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Neuer Präsident, alte Probleme

Dr. Holger Hennies (rechts) folgt ab nächstem Jahr Albert Schulte to Brinke (Mitte) als Präsident des Niedersächsischen Landvolks. Jörn Ehlers (links) wird ihn als Vizepräsident unterstützen.

Die Landwirtschaft in Niedersachsen steht vor existenziellen Herausforderungen“, sagte Dr. Holger Hennies anlässlich seiner Wahl zum Präsidenten des Niedersächsischen Landvolks. „Wir müssen verhindern, dass die Bäuerinnen und Bauern zwischen dem Druck des Weltmarktes und den ständig steigenden Anforderungen von Politik und Gesellschaft zerrieben werden. Dafür werde ich mich einsetzen.“

Es war ein knappes Wahlergebnis: Mit 55 Prozent der Stimmen wurde er in der vergangenen Woche zum zukünftigen Präsidenten gewählt. Er folgt damit auf Albert Schulte to Brinke, der das Amt Ende des Jahres abgibt.

In ihren Ämtern als Vizepräsidenten bestätigt wurden Jörn Ehlers aus Holtum Geest und Ulrich Löhr aus Groß-Denkte. Das vierköpfige Präsidium ergänzt Manfred Tannen aus Bensersiel, der zum neuen Vizepräsident gewählt wurde.

Zu Beginn der auch im Internet übertragenen Mitgliederversammlung hatte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil die Bedeutung der Landwirtschaft für das Bundesland gewürdigt. Er nannte aber auch die Herausforderungen der Branche.

Die Landwirtschaft befände sich leider in einer Sandwich-Position: Man sei zum einen Teil eines internationalen Marktes mit starkem Konkurrenzdruck und zum anderen würden die Landwirte mit umfassenden gesellschaftlichen Ansprüchen in Deutschland konfrontiert. „Kastenstand, Niedersächsischer Weg, GAP, Afrikanische Schweinepest, Corona und Schlachtbetriebe, Tierwohl, Rote Gebiete, und ich könnte die Schlagworte noch eine Weile fortsetzen“, sagte Weil. Niedersachsen wolle eine erfolgreiche und zukunftsfähige Landwirtschaft. „Die Landwirtschaft ist mit fast 40.000 Betrieben in Niedersachsen und ungefähr 130.000 Arbeitsplätzen ein eminent wichtiger Teil unserer Volkswirtschaft“, betonte der Ministerpräsident. Die Landwirte müssten aber auch in der Lage sein, von ihrer Arbeit zu leben. Wer hart arbeite, habe auch einen Anspruch auf faire Entlohnung.

„Wenn also immer mehr die Landwirtschaft in den Dienst öffentlicher Interessen gestellt wird, dann muss es dafür auch ein Entgelt geben“, verdeutlichte Weil. Deshalb sei es auch gerechtfertigt, dass die Landwirte eine gute Bezahlung für die höheren Anforderungen der Gesellschaft an die Produktion stellten.

Das sah auch Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast so. Dies sei beispielsweise Bestandteil des Niedersächsischen Wegs, bei dem die Gesellschaft ihren Beitrag leisten müsste. Sie hob zudem hervor, dass die Landwirtschaft in einem riesigen Transformationsprozess stecke. „Die Landwirte dürfen den Kopf nicht hängen lassen“, sagte sie. Landwirtschaft habe es immer geschafft, sich anzupassen. Das werde auch jetzt so sein. Die Politik müsse klarstellen, wie die Landwirtschaft in Zukunft aussehen solle und dabei auch die Folgen abschätzen und berücksichtigen. „Wir müssen die Landwirtschaft im Dialog mit den Landwirten umbauen“, so Otte-Kinast. Dies sei auch wichtig für den ländlichen Raum: „Ohne Bauern sterben die Dörfer und dann haben wir keinen ländlichen Raum mehr.“

Umweltminister Olaf Lies fügte hinzu, dass Landwirtschaft kein Ehrenamt sei. „Landwirtschaft ist ein klassischer Wirtschaftszweig“, so Lies. Dazu müsse die Politik die Leitplanken aufstellen. Die Gesellschaft müsse zudem bereit sein, anständige Preise für anständige Produkte zu zahlen.

„Landwirte denken in Generationen und benötigen endlich verlässliche Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen“, ergänzte Präsident Albert Schulte to Brinke. „Denn wir wollen nicht an widersprüchlichen Auflagen wie der Tierschutz-Nutzierhaltungsverordnung scheitern.“

Eine aktuelle Herausforderung sei der Schweinestau, der durch Coronaausbrüche in Schlachtbetrieben verursacht wurde. Die Schlachtereien fahren derzeit die Auslastungen hoch und die Schließung gesamter Betriebe müsse unbedingt verhindert werden. „Ich erlebe, dass sich viele in der Kette zurücklehnen und die niedrigen Preise genießen,“ sagte er. „Das ist überhaupt nicht akzeptabel.“ Schließlich sei es die Verzweiflung, die die Landwirte mit ihren Traktoren auf die Straße treibe.


Ausblick, Aufgaben, Anspruch

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