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Was du kannst im Herbst besorgen...

So weit wie in dieser Versuchsfläche darf es in der Praxis nicht kommen, aber es kann passieren, wenn Resistenzen durchschlagen.

Zwar wird das Sprichwort hier leicht abgewandelt, doch es bedeutet, dass Probleme, die frühzeitig angegangen werden, nicht zu großen Schwierigkeiten heranwachsen. Diese Weisheit lässt sich direkt auf die Bekämpfung von Ungräsern und Unkräutern im Getreideanbau anwenden.

Im Frühjahr sind viele zweikeimblättrige Unkräuter wie Ehrenpreis, Taubnessel oder Vogelmiere mit den üblichen blattaktiven Herbiziden nicht mehr effektiv zu bekämpfen. Oft sind sie zum Zeitpunkt der Anwendung bereits stark entwickelt und konkurrieren mit dem Getreide um Wasser und Nährstoffe. Bei den Ungräsern wie Windhalm, Ackerfuchsschwanz und dem sich weiter ausbreitenden Weidelgras sind die Vorteile und Wirkungssicherheit der Herbstanwendung noch deutlich größer.

In den zunehmend wärmer werdenden Wintern können die Unkräuter oft weiterwachsen und der Spritztermin im Frühjahr kommt dann zu spät. Die Wachsschicht, die Größe des Unkrauts und die Strahlung sind Behandlungsanforderungen, die im Frühling oft nicht ausreichend beachtet werden. Besonders die optimale Luftfeuchtigkeit ist ein begrenzender Faktor für die Wirksamkeit der wichtigsten Herbizide gegen Gräser. Im Herbst passen die Größe des Unkrauts, die Bodenfeuchtigkeit und weitere Bedingungen für die meisten bodenaktiven Herbizide besser.

Weidelgras ist das nächste Ungras, das – wo es in den Äckern auftaucht – tiefe Sorgenfalten hervorruft.

Während sich Resistenzen gegen blattaktive Herbizide aus den HRAC-Wirkgruppen 1 der Accase-Hemmer (z. B. Axial 50) und HRAC 2 der Sulfonylharnstoffe (z. B. Atlantis Flex, Broadway, Husar Plus, Niantic) zunehmend verbreiten, bleiben die Wirkmechanismen der Bodenherbizide größtenteils zuverlässig. Ackerbauern sollten also die Möglichkeit mit dem Einsatz der Wirkstoffe der Gruppe 3, 12, 15 und 32 für ein aktives Resistenzmanagement nutzen.

Fehler bei der Umsetzung im Resistenzmanagement können dazu führen, dass sich der Ackerfuchsschwanz, das sich stark ausbreitende Weidelgras und auch der häufig unterschätzte Gemeine Windhalm auf den Flächen festsetzen. Die Folgen sind im Bild der Versuchsfläche ersichtlich, wenn die Wirkung auf die Ungräser schwindet, oder wie zu sehen nicht mehr eintritt.

Nutzen Sie die Möglichkeiten des integrierten Pflanzenbaues, bevor Sie mit Wirkungsverlust auf Ihren Feldern konfrontiert werden:

  1. Bodenbearbeitung: „Nach der Ernte ist vor der Ernte“ – dies im Hinterkopf behaltend, sollte nach der Ernte eine angepasste Bodenbearbeitung nicht nur das Ausfallgetreide, sondern auch die Samen von Unkräutern und Gräsern zum Keimen bringen. Bei dem Vorgang sollte nicht zu tief eingearbeitet werden. Abhängig von der Witterung können die Samen schneller oder langsamer keimen und dann mit einem zusätzlichen mechanischen Arbeitsgang auf der Fläche reduziert werden.
  2. Saatzeit: Getreideanbauer sollten nicht zu früh säen, da frühe Saaten das Wachstum von Schadgräsern vorrangig von Weidelgras und Ackerfuchsschwanz begünstigen, was deren Bekämpfung erschwert. Das Hinauszögern der Aussaat um 10 bis 14 Tage kann den Befall der Ungräser ähnlich effektiv reduzieren wie der Einsatz eines Herbizids.
  3. Herbizid: Optimieren Sie ihre Herbizidanwendung. Die Gewohnheit, rasch zum Lagerhaus zu fahren, ein mit vielen schwarzen Kreisen bewertetes Herbizid oder eine Herbizidkombination zu holen und die Unkrautbekämpfung später durchzuführen, wenn es in den Betriebsablauf passt, führt nicht jedes Jahr zum erhofften Erfolg. Denn wie bereits bei den Behandlungsansprüchen erwähnt, sind die meisten Herbstherbizide auf Bodenfeuchte und kleine Unkräuter angewiesen, um ihre Wirkung gegen die Schadpflanzen zu entfalten. Diese Ansprüche sollten beim Einsatz berücksichtigt und gegebenenfalls durch geeignete Mischpartner angepasst werden. Bei trockenen Bodenverhältnissen kann es ratsam sein, den idealen Vorauflauftermin (VA-NAK) für die Anwendung, der für viele Herbizide passend ist, leicht zu verschieben und mit blattaktiven Mischpartnern zu ergänzen oder eventuell gegen ein zum Zeitpunkt der Anwendung passenderes Herbizid auszutauschen.
  4. Gräser: Die Bekämpfung unserer Schadgräser wie Jährige Rispe, Windhalm, Ackerfuchsschwanz und Weidelgras ist mit dem Einsatz von Bodenherbiziden im Herbst meist sicherer als im Frühjahr. Bei Rispe und Windhalm sind Nachbehandlungen im Frühjahr selten erforderlich. Bei den zwei schwerer zu bekämpfenden Gräsern kann sich ein so starker Druck aufbauen, dass Nachbehandlungen im Frühjahr, etwa mit Atlantis Flex... unvermeidlich sind. Zudem steigt die Zahl der Felder, die nur noch mit Herbst- und Frühjahrsbehandlungen einen akzeptablen Kulturzustand bis zur Ernte erreichen. Die Herausforderung, ein ungrasfreies Getreidefeld zu erzielen, wird zunehmend größer, wie wir dieses Jahr ab Mai auf vielen Feldern schmerzhaft erfahren mussten.
  5. Weiteres: Themen wie Feldrandhygiene, Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Walzen, Falsches Saatbett, Saatstärke und Sortenwahl können die dargestellten Maßnahmen ergänzen.

