Kulinarische Glaubensfragen

Alle Jahre wieder – die selben Fragen: Was kommt zu Weihnachten auf den Tisch? Ganserl, Karpfen, Raclette und Fondue oder doch „good-old“ Würstl mit Kartoffelsalat? Jede Familie, jeder Hausstand hat seine Traditionen, jede Region ihre Spezialitäten und jeder Einzelne seine Vorlieben. Und das ist auch gut so.

Doch gerade in der heutigen Zeit, geprägt von virtuellen Trends und Idealen mit schnelllebigen Modeerscheinungen, wird oft das Alltägliche, anscheinend Normale stigmatisiert und bis zur Glaubensfrage hochstilisiert – ja, selbst das Festtagsmenü. Dann geht‘s plötzlich ganz schnell um viel mehr: Fleisch oder nicht? Fisch oder nicht? Milch oder nicht? Tierische Produkte oder nicht?

Wenn sich satte Menschen in einer Luxuswelt die kulinarische Glaubensfrage stellen, frohlocken ganze Industriezweige, die mit Veggie-Würstchen und anderen „Fake-Produkten“ Geschäfte machen – und das nicht schlecht. Komisch nur, dass auch hier wieder die Namen der selben Konzerne auftauchen wie vorher, ob mit Mühle im Logo oder ohne. Und komisch nur, dass auch die Meisten, die das schlechte Gewissen ihrer Mitmenschen schüren, irgendwie daran verdienen wollen.