Forschungsergebnisse: Mehr Struktur im Bio-Putenstall
Auf dem Betrieb des Putenvermehrers „Moorgut Kartzfehn“ wird untersucht, wie diese erhöhten Sitzmöglichkeiten ausgestaltet sein müssen, damit sie gut angenommen werden. Gleichzeitig sollen sie den Betriebsablauf nicht stören und keine Verletzungsgefahr für die Tiere darstellen. Dr. Henrike Glawatz, Moorgut Kartzfehn, stellte auf einer Online-Tagung der Verbände Naturland und Biokreis dazu erste Ergebnisse vor. Diese dürften auch für konventionelle Mäster interessant sein – im Hinblick auf künftige Kriterien in Richtung mehr Tierwohl.
Sitzstangen im Putenstall sollten möglichst griffig für die Tiere sein. Holz eignet sich deshalb ideal als Material, Kunststoff oder Metall weniger. Der Durchmesser der Stangen sollte mindestens 8 cm betragen, damit die Puten die Stange gut greifen können. Das gelingt besser auf Kanthölzern, auf runden Stangen rutschen sie hingegen leicht ab. Allerdings sollten bei Kanthölzern die Ecken abgerundet oder zumindest gebrochen werden. Im Teststall Kartzfehn werden auch in 60 cm Höhe montierte Sitzstangen bis zum Ende der Mast gut angenommen.
Neben herkömmlichen Sitzstangen werden in der Praxis häufig A-Reuter genutzt. Auch hier gilt, dass die Kanten der Querlatten abgerundet werden sollten, um Fuß- und Brustverletzungen vorzubeugen. Der Abstand zwischen den Sprossen darf nicht zu groß gewählt werden, besonders gegen Ende der Mast besteht sonst die Gefahr, dass die Tiere zwischen die Sprossen treten und sich verletzen. Dr. Glawatz empfahl einen Abstand von 8 cm, ein Abstand von 16 cm sei zu groß. Ergänzend können die Sprossen von hinten mit einem Gitter hinterlegt werden, das den Tieren Halt bietet. Eine Sitzfläche auf dem A-Reuter erhöht die Attraktivität zusätzlich.
Als Alternative oder Ergänzung zu Sitzstangen können den Puten erhöhte Ebenen angeboten werden. Ideal ist eine Höhe von 50 bis 60 cm und eine Breite von mindestens 30 cm. Das Obermaterial der erhöhten Ebenen sollte ausreichend perforiert sein, damit sich dort keine Kotplatte bildet. Glawatz empfahl eine ovale Lochgröße von 2 cm. Ein Durchmesser von 3 cm belastet die Füße der Puten zu stark. Metallgitter seien nicht zu empfehlen, sie bergen erhöhtes Risiko für Fußverletzungen und Hämatome an der Brust. Gut geeignet sind Kunststoffplatten, die sich auch gut reinigen lassen und leicht sind. Unter den Ebenen kann normal eingestreut werden, feuchte Einstreu ist also nicht zu befürchten. Im Testbetrieb wurde kein erhöhter Kotanfall um die Ebenen herum beobachtet.
Rampen als Aufstiegshilfen sind laut EU-Öko-Verordnung nicht vorgeschrieben, Puten können aus eigener Kraft auf die Ebenen flattern. Dadurch lassen sich die Ebenen relativ frei gestalten: als Tische zum Aufstellen, von der Decke hängend oder als wandgehaltene Ebene. Auch Strohballen erfüllen die Anforderungen. Ideal ist, wenn sich Tische platzsparend stapeln und wandgehaltene Ebenen wegklappen lassen. Dr. Glawatz berichtete, dass die Puten im Sommer Sitzmöglichkeiten an der Außenwand bevorzugten, im Winter jedoch an der wärmeren Innenwand. Unter erhöhten Ebenen entsteht ein Rückzugsraum, der gerne von schwächeren Tieren genutzt wird.
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