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Geheimwaffe

Mit knapp unter 2 m Maschinenbreite lassen sich auch sehr schmale Pflegegassen befahren

Josef Müller ist Landwirt in Dachau und besitzt seit einigen Jahren einen Alstor 821, mit dem er in seinem eigenen Wald und verschiedenen kleinparzellierten Privat- und Gemeinschaftswäldern Holz rückt. In unmittelbarer Nähe des Flüßchens Maisach und des Amper-Kanals finden sich viele Auwälder, in denen das Wasser oft bis zur Oberfläche steht. Direkt angrenzend an Dachau ist der Besucherverkehr und die Dichte an gepflegten Spazierwegen entsprechend hoch. Das war die Ausgangssituation für unsere Einsätze mit dem Kinetic. Josef ist damit ein typischer Anwender solcher Kleinforwarder, zugleich aber nicht die alleinige Zielgruppe. Der Generalimporteur für Deutschland, die Firma Zieglmeier Hydraulik in Rottenburg an der Laaber, sieht zunehmend auch Forstunternehmer als potentielle Kunden, die neben den großen Rückemaschinen für besonders sensible Bereiche ein leichtes Fahrzeug suchen.

Einordnung

Der Heckrahmen lässt sich hydraulisch um 60 cm verkürzen

Mit seinen 27 kW Motorleistung und einer Nutzlast von 4 t liegt der Kinetic K 437 im Mittelfeld unserer Marktübersicht an aktuell verfügbaren Leichtforwardern. Sein Verhältnis von Nutzlast zu Maschinengewicht gehört mit 1,16 : 1 zu den besten Relationen, die machbar sind.

Was man an dieser Stelle nicht ganz außer Acht lassen darf: Besonders gute Nutzlastquotienten ergeben sich meist bei den ganz leichten Fahrzeugen, die aber auch nur sehr geringe Massen transportieren können. Der kleinere Kinetic K325, liegt mit 1,28 : 1 zwar noch etwas günstiger, darf aber auch nur 3 t aufladen. Die 4 t des K 437 entsprechen doch immerhin schon 4 bis 5 Fm Holz bei einer vollen Fuhre. Bei einem Ladequerschnitt von nur rund 1,4 m² darf man hier getrost voll aufladen, ohne die Befürchtung, das Fahrwerk zu überlasten. Grundsätzlich hat der K437 eine Laderaumlänge von 2,6 bis 3,2 m. Die Bandbreite von 60 cm ergibt sich daraus, dass die Kinetic-Forwarder serienmäßig einen hydraulisch teleskopierbaren Rahmen besitzen. Das soll die Wendigkeit im Bestand noch weiter unterstützen. Um es gleich vorweg zu sagen: Wir konnten bei unserem Praxistest keinen nennenswerten Unterschied feststellen und haben den Rahmen daher immer lang gelassen.

Laderaum

Eine sehr sinnvolle optionale Ausstattung ist die zusätzliche mechanische Rahmenverlängerung, mit der es tatsächlich möglich wird, zwei Stapel mit 2,50 m oder sogar 3 m Länge zu transportieren. Dafür empfiehlt es sich natürlich, den längeren der beiden verfügbaren Kräne zu wählen. Der Country 550 bietet ein Hubmoment von 27 kNm, was bei der vollen Auslage von 5,50 m immerhin noch einer Hubkapazität von 390 kg entspricht. Der kürzere Country 500 bietet hier einen halben Meter weniger und nur 23 kNm.

Der Kinetic will eine spezialisierte Ergänzung zu konventioneller Forsttechnik sein

Eine weitere sinnvolle Option ist die funkgesteuerte Beizugwinde. 25 m Seillänge und die Möglichkeit bis zu 1,2 t direkt zu ziehen, hört sich erst einmal nicht nach sehr viel an. De facto eröffnet das aber die Chance, eigentlich alle Sortimente, die der Kinetic auch aufladen kann, aus dem Zwischenfeld beizuseilen und damit in einem regulären Gassensystem zu arbeiten. Diese können ansonsten sehr schmal bleiben, denn der Forwarder ist selbst nur 1,91 m breit.

Die Spazierwege auf dem Deich sind unbedingt zu schonen: Ein guter Einsatzbereich für einen leichten Miniforwarder

Wenden wir uns aber nochmal der technischen Ausstattung zu: Unter einer Motorleistung von 30 kW muss man keine ROPS/FOPS-geprüfte Kabine zu haben. Josef Müller findet es sogar ganz praktisch, bei seinem kleinen Alstor ohne Türen ungehindert auf- und absteigen zu können. Hier gibt es ein Führerhaus, das sich auch beheizen lässt. Naturgemäß ist das bei so einer kleinen Maschine eher knapp geschnitten, aber für einen Drehsitz und eine Rückfahreinrichtung reicht es. Die Armlehnen müssen beim Aussteigen allerdings immer ein wenig zur Seite geklappt werden. Macht man dann die Türe unvorsichtig zu, gibt es unschöne Kratzer in den Seitenscheiben. Nicht zu unterschätzen ist der Lärmpegel hier drinnen. Der Yanmar-Dreizylinder brummelt von außen schon recht sonor. Zur Kabine hin gibt es keine nennenswerte Geräuschdämmung. Bei längeren Einsätzen empfiehlt sich definitiv ein Gehörschutz.