Herbizide für die Anwendung im Herbst

Wirkstoffe wie Flufenacet, Prosulfocarb und Chlortoluron sind die Schlüsselkomponenten bei der Ungras- und Unkrautbekämpfung. Zusätzliche Wirkstoffe, die im Bereich der Gräserbekämpfung unterstützend wirken, sind Beflubutamid (Beflex), Pendimethalin (Stomp Aqua), Diflufenican (Sempra) und Flumioxazin (Sumimax), die in unterschiedlichsten Kombinationen erhältlich sind.

Die LfL-Tabelle auf der folgenden Seite stellt das Wirkungsspektrum der Herbizide übersichtlich dar und dient als Hilfestellung bei der Auswahl der geeigneten Mittel. Es muss jedoch zunächst geprüft werden, ob die geplanten Herbizide unter Einhaltung der Abstandsauflagen zum Schutz der Gewässer/Nichtzielflächen auf den betreffenden Feldern eingesetzt werden können. Die Tabelle Abstandsauflagen für den Herbst 2024 finden Sie am Ende des Artikels.

Die Anwendung von chlortoluronhaltigen Herbiziden ist im Bezug zum Gewässerschutz und bei leichten Bodenarten eingeschränkt (NG414). Auf drainierten Flächen ist die Anwendung untersagt (NG405) oder fällt in ein zeitliches Raster bei der Anwendungsbestimmung NW800. NG337 = einmalige Anwendung erlaubt. Der Wirkstoff ist nicht bei allen Weizensorten verträglich und muss mit der Sortenliste abgeglichen werden (nufarm.com/de/broschueren/).

Bei Lentipur 700 sind die verschieden Einsatztermine wie in WR nur im Vorauflauf und bei TT nur im Nachauflauf zu beachten. Toluron 700 SC darf nur in WW und WG angewendet werden. Bei Herbiziden mit den Wirkstoffen Prosulfocarb und Pendimethalin ist die Abdriftproblematik bei der Applikation zu berücksichtigen. Diese und weitere kulturspezifische Aufwandmengen / Einsatztermine und Anwendungsbestimmungen sind bei der Auswahl der Herbizide vor dem Einsatz abzuklären.

Herbizide und Mischungen zur Windhalmbekämpfung

Herbizide auf Basis von Flufenacet, wie Herold SC mit 0,4 – 0,3 l/ha oder vergleichbare Produkte wie Broadcast, Carpatus SC,…, Battle Delta 0,3 l/ha + Beflex 0,3 l/ha, Malibu 2,5 – 3,0 l/ha, Cadou SC 0,24 l/ha + Agolin 1,5 l/ha und Pontos 0,5 l/ha, Mateno Duo + Cadou 0,35 l/ha + 0,24 l/ha (Wintergerste Phytotox möglich – auf gute Anwendungsbedingungen achten). Bei den Prosulfocarb-Herbiziden sind mit Jura 3,5 – 4,0 l/ha, 3,0 l/ha Boxer (nicht in TT) + 60 g/ha Alliance + und 2,5 l/ha Boxer + 0,3 l/ha Beflex zu empfehlen.

Wo der Einsatz von Chlortoluron möglich ist, sind bewährte Lösungen Trinity mit 2,0 l/ha, 0,3 l/ha Herold SC + 1,5 l/ha Trinity oder 1 l Lentipur, sowie 1,5 l/ha Carmina 640 + 65 g/ha Alliance, 1,5 l/ha Carmina 640 + 0,3 l/ha Beflex und 1,2 l/ha Chrome.

