Weniger Fleisch essen hilft

Was hat der Ukraine-Krieg mit der Artenvielfalt bei uns zu tun? In den letzten Monaten wurde viel über Ernährungssicherheit diskutiert. Eine Reaktion: Ab Juli dürfen ökologische Vorrangflächen (ÖVF) für die Produktion von Tierfutter genutzt werden. Die Empörung ließ nicht lange auf sich warten. Von „Einknicken“ vor der Agrarlobby war die Rede, von der Gefährdung der Artenvielfalt. Wie so oft ist die Situation etwas komplexer.

Der Ukraine-Krieg hat viele Menschen Mehl und Speiseöl horten lassen. Das ist Unsinn. Für beides herrscht kein Mangel. Aber die Preise für Tierfutter steigen. Da sollen Landwirte entlastet werden, indem sie bestimmte Flächen nutzen dürfen. Landwirte mit mehr als 15 Hektar Ackerland müssen 5 % ihrer Flächen als ÖVF ausweisen.

Zwei Flächentypen werden nun „freigegeben“: Brachen, also Flächen, die nicht mehr bestellt werden. Auf denen längere Zeit wachsen kann, was will. Das dient Insekten als Lebensraum. Womit wir bei der Artenvielfalt wären – die ja erklärterweise geschützt werden soll. Auch und vor allem im landwirtschaftlichen Raum. Zu solchen ÖVF gehören auch Zwischenfrüchte wie die Phacelia. Diese dürfen nur untergepflügt werden, als Gründünger. Das verbessert den Boden. Sind solche Flächen als ÖVF ausgewiesen, dürfen dort auch keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Phacelia-Felder freuen zwar den Imker und die Hummeln. Ihr ökologischer Wert ist aber umstritten. Doch die EU fördert sie genauso wie Brachen.