Kind der Wendezeit
Als die Bewerbung der Ostdeutschen Gesellschaft für Forstplanung (OGF) für den Deutschen Waldpreis einging, waren wir überrascht. Grund dafür war, dass die OGF Forstunternehmer/-in des Jahres werden wollte. Darunter verstehen wir – ohne tiefer darüber nachzudenken – forsttechnische Dienstleister, die ihr Brot mit Forstmaschinen vorwiegend in der Holzernte verdienen. Dabei ist uns klar, dass solche Unternehmen ein viel größeres Spektrum abdecken. Es gibt solche, die sich auf den Wegebau spezialisiert haben oder auf die Anlage von Forstkulturen, bei anderen ist der Holzhandel ein wichtiges Standbein oder die Baumpflege. Nicht zuletzt denken heute forsttechnische Dienstleister darüber nach, in die Beratung und Betreuung des Privatwaldes einzusteigen. Damit werden sie ein Stück weit zu Ingenieurdienstleistern. So wie die OGF schon seit langer Zeit einer ist.
Das Unternehmen entstand 1992 in den Wirren der Wendezeit, erzählt Michael Storandt, der die OGF zusammen mit Jörg Burgemeister in Potsdam gegründet hat. Er war im Staatsbetrieb „Forstprojektierung Potsdam“einige Jahre als Forsteinrichter tätig und übernahm mit knapp 30 Jahren den Posten als Direktor für Produktion. Nach der Wende hätte er in der Folgeeinrichtung als Mitarbeiter für Entwicklungsfragen weiter arbeiten können. Doch vermisste er an diesem Jobangebot die persönliche Herausforderung. Lieber ergriffen er und sein damaliger Kollege Jörg Burgemeister selbst die Initiative.
Ihnen kam zugute, dass die BVVG den ehemals volkseigenen Wald verkaufte und einen Dienstleister benötigte, der diesen Prozess informationstechnisch begleiten konnte. Dafür waren Storandt als Forsteinrichter und Burgemeister als IT-Spezialist perfekt geeignet. Mit Hilfe des Datenspeichers Wald und der selbst geschriebenen Software Wald-Info identifizierten sie Waldflächen, lieferten Informationen und Karten für die Verkaufsexposés und Waldwertberechnungen. Später halfen sie auch den Waldkäufern und erstellten hunderte Betriebskonzepte, die für den Kauf Voraussetzung waren.
Diversifiziertes Angebot
Aus diesen grob skizzierten Anfängen erwuchs im Laufe der Jahre ein breit aufgestelltes Unternehmen, das seit 1994 eine Niederlassung in Kesselsdorf bei Dresden und seit 2011 eine in Neuzelle besitzt. Das Tätigkeitsspektrum ist so breit, dass der Platz dieser Ausgabe nicht reichen würde, es hinreichend zu beschreiben. Storandt bezeichnet das als Diversifizierung, die das Unternehmen vor der Abhängigkeit von einem oder wenigen Auftraggebern schützt.
Zu den Leistungen zählen Inventuren aller Art. Beispiele sind Standort- und Waldbiotopkartierungen oder die Mitarbeit bei Bundeswaldinventuren. Das Hauptstandbein aber– in diesem Geschäftsfeld und überhaupt – ist die Forsteinrichtung. Im Laufe der Jahre hat die OGF rund 370 000 ha Privat- und Körperschaftswald eingerichtet. Es hat dafür mit den Forstinformationssystemen FIP2000 und FIP2 auch eigene Softwarelösungen entwickelt.
„Wir verbinden forstliches Wissen mit modernen Technolgien – und bringen diese in den Wald.“
Neben den Inventuren erarbeitet die OGF Waldbewertungen oder Gutachten für Gerichtsverfahren. Selbst die Forschung spielt eine Rolle. Auch dafür ist der persönliche Hintergrund der auf 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsenen Belegschaft verantwortlich. Schaut man in die Liste der Veröffentlichungen, sticht Dr. DenieGerold heraus. Kein Wunder, denn der langjährige Leiter der sächsischen Niederlassung war an der Hochschule in Tharandt tätig.
Von dort kommen auch Dr. Michael Wehnert-Kohlenbrenner und Richard Georgi, diebei Professor Dr. Michael Müller zu Waldschutzthemen geforscht haben. Beide sind ihren Fachgebieten bei der OGF treu geblieben. Wehnert zum Beispiel mit dem Verbundprojekt Rebek. Mit ihm suchen er und seine Kooperationspartner Methoden, wie man ohne Einsatz von Pestiziden die Besiedlung von Nadelholzpoltern durch Borkenkäfer verhindern kann. „Das ist aber kein Selbstzweck“, betont er. „Wir wollen aus solchen Projekten marktfähige Produkte entwickeln, die wir als Dienstleister in den Forstbetrieben umsetzen können.“ Das trifft auch auf das Waldmonitoring mit Drohnen zu. Dieses Geschäftsfeld hat Richard Georgi maßgeblich aufgebaut: Vier Hightechgeräte mit Kameras und einem Lidar-System setzt das Unternehmen heute schon ein, um Schadflächen zu kartieren, Wild und Borkenkäfernester aufzuspüren, um Geländemodelle und digitale Zwillinge der Wälder zu erstellen.
Michael Storandt hält solche Projekte und Geschäftsfelder wichtig. Um zukunftsfähig zu sein, müsse die OGF sich zu einem Technologieunternehmen entwickeln. Für ihn heißt das, Apps zu bauen, Satelliten-, Drohnen- und Luftbilder digital auszuwerten, Cloud-Systeme einzurichten und künstliche Intelligenz in die Betriebsabläufe einzuführen.
Nachfolge geregelt
Der 65-jährige Firmengründer wird das nicht mehr in Gänze miterleben. Er geht Ende dieses Jahres in den Ruhestand und übergibt die Firma seinen Nachfolgern Anna Kathleen Müller, Dr.Michael Wehnert-Kohlenbrenner und Richard Georgi. Man darf davon ausgehen, dass die drei sich nicht wissenschaftlich verzetteln oder in der digitalen Welt verlieren werden, sondern wie ihr Chef Bodenhaftung behalten werden. Dafür sorgt schon der tägliche Kontakt zu den Waldbesitzern, die sie beraten und deren Wälder sie auch beförstern. In Sachsen und Brandenburg haben sie größere Flächen unter Vertrag und vermarkten teilweise das Holz. Zwar nicht mit eigenen Forstmaschinen, aber mit festen Subunternehmern.
Beworben hat sich die OGF, weil das Team auf die Leistung der vergangenen drei Jahrzehnte stolz ist. Für Michael Storandt ist der Deutsche Waldpreis darüber hinaus eine Gelegenheit, auf eine Branche hinzuweisen, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist.
Weitere Informationen zur OGF
Die Bewerbungsmappe der OGF finden Sie hier:
Das Video, das die OGF für die Bewerbung gemacht hat, finden Sie hier:
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