Silphie
Sie ist für Insekten interessant, fördert die Biodiversität, bildet Humus und bindet damit Kohlendioxid (CO2) – und das alles mit geringem Aufwand. Die Durchwachsene Silphie ist ein echter Tausendsassa unter den landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Ohne Bodenbearbeitung erlaubt sie zehn bis 20 Jahre lang jedes Jahr eine Ernte und bringt in der Biogasanlage bis zu 90 % des Ertrages von Mais. „Das ist eine schöne Pflanze, die ökologisch sehr viel schafft“, ist sich Gerd-Hinrich Groß aus Friedeburg sicher. Der Landwirt baut den gelbblühenden Korbblütler seit fünf Jahren an, mittlerweile ist seine Fläche auf 35 Hektar angewachsen. „Dieses Jahr steht sie perfekt“, freut er sich über die gute Entwicklung.
Auf die Idee, die Durchwachsene Silphie in Niedersachsen anzubauen, ist Groß durch seinen Vater gekommen, der Imker ist. Die Silphie ist für Bienen äußerst attraktiv und liefert reichlich Nektar und Pollen, insbesondere zu einer Jahreszeit, in der das Nahrungsangebot für Insekten oft sehr begrenzt ist. Zudem wollte keine der Töchter den Hof mit damals noch 100 Kühen übernehmen. „Da habe ich überlegt, wie es weitergehen kann“, blickt der Landwirt zurück. Mittlerweile hat er die Anbauberatung für Niedersachsen übernommen.
An der Durchwachsenen Silphie gefällt ihm besonders der geringe Aufwand, mit dem die dauerhaften Blühflächen zu erhalten sind. Lediglich nach der Ansaat, die aufgrund der Wertschöpfung gemeinsam mit Mais erfolgt, ist noch Pflanzenschutz nötig. „Danach ist das kein Thema mehr“, hebt Groß die Fähigkeit der Staude, Unkraut zu unterdrücken, hervor. Zu dem offensichtlichen Ertrag in der Biogasanlage zählt Groß noch den immensen Humusaufbau durch das bis zu zwei Meter tiefe Wurzelwerk hinzu. „Durchschnittlich werden damit nachweislich sechs Tonnen CO2 pro Jahr eingelagert“, macht er deutlich. Jede Tonne werde von der Industrie mit 30 bis 40 Euro entlohnt. Seit zwei Jahren werden die Silphie-Fasern zudem in einer Papierfabrik weiterverarbeitet, um daraus Verpackungen herzustellen. „Das ist günstiger, als aus Holz Papier zu fertigen“, sagt Groß. 80 % der Fasern könnten direkt verwendet werden.
Eine weitere Einkommensquelle ist die Förderung des Anbaus der Durchwachsenen Silphie in Wasserschutzgebieten, da sie die Nährstoffe bindet und nur noch geringe Mengen an Stickstoff im Boden verbleiben. „Das erledigt sie perfekt“, so Groß. Vor allem, weil sie als ihre eigene Zwischenfrucht fungiert. Denn nach der Ernte im August treibt sie wieder aus und friert erst im Winter ab, wenn die Nährstoffe in der Pflanze bereits gebunden sind.
Insgesamt wächst die Durchwachsene Silphie in Niedersachsen mittlerweile auf 150 Hektar, deutschlandweit sind es 7.000 Hektar. Die meisten Landwirte vergrößern ihre Anbaufläche erst, wenn die ersten Versuche geglückt sind, weiß Groß. Das könne bei der Durchwachsenen Silphie schon mal ein paar Jahre dauern. Das Saatgut beziehen die Landwirte vom Bodensee (Donau-Silphie Energiepark Hahnennest). Der gemeinnützige Verein Information.Medien.Agrar (i.m.a.) bietet bereits seit geraumer Zeit Saatgut für Experimente an.