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MIT CHECKLISTE

Anhänger und Kipper: Neu oder doch lieber gebraucht kaufen?

Die Lkw-Anhänger mit einer niedrigen Plattform sind gut für Ballen- oder Kistentransporte geeignet. Aber aufgepasst: Eine feste Stirnwand und Zurrösen sind dort wichtig.

Gleich vorweg: Schnäppchen-Anhänger sind kaum zu finden. Selbst gute gebrauchte 8-Tonner Dreiseitenkipper werden heute teilweise höher gehandelt, als sie vor 20 Jahren gekostet haben. Dennoch, wer die einschlägigen Internetportale beobachtet oder seinem Landmaschinenhändler beauftragt ein Auge auf gebrauchte Anhänger zu werfen, kann durchaus was Passendes finden. Geduld ist aber nötig.

Besonders beliebt sind Muldenkipper oder zweiachsige 18 t-Gelenkdeichselanhänger. Das bisherige Einsatzspektrum des Anhängerlebens lässt sich meistens schon auf den ersten Blick erkennen. Anhänger, die nur zum Getreidefahren eingesetzt wurden, haben oftmals noch die Originallackierung auf dem Boden und in der Regel kann man hier bei einem Gebrauchtkauf nicht viel verkehrt machen.

Dreiseitenkipper als 18 t-Gelenkdeichselanhänger sind Allrounder. Die ausgeblichenen Multiplexplatten und der Rostansatz zeugen davon, dass der Anhänger meist draußen gestanden hat.

Gefragt: Gute gebrauchte 8 t-Dreiseitenkipper sind hoch im Preis.

Anhänger, die aber im rauen Alltag eines landwirtschaftlichen Betriebes zum Dünger-, Baumaterial-, Mist- und Erdtransport eingesetzt wurden, kann man die Abnutzung zu meist deutlich ansehen.

Und darauf sollten Sie beim Kauf eines gebrauchten Anhängers achten: 

Wer einen passenden gebrauchten Anhänger gefunden hat, sollte sich den Anhänger vor Ort genau anschauen und systematisch untersuchen.

Fangen wir vorne an:

  • Die Zugöse bzw. die Kalotte für die K80 Kugelkopfkupplung ist auf Verschleiß zu überprüfen. Wenn sich die Buchse der Zugöse schon aufgelöst oder die ganze Zugöse eine ovale Form angenommen hat, kann diese einen kompletten Austausch der Zuggabel zur Folge haben.
  • Die Deichsel darf natürlich nicht verformt oder geknickt sein. Bei Gelenkdeichselanhängern ist der Drehkranz genau in Augenschein zu nehmen. Regelmäßige Wartung ist am Fettaustritt zu erkennen und erhöhtes Spiel darf nicht sein. Die Achsen des Anhänger sind auf Gleichlauf zu prüfen.

Die Zugdeichsel ist genau zu prüfen. Bei Beschädigungen ist ein kostspieliger Austausch erforderlich. Brems- und Hydraulikschläuche sind auf Undichtigkeiten zu untersuchen.

  • Um das Chassis des Anhängers begutachten zu können, sollte der Aufbau gekippt werden. Verformungen der Träger und Holme sollte es nicht geben. Zur Überprüfung können Sie ein Richtscheit über die Träger legen und so Abweichungen erkennen. Gerissene Schweißnähte können zwar wieder repariert werden, deuten aber auf ein hartes Arbeitsleben und auch auf häufiges Überladen des Anhängers hin.

Ein Blick unter die Pritsche ist beim Gebrauchtkauf immer angeraten: Sind die Hydraulikzylinder dicht, ist der Rahmen oder sind Holme verzogen, hat der Drehkranz Spiel?