Der Ackerfuchsschwanz in Wintergerste macht den Einsatz von Flufenacet als Hauptwirkstoff bis zum frühen NAK-Termin unerlässlich. Ist dieser Zeitpunkt bereits verstrichen, müssen alternative Methoden angewendet werden. Bei fest etabliertem Ackerfuchsschwanz ist Pinoxaden oft die letzte effektive Bekämpfungsoption. Axial 50 kann hierfür im Herbst mit 0,9 l/ha (ab NA 13) oder im Frühjahr beim Vegetationsbeginn mit 1,2 l/ha angewandt werden, es ist entscheidend, dass diese Anwendung präzise erfolgt.

Bei guter bis ausreichender Bodenfeuchte sollten Herbizide wie 0,6 l/ha Herold SC (ggf. + 1 bis 2 l/ha Lentipur, Verbesserung bei Kamille, Kornblume, Hundskerbel) oder vergleichbare Flufenacet / Diflufenican Produkte, 4,0 l/ha Malibu, Quirinus Forte mit 0,5 l/ha + 0,5 l/ha oder Boxer + Battel Delta mit 3,0 l/ha + 0,4 l/ha bzw. 2,0 l/ha Boxer + 0,6 l/ha Herold SC ausgebracht werden. Ist es zu diesem Zeitpunkt für die Flufenacet-Anwendung zu trocken, können Kombinationen aus 0,9 l/ha Axial 50 mit z.B. 0,5 l/ha Herold SC, 2,5 Malibu oder Quirinus Forte erfolgen, wenn der Ackerfuchsschwanz sicher gut benetzt werden kann. Mischungen von Axial 50 mit z. B. Pointer SX können die Wirkung auf Ackerfuchsschwanz negativ beeinflussen, mit Trinity sind sie nicht verträglich.

Ackerfuchsschwanz in Weizen, Roggen und Triticale

Die Empfehlungen der Wintergerste sind hier ebenfalls möglich (ohne Axial 50, Boxer nicht in TT, Lentipur - Termin bzw. produktbezogene Zulassungen/Aufwandmenge siehe Tabelle S. 32), zusätzlich könnte auch Mateno Duo mit 0,7 l/ha + 0,5 l/ha im VA bei Weizen und TT eingesetzt werden. Roggen steht meist auf leichten Böden und reagiert oft empfindlicher auf Herbizide vor allem auf Wirkstoffe wie Flufenacet. Achten Sie bei der Saat auf eine gute Ablage und Bodenabdeckung, ggf. Saattiefe erhöhen.

Zur Bekämpfung von Weidelgräsern empfiehlt es sich, Präparate mit Flufenacet oder Prosulfocarb in hohen Dosierungen zu verwenden, vorzugsweise in einer Kombination. Obwohl dies das Risiko der Verträglichkeit für die Kulturpflanzen erhöht, ist es bei einem starken Befall vertretbar, da sonst höhere Ertragseinbußen zu erwarten sind.

Im Dinkelanbau stehen im Vorauflauf jeweils 3 – 5 l/ha Boxer oder Fantasia Gold und 3,5 l/ha Stomp Aqua zur Verfügung, im NAK können 0,3 – 0,6 l/ha Herold SC und 3 l/ha Fantasia Gold zum Einsatz kommen. Im Nachauflauf sind noch 2,5 l/ha Stomp Aqua + 0,9 l/ha Axial 50 möglich (maximal eine Anwendung bei Stomp Aqua, Axial 50).

Die im Beitrag erwähnten Beispiele sind wirkungslos gegen Trespen. Hier bieten Frühjahrsherbizide klare Vorteile, stehen jedoch für Gerste nicht zur Verfügung. Bei einem Trespenbefall auf Wintergerstenflächen ist der Einsatz eines Pfluges die optimale Lösung.

Kommt hinzu – fällt weg

Neu: Compola (Plantan)

ergänzt Jura mit einem dritten Wirkstoff (1,33 g/l Halauxifen zu 667 g/l Prosulfocarb, 14 g/l Diflufenican), dadurch mehr Wirkung auf Kamille, Klatschmohn, Kornblume und Storchschnabel.

Neu: Chrome (Adama)

mixt drei bekannte Wirkstoffe (336 g/ha Chlortoluron + 48 g/ha Diflufenican + 96 g/ha Flufenacet), Ziel sind Windhalm und Unkräuter.

Neu: Vulcanus Top (Plantan)

kombiniert (wie Mateno Duo) 540 g/l Aclonifen mit 60 g/l Flufenacet bei 1,5 l/ha Aufwandmenge. Mit 1,5 l/ha soll es Windhalm und die Rispe bekämpfen, mit 2,0 l/ha Ackerfuchsschwanz.

Der Wirkstoff Flufenacet ist wahrscheinlich zum vorletzten Mal in Getreide erlaubt oder möglicherweise nur noch heuer möglich.

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