Praxisreportage
Alternative für die Biogasanlage
Zu Sorghum kam Friedrich Kettenburg durch den Kontakt zu einem Züchter. Was er über die tropische Kultur erzählte, klang in den Ohren des aus Rotenburg-Unterstedt stammenden Landwirt interessant und mittlerweile baut er die Kultur seit fünf Jahren an.
Diese Hirsenart ist, ähnlich wie Mais und Roggen, recht anspruchslos was den Boden angeht. Sie eignet sich daher optimal für seinen Betrieb, dessen Ackerflächen im Durschnitt nur 21 Bodenpunkte liefern.
Im vergangenen Jahr baute Kettenburg Sorghum auf 30 Hektar an. „Auf 20 Hektar davon stand er dabei als Zweitfrucht nach Grünroggen“, berichtet der Landwirt. Grundsätzlich werde Sorghum nach der ersten Maidekade mit einem herkömmlichen Maiseinzelkornlegegerät und mit einem Reihenabstand von 75 Zentimetern gelegt. Als Zweitfrucht entsprechend etwas später, bei Kettenburg 2020 am 21. Mai.
Der Aussaattermin zur Hauptfrucht kann aber zu früh sein und es gilt, das Wetter jedes Jahr genau zu beobachten, denn Hirse kann keinen Forst ab. Und das sowohl zum Beginn als auch zum Ende der Vegetationszeit.
Den richtigen Erntezeitpunkt finden, ist für Kettenburg immer aufs Neue ein Pokerspiel: „Wir lassen Sorghum so lange stehen, wie es irgendwie geht, um ausreichend Trockensubstanz zu ernten.“ Zögert der Landwirt die Ernte zu lange heraus und die langen Stängel bekommen Forst, knicken sie ab und können nur noch sehr schwer geerntet werden.
Mit der Ernte etwa vier Wochen nach Abschluss der Maisernte habe er bisher gute Erfahrungen gemacht. Ertraglich liefert Sorghum − bereinigt auf 32 Prozent Trockenmasse − 30 Tonnen pro Hektar auf der Hauptfruchtfläche. Als Zweitfrucht nach dem Grünroggen noch 14 Tonnen.
Was den Pflanzenschutz betrifft, ist Sorghum laut Kettenburg vergleichsweise anspruchslos: „Wir warten in der Regel, bis das Dreiblattstadium erreicht ist und dann spritzen wir mit Gardo Gold.“ Danach seien bis auf eine Ausnahme im vergangenen Jahr keine Anwendungen mehr nötig gewesen. 2020 habe der Landwirt Sorghum zum ersten Mal von einem Lohnunternehmen hacken lassen, was aber gut funktioniert habe. Düngung erhält seine Hirse in Form von Substrat. Neben dem Ackerbau und der Biogasanlage werden auf dem Familienbetrieb Hähnchen gemästet und Jungsauen aufgezogen. Für die Fütterung eignet sich die dem Mais sonst so ähnliche Kultur wegen des hohen Anteils an Blausäure aber noch nicht. Ein Problem, das züchterisch bereits bearbeitet wird.
Weltweit spielen Hirsen in der menschlichen Ernährung vor allem in Afrika, Zentralamerika und Südasien eine große Rolle, denn dort gehören sie zu den Grundnahrungsmitteln. Hierzulande gewinnt Sorghum wegen verschiedener Ernährungstrends erst langsam an Bedeutung. Für Kettenburg ist das aber nicht relevant – seine Ernte ist komplett für die Biogasanlage vorgesehen.
Es gibt eine große Bandbreite an verschiedenen Sorghum-Wuchstypen „Man unterscheidet Sorten die viele Samen bereitstellen und keine große Massenwüchsigkeit haben und Typen die vier Meter hoch werden und kaum Körner bilden.“ Letztere sieht der Landwirt eher kritisch, denn die groß gewachsenen Pflanzen knicken bei Stürmen im Herbst schnell ab. Aber die Ernte mit dem Maishäcksler ist schwieriger, da die Stängel beim Schneiden oft zu den Seiten abknicken. Deshalb setzt Kettenburg auf körnerreiche, mittelgroße Sorten. „Die richtige Sorte für den norddeutschen Raum zu finden, ist aber insgesamt schwierig.“ Einen großen Vorteil gegenüber Mais hat die tropische Kultur aber: „Mit Wildschweinen gibt es im Sorghum kein Problem. Neben Schweinen haben wir hier im Mais sehr oft Schwierigkeiten mit Dammwild, was in der Hirse ebenfalls kein Thema ist.“ Erst nach der Maisernte würden sich die Wildschweine in die hochbewachsenen, sicheren Felder zurückziehen.
Doch selbst dann verursachen sie kaum Schäden. Nachdem immer mehr Beizmittel weggefallen sind, gibt im Mais vermehrte Probleme mit Vogelfraß.
Auch hier trumpft Sorghum auf: Für Saatkrähen und anderes Geflügel entpuppte er sich bis dato nicht als schmackhaft. Eins hat Mais dem Sorghum für Kettenburg jedoch voraus: „Es gibt von der Wirtschaftlichkeit her keine einzige Kultur auf einem 20er Boden, die mit Mais mithalten kann.“
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