MEDIENTIPPS

Jeder schweigt von etwas anderem

Michael Mahnke

06. Oktober 2021

Lesetipp Schauplatz dieses Romans ist die österreichische Kleinstadt Dunkelblum. Sie scheint sich nicht von anderen Gemeinden zu unterscheiden, aber hinter der Fassade verbirgt sich ein grausames Verbrechen. Ein Geheimnis, dass die älteren Einwohner seit Jahrzehnten verbindet – genauso wie ihr Schweigen über Tat und Täter. Doch Ende des Sommers 1989, während im nahen Ungarn Hunderte DDR-Flüchtlinge darauf warten, die Grenze überschreiten zu können, taucht ein rätselhafter Besucher in der Stadt auf. Und die Dinge geraten plötzlich in Bewegung: Auf einer Wiese am Stadtrand wird ein Skelett ausgegraben, und eine junge Frau verschwindet.

Wie in einem Spuk tauchen Spuren des alten Verbrechens auf – und konfrontieren die Dunkelblumer mit einer Vergangenheit, die sie längst für erledigt hielten. Angelehnt an die Ermordung jüdischer Zwangsarbeiter 1945 in Rechnitz, erzählt Eva Menasse die Nachkriegsgeschichte eines fiktiven Dorfes voller Alt-Nazis. In hochspannender Thrillermanier arbeitet sie in ihrem neusten Buch die Vergangenheit auf. Dank der kunstvollen Sprache und der vielschichtigen Figuren entwickelt sich ein regelrechter Sog, dem man sich als Leserin und Leser nicht entziehen kann. Absolut empfehlenswert!

Dunkelblum, Eva Menasse, Kiepenheuer & Witsch, 528 S., 25 €, ISBN: 9783462303582

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