Was tun, wenn es im Stall brennt?
Mit absoluter Sicherheit lassen sich Stallbrände wohl nie ausschließen. „Aber wir können ihre Auswirkungen mindern“, betonte Bernhard Feller, Referent der LWK Nordrhein-Westfalen kürzlich bei einer Online-Seminar des Netzwerks Fokus Tierwohl. Wie das gelingen kann, war Thema der Veranstaltung.
Tiere aus einem brennenden Stall zu retten, ist schwierig, wie Feller verdeutlichte: Sie wollen den Stall meist nicht verlassen und laufen sogar zurück in den brennenden Stall, weil sie instinktiv in ihre gewohnte Umgebung flüchten. Oft ist die Situation chaotisch. Lichter, Helfer oder geparkte Fahrzeuge erschweren das Treiben der Tiere, die Einsatzkräfte haben wenig Erfahrung mit Tieren. Außerhalb des Stalls behindern die Tiere die Löscharbeiten oder gefährden Passanten oder den Verkehr.
Vorgehen bei der Rettung
Tierarzt Florian Diel beschäftigt sich in seinem Promotionsprojekt an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit dem Verhalten von Nutztieren bei Bränden. Er erläuterte einige Grundlagen zu Tierverhalten und Sinnesphysiologie, die bei der Rettung zu beachten sind:
- Tiere haben generell Angst vor Unbekanntem.
- Wenn Schweine und Rinder aus einem dunklen Stall in einen stark beleuchteten Bereich kommen, können sie im ersten Moment nichts sehen. Harte Kontraste verunsichern sie.
- Sie haben eine schlechte Tiefenwahrnehmung, können also Entfernungen schwer einschätzen.
Für die Rettung gehen daraus folgende Anhaltspunkte hervor:
- Wege gut ausleuchten, ohne die Tiere zu blenden, im Idealfall diffuse Ausleuchtung ohne harte Kontraste;
- Auch den Sammelbereich ausleuchten und absperren, damit Tiere nicht zurücklaufen;
- beim Treiben Gruppenbewegung nutzen, aber fremde Gruppen möglichst nicht mischen
- Wenn möglich, vertraute Wege nutzen: Bei Milchkühen kann die gewohnte schmale Tür zum Melkgang besser sein als ein ungewohntes großes Tor.
- Tore müssen sich nach außen öffnen lassen, damit man sie auch öffnen kann, wenn Tiere dagegen drängen;
- Die ideale Lösung (im Ernstfall leider schwer umsetzbar) ist ein Treibgang mit geschlossenen Wänden: Die Tiere werden nicht abgelenkt, können sich nicht umdrehen und folgende Tiere treiben von hinten nach.
Den Ernstfall planen
Diel empfiehlt Landwirten, sich vor dem Ernstfall Gedanken über eine mögliche Tierrettung zu machen und gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr ein Rettungskonzept zu erstellen. Dazu gehören Überlegungen zu Rettungswegen, Sammelbereichen und Wasserentnahmestellen oder auch Übungen am Betrieb. Mit diesen Informationen und einem Lageplan des Betriebs kann die Feuerwehr schon bei der Anfahrt ihr Vorgehen planen und die Einsatzfahrzeuge entsprechend positionieren.
Laut Feller beeinflussen auch stallbautechnische Faktoren die Brandbekämpfung:
- Entsprechende Rettungswege mit ausreichender Breite;
- Notfallöffnungen, die die Feuerwehr im Idealfall von außen öffnen kann, um weitere Rettungswege zu schaffen;
- Brandabschnitte im Gebäude, die die Brandausbreitung einschränken;
- Zufahrten sowie Aufstell- und Bewegungsflächen: Sie sind meist vorhanden. Allerdings muss die Feuerwehr auch auf das Gelände gelangen (im Rettungskonzept berücksichtigen).
Stallbrände verhindern
Die Lage der Ställe im Außenbereich erschwert oft die Löscharbeiten. Neben der längeren Anfahrt kann die Bereitstellung von Löschwasser in ausreichender Menge problematisch sein. Zudem sind die Gebäude je nach Bauart bei einem Brand schnell einsturzgefährdet, vor allem bei Nagelbinderkonstruktionen.Um wertvolle Zeit zu sparen, sollte die erste Reaktion bei einem Brand immer sein, die Feuerwehr zu alarmieren – vor eigenen Löschversuchen, appellierte Feller. Einen wertvollen Beitrag zur Früherkennung könne die Temperaturüberwachung leisten, gerade in geschlossenen Ställen.
Wichtig ist natürlich auch ein entsprechender Brandschutz. Ein wichtiger Schritt ist laut Feller eine Risikobetrachtung. Dabei schätzen Landwirte anhand der Ausstattung und der Art des Gebäudes Risiken ein, um sich möglicher Gefahren bewusst zu sein. Besonders wichtig sind elektrische Geräte, denn Elektrizität ist tierartübergreifend die häufigste Ursache für Stallbrände. Geräte sollten regelmäßig geprüft und in einem mindestens feuerhemmenden Technikraum eingeschlossen werden. Weitere wichtige Faktoren sind die Lagerung von Heu und Stroh (nie mehr im Stall lagern als gebraucht wird) und ein Blitzschutz.
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