Forschung und Lehre sind männlich
Forschung und Therapie beachten die Geschlechter-Unterschiede zum Teil bis heute nicht. Die Internistin und Kardiologin Dr. Vera Regitz-Zagrosek von der Berliner Charité, Mitbegründerin der Gendermedizin in Deutschland und Professorin für Frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt Herzkreislauf-Erkrankungen spricht augenzwinkernd davon, dass der Mensch in der medizinischen Forschung ein Neutrum mit männlichen Charakteristika sei.
Nach Geschlechtern erfasste Daten waren und sind nicht die Regel. Man spricht hier von einer Daten-Lücke, der Gender Data Gap. Das hat verschiedene Ursachen. Zu den Anfängen der Gendermedizin gab es bei weitem weniger Ärztinnen als Ärzte, besonders in Führungspositionen. Ihre geschlechtssensiblen Ansätze wurden meist nicht ernst genommen.
Große Studien wurden und werden meist mit jungen, männlichen Versuchspersonen unternommen. Die sind billiger, haben keinen schwankenden Hormonspiegel und werden nicht plötzlich während einer Studie schwanger. Zudem galt lange die Regel, dass während einer Studie kein anderes Medikament als das getestete genommen werden darf, auch nicht die Pille, was Frauen ausschloss.
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