In Brüssel dreht sich der Wind

Die Sorgen der Berglandwirtschaft sind seit dem ersten Alpen.Gipfel 2022 nicht kleiner geworden (Seite 16). Die Dokumentationsstelle des Bundes registrierte zuletzt Rekordzahlen von Raubtieren und Rissen. In Südtirol gab es ebenfalls Rekordzahlen. Die Tierzüchter dort planen jetzt deshalb einen Boykott der Messe AgriAlp. Es ist ein verzweifelter Hilfeschrei in Richtung Öffentlichkeit und Politik.

In Brüssel verhallten alle Hilferufe der Tierhalter lange ungehört. Noch vor zwei Jahren war jeder, der Maßnahmen gegen den Wolf forderte, der „Dorfdepp“. So krass formulierte es der Südtiroler MdEP Herbert Dorfmann am Wochenende. Doch der Wind habe sich gedreht.

Der Parlamentarier schöpft Hoffnung: Die Anliegen der Landwirtschaft werden allmählich ernst genommen, sagt er. DBV-Präsident Rukwied hofft deshalb, dass auch in Sachen Reduzierung des Pflanzenschutzes noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Ob die Länder noch in der Lage sind, ihre Bevölkerung in Krisen- oder gar Kriegszeiten selber zu versorgen, ist überall ein Thema. Im Nicht-mehr-EU-Land Großbritannien ist man alarmiert: Dort stammen, wie in dieser Woche bekannt wurde, nur noch 54 Prozent der Lebensmittel aus heimischer Produktion. Die fatale Abhängigkeit von Importen ist spätestens seit dem Krieg in der Ukraine als ein Problem erkannt. Aussitzen kann man es nicht. Vielmehr muss die Politik dafür nationale Lösungen finden.