  • Auch ein verbeulter Anhängerboden zeugt meistens von Überladungen oder unsanften Beladevorgängen mit scharfkantigen Material wie beispielsweise Bauschutt.
  • Soll der Anhänger zum Getreide- und Rapsfahren genutzt werden, ist auf Korndichtigkeit zu achten. Die Klappen müssen dafür sauber schließen und dicht an den Rungen anliegen. Überprüfen Sie ob evtl. vorhandene Dichtgummis noch okay sind oder ersetzt werden müssen.
  • Generell sind alle Bordwände auf Verformungen, Risse und Undichtigkeiten zu checken. Zum Aufbau gehört auch eine evtl. vorhandene Abdeckplane. Nach Möglichkeit sollten keine Risse vorhanden und auch die Ösen sollten noch fest an der Plane befestigt sein.
  • Nichtvorhandene Gummis und Seile können einfach und relativ kostengünstig wiederbeschafft werden. Um die Plane über den Anhänger ziehen zu können ist eine Plattform mit Aufstieg am Anhänger vorgeschrieben.
  • Ein verzogener Kipperaufbau bringt in der Praxis immer Probleme mit sich. Daher kippen Sie den Anhänger in alle Richtungen und überprüfen Sie, ob der Aufbau sich bei Absenken wieder gerade auf die Träger des Chassis ablegt und sauber in die Kipplager senkt. Bei dieser Prüfaktion können Sie auch gut den Zustand der Umsteckbolzen begutachten.
  • Bei einem Kipper ist natürlich die Hydraulikanlage zu prüfen. Schläuche, Leitungen und Kupplungen sollten dicht sein. Als entscheidendes Bauteil ist der oder die Hydraulikzylinder auf Dichtigkeit zu checken. Ein wenig Schwitzöl ist vielleicht zu akzeptieren, aber wenn sich nach einem Kipp- und Absenkvorgang gleich Öltropfen am Zylinder hängen, ist die nächste Reparatur einzuplanen.

    Hinweis: Manche Hydraulikzylinder benötigen enorm viel Öl für den Kippvorgang und der Ölvorrat der Schlepper ist oftmals nicht ausreichend. Daher ist vor dem Kauf zu prüfen, ob der eigene Schlepper auch tatsächlich den Kipper ganz hochkippen kann.
  • Für die Verkehrssicherheit ist eine funktionierende Bremse am Anhänger zwingend erforderlich. Bei der Druckluftbremse sind alle wichtigen Bauteile zu begutachten: Schläuche, Anschlüsse, Luftbehälter, Anhängerbremsventil, wenn vorhanden Automatischer Bremskraftregler (ALB), Bremszylinder und wenn möglich auch die Bremsbeläge. Eine Probefahrt mit dem Anhänger ist zu empfehlen.

    Undichtigkeiten im System lassen sich so feststellen. Auch bei der Auflaufbremse sollte die Bremswirkung überprüft werden. Alle Bauteile wie Brems- und Zuggestänge sollten leichtgängig funktionieren. Die Dämpfer in der Auflaufbremse sind oft verschlissen und das führt zu unangenehmen Schlägen beim Anfahren. Ein Austausch dieser Dämpfer ist unproblematisch. Es gibt Reparatursätze und der Wechsel kann in Eigenregie erfolgen.
  • Reifen okay?: Damit der Anhänger auch auf der Straße gefahren werden kann, muss er gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Neben einer funktionierenden Beleuchtung, dreieckigen roten Rückstrahlern und seitlichen gelben Rückstrahlern, ist vor allem die Bereifung zu überprüfen. Die Mindestprofiltiefe von 1,6 mm ist vorgegeben. Beschädigungen an der Karkasse, den Reifenflanken oder Alterungsrisse können schnell ein Aus für den Reifen bedeuten.

    Die gängigen Lkw-Anhängergrößen 385/65 R22.5 oder die üblichen „Gummiwagenreifen“ sind in der Regel günstig zu bekommen. Handelt es sich aber um spezielle, für den Feldeinsatz ausgeführte Niederdruckbereifung, wird es oft teuer.
  • Lassen Sie sich bei zugelassenen Anhängern die Zulassungsbescheinigung Teil I (früher Fahrzeugschein) und Zulassungsbescheinigung Teil II (früher Fahrzeugbrief) vorlegen. Prüfen Sie anhand der vorgegebenen Daten z. B., ob die aufgezogenen Reifen des Anhängers auch in den Papieren aufgeführt sind. Auch ein Abgleich der Fahrzeugidentifizierungsnummer ist sinnvoll.
  • Bei zulassungsfreien land- oder forstwirtschaftlichen Anhängern ist für Fahrten im öffentlichen Straßenverkehr eine Betriebserlaubnis erforderlich. Wenn der gebrauchte Anhänger keine Betriebserlaubnis hat wird es meist kompliziert. Gibt es den Hersteller des Anhängers noch, so kann dieser mit Hilfe der Angaben des Typenschildes eine Zweitschrift ausstellen.

    Besteht diese Möglichkeit nicht, kann durch einen amtlichen Sachverständigen (z. B. TÜV, Dekra) ein neues Gutachten zur Erlangung der Betriebserlaubnis erstellt werden. Das Gutachten muss bei der örtlichen Zulassungsstelle abgestempelt werden, erst dann hat man eine gültige Betriebserlaubnis. Bei den Kaufverhandlungen ist dies zu berücksichtigen, denn bis so eine Betriebserlaubnis vorliegt, sind gut 500 € einzukalkulieren.

