Die Tricks von Kuckuck & Co.

Jeder kennt seinen Ruf, aber nur wenige haben ihn schon mal gesehen: Der Kuckuck ist nicht ohne Grund ein scheuer Einzelgänger. Denn er hat eine Eigenart, die selbst Rohrsänger und Bachstelzen auf die Binse bringt. Im Frühjahr, nach einem 5000 km langen Flug aus Afrika nach Europa, kehrt er in das Brutgebiet seiner Pflegeeltern zurück. Er sucht nun selbst Elternvögel, die die Aufzucht seiner Jungen übernehmen.

„In Europa sind mehr als 100 Vogelarten bekannt, die dem europäischen Kuckuck Cuculus canorus als Wirt dienen. Häufige Wirtsvögel sind der Teichrohrsänger, der Wiesenpieper, der Neuntöter, der Hausrotschwanz, das Rotkehlchen, die Bachstelze und sogar der winzige Zaunkönig“, erläutert Dr. Angelika Nelson, Biologin und Vogelkundlerin des Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV).

Sobald der Kuckuck in einem Brutgebiet auftaucht, attackieren Elternvögel den Brutschmarotzer heftig. Fliegen die Wirtsvögel aus, nutzt das Kuckucksweibchen den Moment: In Sekundenschnelle wirft es ein Ei aus dem Gelege und legt ein eigenes hinein. Warum aber bemerkt der Singvogel das viel größere Kuckucksei nicht? „Durch Eier-Mimikry“, sagt die Biologin, „entsprechen die Eier genau denen des Wirtsvogels.“ Die Färbung und Musterung der Eier wird von der Mutter vererbt, ebenso wie die Vorliebe für eine bestimmte Wirtsvogelart.