sicherheitszuschläge sind nicht nötig. Man muss jedoch den genauen Nährstoffbeitrag aller Futterkomponenten kennen.

„Man kann viel Weizen im Futter ersetzen, ohne dass es Nachteile gibt.“

Dr. Eckhard Meyer

Rohproteingehalte von 13 % oder 0,4 % Phosphor in der Ration sollten allerdings nicht ohne Not unterschritten werden. Futteranalysen sind kein Luxus, aber auch nur so gut wie die Probenahme (Sammelproben bei Getreide, Trogproben von Mischfutter). Korrespondierende Proben (des gleichen Futters) aus dem Trog (Anfang und Ende des Abteils), der Futterleitung und dem Anmischbehälter geben Hinweise auf die Misch- und Zuteilgenauigkeit sowie die mikrobiologischen Veränderungen in der Anlage. Leider können aufgeschlossene, leicht fermentierbare Komponenten im Flüssigfutter auch zum Futter für unerwünschte Keime werden.

Auch die Mahlfeinheit wirkt sich auf den Futteraufwand aus. Feine Vermahlung erhöht den Futteraufschluss und verbessert die Verwertung, zu feine Vernmahlung macht die Tiere aber krank. 50 % der Futterpartikel sollen > 1 mm sein und maximal 40 % im Partikelbereich < 0,5 mm. Eine gröbere Vermahlung verringert die „Berufskrankheit der Schweine“, die Tendenz zu Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren. Gerade hohe Zunahmen verstärken das Problem. Die Grenze für eine gröbere Vermahlung ist aber bei 4 mm-Lochsieben gegeben, wenn die ersten „Schmachtkörner“ im Mischfutter und später im Kot auftauchen. Für die meisten Mischfutter werden 3,5 mm-Siebe optimal sein.

Richtig mahlen

Entscheidend für die Partikelanteile ist neben der Getreideart und der Trockensubstanz auch, wie lange sich das Getreide im Mahlraum der Mühle aufhält. Die Schläger der Hammermühle müssen regelmäßig gewechselt oder gedreht werden. Sind sie einseitig abgenutzt, bleibt das Mahlgut zu lange im Mahlraum, es erhitzt und wird zu fein vermahlen. Knochentrockener Weizen oder trockene Erbsen, wie jüngst die Regel, zerschlagen in der Mühle zu „Asche“. Man sollte sie nie solo, sondern zusammen mit anderen Komponenten schroten.

Futtervergeudung erhöht den Futteraufwand und ist eine Frage der Fütterungstechnik. Flache, freistehende Tröge, meist ohne Fressplatzteiler, verbessern die Futterhygiene. Sie provozieren aber mehr Futterverluste und machen das Futter so zum teuren Beschäftigungsmaterial, wenn es unter dem Spaltenboden landet. Das können je nach Fütterungstechnik 5 % des Ferkelaufzuchtfutters und über 3 % vom Mastfutter (2,50 €/Mastschwein) werden.

Abgenutzte Schläger an der Hammermühle vermahlen Futter zu fein, sie müssen gedreht oder gewechselt werden.

Daneben spielt die Konkurrenz am Trog eine entscheidende Rolle, an die die Tiere ihr Futteraufnahmeverhalten anpassen (Aufnahmegeschwindigkeit, Anzahl Mahlzeiten). Gesetzlich sind beim Tier:Fressplatz-Verhältnis 4:1 bei Trocken-, und 8:1 bei Breiautomatenfütterung vorgeschrieben. Aber die Schweine stehen selten gerade am Trog. So haben bestimmte Automatentypen im Grunde genommen nur einen Fressplatz. Rohrbreiautomaten sind heute meist Trockenfütterungen mit zu wenig Fressplätzen und kurzen Wegen zum Wasser. In der Folge fressen die Schweine häufiger und verschleppen bei jeder Mahlzeit etwas Futter.

Einmal gebaut und eingestellt kann man daran nur noch über die Buchtenbelegung arbeiten. Überbelegung verschlechtert die Leistung im Gruppenmittel, weil einzelne meist schwächere Tiere nicht mitwachsen. 0,9 m² /Mastschwein auf Vollspaltenboden sind aus wirtschaftlicher Sicht optimal. Warmställe sparen Futter gegenüber der Außenklimahaltung, wo im Winter Futterverwertungen von über 1:3 oft die Regel sind. Die richtigen Automaten oder Sensortröge (Tröge nicht zu flach und nach innen umgekantet) und deren Einstellung (immer wenig Futter am Trogboden) sowie auf den Spaltenboden aufgeschraubte Kunststoffplatten bringen erhebliche Verbesserungen. Letztere schonen auch den Beton vor Futtersäuren.

Schlachtgewichte runter

Ein großes Regulativ bezüglich der Futterkosten stellen die Schlachtgewichte dar. Oberhalb von 100 kg Lebendgewicht (LG) erhöht sich der Futteraufwand um etwa 0,015 MJ ME/kg Zuwachs. Haupteinflussfaktor ist dabei das generelle Zunahmeniveau. Früher stiegen die Zunahmen eher altersabhängig mit dem Futteraufnahmevermögen und wurden nur begrenzt vom Fettansatz schwerer Tiere. Heute gibt es Genotypen, die schon zum Ende der Vormast über 1.000 g/Tag zunehmen können. Dieses Jugendwachstum sollte aktuell stärker genutzt werden. Unter „normalen“ Preis-/ Kostenverhältnissen waren Schlachtgewichte (SG) um 96 kg für die meisten Mastbetriebe optimal. Zurzeit sollten Schweine wenigstens 4 kg leichter (114 kg LG/92 kg SG) verkauft werden. Voraussetzung ist natürlich, dass der Absatz gesichert ist. Ein größerer Durchsatz hilft auch den Ferkelerzeugern.

Für die alles entscheidende Wirtschaftlichkeit der Schweinemast wichtig sind nicht einzelne Leistungen, sondern deren Zusammenspiel (MTZ, Futterverwertung, MFA). Stärker gewichtet werden muss aber perspektivisch der Futter-, besser noch der Proteinaufwand für den Zuwachs. Hier gibt es offensichtlich eine erbliche Variation zwischen Vatertieren einer Rasse. Sie ist oft höher als die Variation zwischen Rassen. Diese gilt es in der Zuchtwertschätzung höher zu bewerten.

Eber mit hohem Teilzuchtwert in der Energie- und Proteinverwertung sind zu bevorzugen. In den Mutterlinien ist die Futterverwertung bislang offensichtlich eine nicht ausreichend beachtete Größe. Die Zucht müsste reagieren. Diese Vorleistung muss von den Mästern dann aber auch honoriert werden.

Fazit

  • In der Schweinefütterung gilt es noch mehr als sonst um eine ganz eng am Bedarf der Tiere ausgerichtete Mischfutteroptimierung und eine kostenoptimierte Ausstattung.
  • Ein oft mehrfach größeres Kosten senkendes Potenzial hat aber alles, was den Futteraufwand beeinflusst.
  • Hohe, aber nicht übertrieben erkaufte Leistungen, abgesenkte Schlachtgewichte, geringe oder keine Futterverluste und ein optimaler Vermahlungsgrad helfen die aktuelle Situation besser zu verkraften.
  • Wichtig ist, dass dem Betrieb nicht nur der Futteraufwand, sondern auch die biologischen und technologischen Hintergründe für dessen Höhe bekannt sind.
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