Antrieb

Die funkgesteuerte Beizugwinde hat eine Seilkapazität von 25 m und kann bis zu 1,2 t ziehen.

Das gilt vor allem während der Transportfahrt, denn die Kranarbeit lässt sich ohne weiteres mit nur leicht erhöhter Standgasdrehzahl erledigen.

Die Kraftübertragung erfolgt bei den Kinetics über ein mechanisches Viergang-Getriebe mit einem Rückwärtsgang. Damit erreicht der kleine Flitzer echte 20 km/h, was ausgewachsenen Forstmaschinen in nichts nachsteht. Dass es sich hier doch um relativ einfache Technik handelt, merkt man eher bei den anderen Komponenten des Antriebsstrangs. Als Kupplung fungiert beispielsweise ein Keilriemenvariator. Der stellt den Kraftschluss erst bei höheren Drehzahlen her. Das bedeutet aber auf der anderen Seite: Bergab gibt es nur dann eine Motor-Bremswirkung, wenn wir Gas geben. Zu den Rädern hin wird die Antriebskraft rein mechanisch übertragen, ohne Differenziale in den Bogie-Achsen. Das bedeutet, dass die Maschine bei der Kurvenfahrt massiv nach außen schieben möchte und die Räder deutlich am Untergrund radieren. Somit verschenkt der Kinetic eigentlich wieder ein Stück seiner Wendigkeit. Diese beiden Punkte will der Hersteller demnächst verbessern – über einen hydrostatischen Fahrantrieb und die Möglichkeit, die Hinterachse auf der Straße abzukuppeln. Diesen Schritt, der so eine Maschine noch einmal deutlich aufwertet, sind einige Mitbewerber schon gegangen.

Preisfrage

Der Dreizylinder von Yanmar leistet 27 kW. Die Kabine ist naturgemäß nicht extrem geräumig, bietet aber trotzdem die Möglichkeit einer Rückfahreinrichtung

Das wird vermutlich den Preis der Maschine noch ein wenig nach oben treiben – womit wir bei einer der Kernfragen zum Für und Wider einer solchen Anschaffung angelangt sind: Der Grundpreis für den Kinetic K437 liegt bei 97 000 €. Unsere Testmaschine lag bei 109 000 € netto. Zur sinnvollen Zusatzausstattung zählen wir zum Beispiel die elektrisch vorgesteuerten Minijoysticks anstelle der Kreuzhebel. Hier lassen sich über einen ansteckbaren Kasten sogar einzelne Bewegungsparameter des Krans an die Vorlieben des Bedieners anpassen (7 500 €). Desweiteren waren verbaut: Forwarderrungen (1 000 €), Rahmenverlängerung ( 700 €), Beizugwinde (2 500 €), Zusatzhydraulik (1 200 €). Mit letzterer ließe sich z. B. ein Spalter oder eine Klemmbank (in Vorbereitung) betreiben. Sogar einen kleinen Harvesterkopf wie den Syketec Jobo ST50 kann man anbauen. Dafür ist dann ein Ballastgewicht im Rungenkorb notwendig.

Die mögliche Rückeleistung des Kinetic K437 entspricht einem kleinen Traktor-Rückewagen-Gespann. Wobei dieser Vergleich natürlich hinkt: Die Boden- und Bestandspfleglichkeit der Spezialmaschine ist ungleich besser und im schwierigen Terrain kommt man trotzdem weiter. Von der Unfallgefahr auf den Kranpodesten der Rückewagen möchte Emanuel Biberger, Mitarbeiter bei Zieglmeier Hydraulik, am liebsten gar nicht reden. Interessant wird der Vergleich mit größeren Rückemaschinen, die natürlich in der Anschaffung noch ungleich höher liegen und auch ganz andere Spritverbräuche haben.

In diesem Auwald wäre eine Holzrückung in unseren frost-armen Zeiten mit konventioneller Technik quasi überhaupt nicht mehr möglich

Kleinigkeiten

In unserem Test hat der Kinetic eine gute Performance abgeliefert. Am Ende waren es nur Kleinigkeiten, die wir gerne verbessert hätten: Ein Scheibenwischer an der Heckscheibe bringt mehr Durchblick beim Laden, die Motorsägenhalterung ist nicht perfekt platziert und die Bolzen für die Rahmenverlängerung sind gefährdet, wenn bei Leerfahrt der Kran hinten abgelegt werden soll. An die Gangschaltung hinter dem Rücken bei der Sammelfahrt hat man sich relativ schnell gewöhnt und den sehr schwergängigen Bowdenzug für das Gaspedal der Rückfahreinrichtung betrachten wir auch als leicht lösbare Kinderkrankheit am Vorführmodell.

Der Auspuff verführt dazu, sich beim Einsteigen daran festzuhalten

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