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Starthilfe für den Eichen-Nachwuchs

Gemeinsamer Waldbegang im Projektgebiet: Engagierte Waldbesitzer im Projekt Hammerbach mit ihrer Revierleiterin Heike Grumann (l.) sowie der Projektmitarbeiterin Julia Billner (r.).

Es ist ein für den Wald wohltuend verregneter Morgen Anfang Juli. Die Waldbesitzer Wolfgang Gsaenger und Roland Obst begehen mit Vertretern der Forstverwaltung und ihrem Förster Axel Serwotka ihre Wälder im Projektgebiet Dillenberg bei Fürth. Hier soll es – genau wie im Projektgebiet Hammerbach bei Erlangen – in konzertierter Aktion Starthilfe für den Eichennachwuchs geben. Die Gründe liegen auf der Hand: Klimawandel und Waldumbau. Denn der kieferndominierte Steckerleswald steckt in der Krise.Der Kiefer wird es hier schlicht zu heiß. Auch wenn es dieses Jahr bisher sehr viel regnet, jagt doch seit Jahren ein Temperaturrekord den nächsten.

Die Nadel-Baumart, die seit vielen Jahrzehnten das Wald- und auch das Landschaftsbild in Mittelfranken prägt, ist eigentlich in sehr viel nördlicheren Gefilden wie in Skandinavien zu Hause. Mit der Klimaerwärmung kommt die Kiefer immer mehr ins Schwitzen, wird schwach und anfällig. Schädlinge wie Pracht- und Rüsselkäfer, Misteln und spezielle Pilze haben dann viel leichteres Spiel. Viele Kiefern sind deswegen in den letzten Jahren schon abgestorben. Und dieser Prozess läuft weiter.

Für die beiden engagierten und langjährigen Waldbesitzer Gsaenger und Obst war es deshalb selbstverständlich, beim Zukunftswaldprojekt mitzumachen. Beide möchten ihren Wald bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten. Sehr behilflich war ihnen dabei schon der Eichelhäher, der überall Eicheln verteilt hat. Aus ihnen sind bereits flächig kleine Eichen-Sämlinge aufgegangen.

Leichte Auflichtung und Zaunbau sind nötig

Junge Bäumchen genießen meist den Schutz der älteren, darüberstehenden Bäume, aber sie brauchen auch Licht, um gut nach oben wachsen zu können. Erster Schritt ist daher eine leichte Auflichtung, wozu einige Bäume aus dem Altbestand entnommen werden. Danach bauen die Waldbesitzer hier notgedrungen einen Zaun. Ohne diesen Schutz schaffen es die kleinen Bäumchen aufgrund des Wildverbisses in der Regel leider nicht, in die Höhe zu kommen.

Eigentlich sollte nach gesetzlicher Vorgabe die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen möglich sein. Daran hätten auch die hiesigen Waldbesitzer großes Interesse – der Zaunbau kostet schließlich Zeit und Geld. Darum gibt es bereits Gespräche mit den örtlichen Jägern.

Der Freistaat Bayern unterstützt die Waldbesitzer auch finanziell, wenn sie klimaangepasste Naturverjüngung erhalten und pflegen. Denn der Wald ist Lebensgrundlage für Mensch und Tier – und der Waldumbau ist aktive Daseinsvorsorge für die Gesellschaft.

Monokulturen sollte man möglichst vermeiden, das weiß heute eigentlich jeder. Das gilt auch für Laubhölzer und auch für die Eiche. Sollte die Naturverjüngung in ein paar Jahren noch zu wenige klimatolerante Baumarten enthalten bzw. lückig sein, kann sie noch mit anderen, klimaverträglichen Baumarten angereichert werden. Hier bieten sich zum Beispiel Hainbuche, Feldahorn, Vogelkirsche oder Edelkastanie an.

Ziel der Projekte ist es, auf größerer Fläche und in gemeinschaftlicher Aktion vieler Waldbesitzer Verjüngungskerne aus zukunftsfähigen Baumarten zu schaffen. Sie sollen der Grundstein für die nächste Waldgeneration sein, die sich auch in Zeiten des Klimawandels behaupten kann.

Im Projektgebiet Hammerbach gibt es mehr Samenbäume

Am Nachmittag steht der Waldbegang im zweiten Projektgebiet Hammerbach auf dem Programm. Auch hier steht die Eiche im Mittelpunkt – üppige Naturverjüngung ist auf dem Waldboden auszumachen, aber auch Rotbuchen sind schon aufgegangen. Viel stärker als im Dillenberg sind die Altbestände mit wertvollen Samenbäumen durchsetzt, das bedeutet eine noch bessere Ausgangslage für die natürliche Verjüngung.

Zum Waldbegang sind gleich mehrere der im Projekt Hammerbach aktiven Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gekommen. Sie haben seit etlichen Jahren einen engen und vertrauensvollen Draht zu ihrer Försterin Heike Grumann. Wie alle Revierleiter der Bayerischen Forstverwaltung berät und unterstützt sie „ihre“ Waldbesitzer im Sinne des Gemeinwohls bei der Bewirtschaftung ihres Waldes und beim zukunftsgerichteten Waldumbau. Zukunftswaldprojekte sollen aber gerade auch bislang weniger aktive Waldbesitzer ansprechen. Das ist in beiden Projekten schon gut gelungen, aber: Je mehr Waldbesitzer sich anschließen, desto besser!

Es müssen noch viele Waldbesitzer anpacken

In diesem Sinne: Sollte Ihr Wald sich in einem der beiden Projektgebiete befinden, scheuen Sie sich nicht und melden Sie sich bei Försterin Heike Grumann (0911 99715-3110) oder Förster Axel Serwotka (0911 99715-3020). Sie können jederzeit noch einsteigen.

Auch wenn Ihr Wald nicht in einem der hier genannten Projektgebiete liegt und Sie ihn aktiv fit für den Klimawandel machen möchten, können Sie sich gerne an die Försterinnen und Förster vor Ort wenden. Unter www.foersterfinder.de finden Sie Ihre örtlichen Ansprechpartner.

Mit der Initiative Zukunftswald Bayern (IZW) sollen in ganz Bayern Impulse für den Waldumbau gegeben werden. Dabei kommen an den ÄELF vielfältige Ideen, Konzepte und Vorgehensweisen zum Tragen. Die Ausgangssituationen in den Wäldern können sehr unterschiedlich sein und darum müssen auch die Lösungsansätze unterschiedlich sein und an die individuelle Situation vor Ort angepasst sein.

Wichtig ist es, sich auf den Weg zu machen. Wir haben in Bayern noch viele anfällige und für die Zukunft nicht gut aufgestellte Wälder. Wir freuen uns über alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die in Sachen Waldumbau mit anpacken!

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