    Übrigens: Die Erlaubnis muss während der Fahrt nicht mitgeführt, sondern darf zu Hause aufbewahrt werden.

Kauf gebrauchter Anhänger und Kipper

Checkliste zum Mitnehmen und Abhaken

Allgemeiner Zustand: 
Anhängevorrichtung
Achsen und Federung
Chassis
Aufbau
Hydraulik
Bremsen
Räder
Elektrik/Kenntlichmachung
Hauptuntersuchung/Papiere

Vaupel

Lkw-Anhänger: eine Alternative?

Das Angebot von Lkw-Anhängern scheint auf dem ersten Blick größer zu sein, als die der landwirtschaftlichen Anhänger. Jedoch werden insbesondere Kipper als Gelenkdeichselanhänger immer rarer auf den Gebrauchtmarkt, da Kies und Sand vorwiegend mit Sattelanhängern transportiert wird.

Zudem passen die Anhänger vielfach nicht für die landwirtschaftlichen Transporte. Die Aufbauten sind beispielsweise für den Kartoffeltransport nicht hoch genug und die Anhänger sind schwer gebaut, sodass zu wenig Nutzlast zur Verfügung steht. Außerdem wird bei einem Zug mit zwei Lkw-Gelenkdeichselanhängern meist die maximale Zuglänge von 18,75 m überschritten. Ähnlich ist das mit den Dreiachs-Gelenkdeichselanhängern. Hier fehlt es auch an der Nutzlast im Zug, da die Dreiachser nur 24 t zulässiges Gesamtgewicht haben.

Für Landwirte, die einen robusten Anhänger für anfallende Erd-, Schotter- und Sandtransporte benötigen, z. B. für anstehende Stallbauarbeiten, können Lkw-Starrdeichselanhänger mit Tandemachse eine Alternative sein. Auch einfache Lkw-Plattformanhänger für den Ballen- oder Kartoffelkistentransport können in der Landwirtschaft gut Verwendung finden.

Jedoch ist darauf zu achten, dass diese Anhänger für eine ordnungsgemäße Ladungssicherung über genügend Zurrösen verfügen. Auch eine stabile Stirnwand ist wichtig. Nachrüstungen sind meistens möglich, können aber durchaus kostspielig sein.

Das ist noch bei gebrauchten Lkw-Anhängern zu beachten:

  • Beleuchtung: Die Beleuchtung der Lkw-Anhänger wird mit 24 Volt versorgt. Die Lampen müssen auf 12 V umgerüstet werden (Leuchtmittel tauschen).
  • Zugverbindung: Die Zugöse des Anhängers muss mit der Bolzenkupplung des Traktors zusammenpassen. Prüfen und ggf. austauschen.
  • Bremse: Viele Lkw-Anhänger sind mit ABS (Antiblockiersystem) ausgerüstet. Nach § 41b Absatz 2 Nr. 4 der StVZO darf solch ein Anhänger nur hinter einem Schlepper gefahren werden, wenn der Anhänger über eine ALB (Automatisch-lastabhängige-Bremse) verfügt. Noch schwieriger wird es, wenn der Anhänger mit EBS (Elektronisches Bremssystem) ausgestattet ist. Dann hat er keine ALB und damit die EBS funktioniert, muss die richtige Stromversorgung (24 V) samt Kontrollleuchte in der Kabine sichergestellt sein.
  • Einleiterbremse: Manche alten Lkw- oder HW-80 Anhänger verfügen noch über eine Einleiter-Druckluftbremse. Nur bis zur einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h darf damit gefahren werden (§ 41 Absatz 17 StVZO). Ein Umrüstsatz auf Zweileiter-Druckluftbremse kostet ca. 500 €.
  • Reifen: Meist sind klassische Straßenreifen aufgezogen, die nicht ackertauglich sind.

FAZIT

  • Gebrauchte Anhänger können für viele Einsätze eine Alternative zum Neufahrzeug sein.
  • Aber, ein vermeintliches Schnäppchen kann sich auch schnell zum „teuren Ausflug“ entwickeln, wenn im Nachgang hohe Reparatur- oder Umbaukosten die Freude vermiesen.
  • Das Hinzuziehen einer Fachwerkstatt kann hilfreich sein und bei zulassungspflichtigen Anhängern empfiehlt sich eine Hauptuntersuchung (TÜV) in den Kauf mit einzuhandeln.
    Vaupel
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