Karl Ploberger

Die Weisheiten meiner Großmutter

13. April 2022

Das Gärtnern wurde mir schon in die Wiege gelegt. Weder Eltern noch Großeltern waren Profigärtner, aber es wurde immer und überall gegärtnert. Bei meiner Großmutter hatte der Gemüsegarten eine große Bedeutung, und die Selbstversorgung stand bei ihr im Mittelpunkt. Nicht, weil die seinerzeit in Mode, sondern weil in beiden Weltkriegen die Lebensmittel-Versorgung zusammengebrochen war. Auch als ich Jahre nach dem 2. Weltkrieg geboren wurde und der Wohlstand beständig zunahm, wuchs dort Vieles auf den Beeten, das zum Einlagern bestimmt war: Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Kraut ...

Von dieser Art des Gärtnerns, das ganz wesentlich im Überleben wurzelte, hat mein Vater sehr viel mitbekommen und mitgenommen. Bei ihm ging es aber schon ums Erleben, und diese Freude hat er mir weitergegeben. Stets dabei waren es die Tipps der Großmutter, die uns durchs Gartenjahr begleiteten. Etwa, dass der Gemüsegarten niemals vor den Eisheiligen bestellt werden darf. In oberösterreichischer Mundart heißt das: „Im Aprü kummts wanns wü, im Mai kummts glei!“

So wurden die Gemüsebeete erst Mitte Mai pflanzbereit gemacht. Man arbeitete die Reste des im Herbst aufgestreuten Rindermists ein und versorgte Beete, auf denen besonders nährstoffbedürftige Pflanzen wachsen sollten, zusätzlich mit selbst produziertem Kompost. Dort, wo Karotten gesät wurden, durfte kein Mist drauf. „Sonst ist der Wurm drinnen!“, hatte die Oma immer erklärt.

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