Friss oder stirb!

Der 26-jährige Andrea Papi war zur falschen Zeit am falschen Ort, mit fatalen Folgen. Dabei war der junge Sportstudent doch nur auf dem Heimweg von einer Bergtour im Val di Sole. Seine Mutter Franca spricht von einem „Schlag in die Magengrube“, als sie an besagtem Tag, im April 2023, auf dem Balkon in Caldes stand und auf den gegenüberliegenden Hang schaute, genau in den Minuten, als ihr Sohn um sein Leben kämpfte. Um 3 Uhr morgens hatte man die traurige Gewissheit. Das sind Bilder, die sich beim Zuschauer einbrennen.

Georg Tschurtschentaler und Andreas Pichler zeigen in ihrem bewegenden Dokumentarfilm "Gefährlich nah – Wenn Bären töten" mit viel Stoff zum Nachdenken, ein vielschichtiges Bild der Bärenproblematik im Trentino, inklusive Abstecher nach Bayern.

Zum Hintergrund: Über 100 Bären gibt es heute im Trentino. Vor 25 Jahren hat man damit begonnen die Tiere, die als ausgestorben galten, aus Slowenien wieder anzusiedeln. Heute leben in der Region Bären und Menschen auf so engem Raum, wie nirgendwo anders auf der Welt. Konflikte sind vorprogrammiert. Gerade die Bergland- und Almwirtschaft trifft es hart, aber auch die Zivilbevölkerung in den Dörfern hat zu kämpfen. „Man hat uns mit dem Bären einfach allein gelassen, nie auf die wahren Gefahren hingewiesen – Zwischenfälle mit tödlichem Ausgang wurden billigend in Kauf genommen“, so lauten die Statements der Protagonisten im Film. Die Redewendung „friss oder stirb“ wird hier zur Realität, selbst für die Bären. Deren Ausbreitung „unerwartet“ schnell aus dem Ruder lief.