Abgespeist

In Coronazeiten kam man zur Einsicht: Die Landwirtschaft ist systemrelevant. Eine Binsenweisheit. Wenn der Kauf eines neuen Autos zur Systemrelevanz gehört, sollte die Ernährung des Autofahrers wohl auch Systemrelevanz besitzen.

Systemrelevante Branchen genießen bei der Bundes- und Staatsregierung besonderen Schutz. Da gibt es Abwrackprämien für Autos, wenn der Markt stockt, oder Befreiungen von der EEG-Umlage, wenn Betriebe energieintensiv wirtschaften. In solchen Genuss kommt die systemrelevante Landwirtschaft nur teilweise.

Dieser staatliche Schutz, der Steuergelder kostet, wäre nicht unbedingt notwendig, wenn die Landwirte für ihre Arbeit ordentlich bezahlt würden. Nun heißt es immer: Der Markt regelt das, an den Erzeugerpreisen lässt sich nichts ändern. Die neueste Statistik zeigt aber, dass der Landwirt am Endprodukt immer weniger verdient. Ist das der freie Markt oder ist das eine immer ungerechter werdende Verteilung des Geldes? Die große Kasse klingelt woanders. Und sie klingelt tendenziell immer lauter. Inzwischen werden die Landwirte mit einem Anteil an den verkauften Lebensmitteln von nur noch knapp 21 Prozent abgespeist. 40 Jahre vorher lag dieser Prozentsatz noch bei 40 Prozent. Was mit einer ordentlichen Beteiligung der Landwirte drin wäre, kann sich jeder schnell ausrechnen. Bemerkenswert wie fatal ist diese Entwicklung bei fast allen Agrarprodukten.