Die Nährstoffe effizienter nutzen
Die neuen Vorgaben der Düngeverordnung zwingen Tierhalterinnen und -halter, ihr Nährstoffmanagement anzupassen. In der Praxis etablieren sich neue Fütterungsstrategien mit einer differenzierten Nährstoffversorgung in Abhängigkeit vom Laktationsstadium. Dafür wird ein Minderungspotenzial der Ausscheidungen von bis zu 15 Prozent für Stickstoff (N) und bis zu 17 Prozent für Phosphor (P) beschrieben. Die Umsetzung erfordert einzelbetriebliche Ideen und Konzepte sowie je nach Betriebsstruktur eine erhebliche Umstrukturierung.
Die Menge an nutzbarem Rohprotein (nXP) ergibt sich aus der Summe von Mikrobenprotein und im Pansen nicht abgebautem Futterprotein (UDP). Es wird unterstellt, dass in erster Linie Energie und N die Bildung von Mikrobenprotein in den Vormägen begrenzen. Im zweiten und dritten Laktationsdrittel ist der Futteraufwand je kg Milch höher als in der Frühlaktation. Zugleich sinkt der Beitrag des UDP zur Bedarfsdeckung, weil zunehmend das gebildete Mikroben-XP die Versorgung sicherstellt.
Die ruminale N-Bilanz (RNB) beschreibt die N-Versorgung der Pansenmikroben. Vor allem in der Spätlaktation kann eine negative RNB eingestellt werden. Eine Rohproteinabsenkung kann dann die N-Mengen im System erheblich verringern.
Dass bei den N-Gehalten in den Rationen Minderungspotenzial besteht, zeigen die durchschnittlichen Milchharnstoffgehalten der LKV-Berichte von über 200 mg/Liter. Bis zu 30 Prozent der Werte übersteigen sogar 250 mg/Liter. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind 150 bis 250 mg Harnstoff/l anzustreben. Höhere Gehalte steigern die Leistung nicht.
Phasenfütterung erhöhtN- und P-Effizienz
Möglichkeiten, den N-Aufwand zu mindern, sind die Einstellung der RNB und Phasenfütterung. Tabelle 1 zeigt die Anforderung an den Rohproteingehalt in Abhängigkeit von der RNB pro Tag. Bei niedrigen Leistungen sind die Einsparmöglichkeiten zwischen RNB +20 und -20 größer. Auch das spricht für Phasenfütterung.
Dabei wird die Nährstoffzufuhr im Laufe der Laktation an den Bedarf der Kühe angepasst. Als Beispiel ist in Tabelle 2 eine dreiphasige Rationsgestaltung dargestellt. Mit einer Variation der Grob- und Konzentratfutteranteile und geschütztem und ungeschütztem Rapsextraktionsschrot (RES) lassen sich die dargestellten Energie- und Nährstoffgehalte erzielen. Sie richten sich nach den Vorgaben der GfE (2001). Bei den Rationen in Phase 2 und 3 geht die RNB stark in den negativen Bereich. Milchviehhalterinnen und -halter sollten mit dem Milchharnstoffgehalt kontrollieren, wie weit sie hier gehen können (nicht niedriger als 150 mg/Liter). Gegebenenfalls kann man die RNB mit einem harnstoffhaltigen Ergänzungsfuttermittel auf -1,0/kg TM heben. Die P-Versorgung wird zum Großteil über Grasprodukte und Konzentratfutterkomponenten gedeckt. Maissilage enthält wenig P. Enthält die Ration Rapsprodukte, eignet sich ein P-freies Mineralfutter.
Die Umsetzung der Phasenfütterung für laktierende Kühe hängt ab von der Anzahl vorgesehener Phasen, der Anordnung des Melkstandes oder des automatischen Melksystems (AMS), der Konzentratfutterergänzung und der Herdengröße. Tabelle 3 zeigt die Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen.
Variante 4 wäre unter dem Aspekt Tierwohl am besten, da die Herde außer in der Abkalbephase im Herdenverband bleibt. Versuchseinrichtungen haben mit diesem Konzept gute Erfahrungen gemacht. Ob es sich in der Praxis umsetzen lässt, hängt von den Kosten ab. Variante 2 ist günstiger, erfordert aber ein geeignetes Funktionsprogramm des Stalles.
Möglichkeiten der Raumteilung
Tabelle 4 zeigt die Möglichkeiten zur differenzierten Fütterung in Abhängigkeit von der Raumteilung. Die Phasenfütterung mit räumlich getrennten Leistungsgruppen (Variante 2) erfolgt über drei abgestufte TMR-Mischungen. Die Teilung in drei Leistungsgruppen ist schwierig und bei unter 100 Kühen nicht umsetzbar. Alternativ werden zwei TMR-Mischungen passend für Phase 2 und 3 verfüttert und in Phase 1 die Nährstoffdichte der Phase 2-TMR mit Konzentratfutter über Abrufstationen erhöht. Die Anordnung des Melkstandes ist hier von zentraler Bedeutung für die Umsetzbarkeit. Eine Möglichkeit ist eine giebelseitige Anordnung mit Zugang aus beiden Stallteilen.
Das Konzept lässt sich für Variante 3 erweitern. Hier ist die Fütterung sehr variabel gestaltbar. Zu klären ist, wie die einzelnen Gruppen zum Melkstand und zurück in die entsprechende Futtergruppe gelangen. Die Anforderungen an den Stall sind vergleichbar mit denen der Variante 2. Lösungen, die die gemeinsame Haltung mit getrennte Futterversorgung ermöglichen (Variante 4), zeigen die Abbildungen.
Im AMS-Betrieb ist davon auszugehen, dass ein Roboter mindestens 60 Kühe melken kann. Grundsätzlich lässt sich der Ansatz des Melkstandbetriebs übernehmen. Variante 1 ist umsetzbar. Ein oder zwei mittig angeordnete AMS ermöglichen den Zugang aus verschiedenen Stallbereichen mit unterschiedlichen Leistungsphasen (Variante 2). Selektionstore können den Tierverkehr unterstützen und über ein zweites Konzentratfutter im AMS lässt sich eine dritte Phase realisieren. Variante 3 eignet sich für Betriebe mit 60er-Gruppen mit saisonaler oder Blockabkalbung.
Fazit
- Durch eine an den Laktationsstand angepasste Fütterung lässt sich die Nährstoffeffizienz steigern.
- Die Umsetzung dieser Fütterungsstrategien erfordert einzelbetriebliche Konzepte.
- Mögliche Wege sind Abruffütterung mit mehreren Futtersorten, zusätzliche Selektionstore, eine nach „neuen“ Kriterien ausgelegte Gruppenbildung oder vorausschauende Stallbauplanung.
Alle Tabellen und Grafiken auf einen Blick
- Tabelle 1: Rohproteinkonzentration
- Tabelle 2: Phasenfütterung
- Tabelle 3: Varianten Phasenfütterung
- Tabelle 4: Umsetzung
- Grafik 1: Stallkonzept für Variante 4 mit Melkstand
- Grafik 2: Stallkonzept für Variante 4 mit AMS
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