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Digitalisierung in der Landwirtschaft: Was ist künftig dafür nötig?

Digitale Innovationen haben ein großes Potenzial - doch sind verschiedene Maßnahmen nötig.

Digitale Innovationen haben ein großes Potenzial. Deshalb rufen die im Arbeitskreis „Digitalisierung“ des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die neue Landesregierung versammelten Experten die kommende Landesregierung dazu auf, den Prozess der Digitalisierung in der Landwirtschaft weiter mit aller Kraft voranzutreiben.

Vorsitzende des Arbeitskreises Digitalisierung sind Prof. Dr. Michael Clasen von der Hochschule Hannoverund und Dr. Henning Müller vom DFKI.

In diesem Zusammenhang sind folgende Maßnahmen notwendig:

1

Flächendeckender Zugang zum Internet: Schnelle Internetverbindungen fehlen derzeit insbesondere in den ländlichen Räumen. Eine digitale Landwirtschaft ist jedoch genau darauf angewiesen. Deshalb sind das Breitbandnetz und der schnelle Mobilfunk (4G bzw. 5G) flächendeckend in Niedersachsen mit hohem Tempo auszubauen.

2

Entbürokratisierte digitale Verwaltung: Der Datenaustausch zwischen Landwirt und Verwaltung muss künftig digital erfolgen. Die zur Verfügung gestellten Schnittstellen sollten länderübergreifend einheitlich und mit bestehenden Datenaustauschstandards kompatibel sein. Hierfür sollten zunächst Prozesse vereinfacht und entbürokratisiert werden. Komplizierte analoge Prozesse führen durch Digitalisierung zu komplizierten digitalen Prozessen.

3

Ausbildung und Wissenstransfer: Um die Vorteile der Digitalisierung nutzen zu können, muss die digitale Kompetenz auf Betrieben und in Lohnunternehmen kontinuierlich verbessert werden.

Hierzu könnte beitragen: 

  • In den Berufsschulen und anderen Bildungseinrichtungen müssen verstärkt Themen der Digitalisierung gelehrt und mit digitalen Methoden vermittelt werden. Hierzu sind neue Konzepte zu entwickeln, die es Lernenden und Lehrenden ermöglichen, sich lebenslang fortzubilden. In den Experimentierfeldern für digitale Landwirtschaft „DigiSchwein“, „Agro-Nordwest“ und „FarmerSpace“ wurden Lösungsansätze erarbeitet, die aufzugreifen sind.
  • Modellprojekte und Pilotvorhaben zu digitalen Innovationen sind intensiver zu vernetzen. Dabei könnten die LWK Niedersachsen und die landwirtschaftlichen Kompetenzzentren eine zentrale Rolle übernehmen. Die Ergebnisse sind zusammenzuführen und für die Praxis aufzubereiten.Bisher auf einzelnen Höfen oder Flächen getestete Verfahren sind im nächsten Schritt großräumig in einer geeigneten Modellregion zu erproben.
  • Das Know-how von Wirtschaft (u.a. Landmaschinenindustrie), Wissenschaft und Politik im Bereich der digitalen Landwirtschaft ist gezielt im Rahmen von Partnerschaften zusammenzuführen, um digitale Lösungen für die Herausforderungen der Praxis zu fördern. Wissen und Erfahrungen aus den verschiedenen Digitalisierungsprojekten müssen für andere Gruppen transparent gemacht werden.
  • In Niedersachsen werden im Vergleich die meisten EIP-Agri Vorhaben (Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) beantragt und durchgeführt. EIP bietet Landwirten gute Voraussetzungen für Innovationen. Das Wissen, welches innerhalb der Vorhaben erarbeitet wurde, muss besser als bisher Eingang in die landwirtschaftliche Praxis finden.
4

Regulierung und Zugang zu Daten: Digitale Märkte weisen oft oligopolistische oder gar monopolistische Strukturen auf. Dies kann dazu führen, dass ein Marktteilnehmer über eine deutlich größere Datenbasis als seine Mitbewerber verfügt, was ihm einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschafft und somit den freien Wettbewerb behindert. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, die Offenlegung der Daten zu erzwingen, damit sich ein Wettbewerb bei der innovativen Nutzung der Daten und nicht beim Sammeln der Daten entwickelt. Darüber hinaus sollte die Nutzung von Daten möglichst wenig reguliert sein und der Datenschutz nicht weiter verschärft werden. Daten generieren ihren Nutzen dann besonders gut, wenn sie allgemein verfügbar sind. Wichtig dabei ist eine Abstimmung mit den anderen Bundesländern sowie mit der Bundesebene.

5

Landwirtschaft neu denken: Die Digitalisierung und die dadurch entstehenden Möglichkeiten zur Automation und Robotik bieten das Potenzial, landwirtschaftliche Prozesse und Verfahren im Stall, auf dem Acker und entlang von Wertschöpfungsketten neu zu organisieren; nicht nur um Effizienzgewinne zu realisieren, sondern auch, um Aspekte des Ressourcenschutzes und der artgerechten Tierhaltung zu stärken. Darüber hinaus sind durch Digitalisierung völlig neue Geschäftsmodelle im ländlichen Raum denkbar. Es ist ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen, so dass Niedersachsen für Start-ups attraktiv ist. Auch hierzu wäre ein Bürokratieabbau sehr hilfreich.

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