Zeitenwende bei Mercosur

Dass sich grüne Bundesminister einmal für das Mercosurabkommen stark machen, war noch vor zwei Jahren undenkbar. Beim agrarpolitischen Jahresauftakt des Deutschen Bauernverbands 2021, vor der Bundestagswahl, geißelte der damalige Parteivorsitzende Robert Habeck die Exportabhängigkeit der deutschen Agrarwirtschaft. „Am Weltmarkt muss man immer der Günstigste sein, um mithalten zu können. Das setzt unsere Bauern zu stark unter Druck“, so der Grüne damals.

Heute sehen die Grünen den Weltmarkt ganz anders. Anlässlich der deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage bekundete Cem Özdemir Deutschlands „starkes Interesse“ am Abkommen mit den Mercosur-Staaten wie Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. Es biete Chancen, „unsere politische und wirtschaftliche Partnerschaft mit diesen Ländern zu festigen“. Die Erfahrung des letzten Jahres hat nach Auffassung Özdemirs gezeigt: Deutschland muss auch im Agrarhandel seine Abhängigkeiten von einzelnen Ländern verringern. „Deshalb wollen wir regionale Wertschöpfungsketten stärken und uns beim Import und bei Absatzmärkten breiter aufstellen“, so der Agrarminister.