Hyperthermie und Wirtschaftlichkeit
Ich hoffe, Sie haben die Saison mit einer guten Ernte abgeschlossen und den Varroadruck im Griff. Wenn Sie die Hyperthermie und mein beschriebenes Ganzjahreskonzept anwenden, sollte das jedenfalls gelungen sein, und Ihre Bienenvölker sind für die kommende Saison gut vorbereitet. Falls sich jemand als Einzelperson überlegt, die Geräte zur Hyperthermie zu kaufen, möchte ich hier einige Überlegungen und Kalkulationen anstellen, die den im ersten Moment sehr hoch erscheinenden Anschaffungspreis von ca. 3700 Euro relativieren.
Völkerverluste sind teuer!
Ein Wirtschaftsvolk hat im Frühling vor der Ernte einen Wert von mindestens 250 Euro. Wer argumentiert, das sei zu teuer, sollte bedenken, dass diese Preise sehr wohl verlangt werden und auch berechtigt sind. So sind außer dem Risiko der Überwinterung die Kosten des Winterfutters und die voraussichtliche Honigernte einzukalkulieren, die dem Verkäufer entgeht. Wer im Frühjahr ein Bienenvolk kauft, hat weder die Arbeit der Restentmilbung noch der Einfütterung, sondern kann durchschnittlich 30 - 50 kg Honig ernten. Andererseits kann man überschlagen, welche Kosten der Verlust eines Volkes durch einen Varroaschaden verursacht. Lässt es sich im Frühjahr wieder beschaffen, sind es die genannten 250 Euro. Sind nur Ableger (eigene oder gekaufte) verfügbar, muss auch der entgangene Honigertrag mit berechnet werden. Aber das ist noch nicht alles! Sie müssen auch das Reinigen des Bienenstocks und den Verlust des Wabenbaus bedenken, denn von abgestorbenen Bienenvölkern sollten die alten Waben auf keinen Fall wieder verwendet werden. Wenn Sie dann pro verlorenes Volk für 10 ausgebaute Rähmchen je 25 Euro veranschlagen, kommt ein beachtlicher Betrag zusammen. Dabei habe ich die drei Stunden Arbeitszeit zur Beseitigung und Wiederbeschaffung ebenso wie die derzeit steigenden Energiekosten noch gar nicht berücksichtigt.
Kosten-Nutzen-Abwägungen
Gelingt es durch die entsprechende Betriebsweise, zum Beispiel mit dem Varroa-Controller, dass es keine oder nur ganz geringe Verluste durch die Varroamilbe gibt, lässt sich dagegen ein Mehrertrag erwirtschaften. In der von mir vorgestellten Betriebsweise liefert ein Bienenvolk bis zu vier Bruträhmchen aus der Duplex-Wabentasche, womit von jedem Wirtschaftsvolk ein Ableger erstellt werden kann, der im Sommer für ca. 170 Euro verkauft werden kann. Bei einer Betriebsgröße von 15 Wirtschaftsvölkern erbrächten die daraus gebildeten 10 - 15 Ableger somit einen Erlös zwischen 1700 und 2550 Euro – und das nicht nur im ersten, sondern in allen folgenden Wirtschaftsjahren. Zudem ist bei meinem Hyperthermie-Verfahren eine Ablegerbildung ohne Minderung des Honigertrages möglich. Das heißt, es entfällt die Entscheidung, Ableger oder Honig. Rechnet man daher zusätzlich noch mit einem Honig-Mehr- ertrag von 20 % (5 - 7 kg pro Volk), ergibt sich bei 15 Völkern ein Mehrerlös von weiteren ca. 1000 Euro. Unter der Annahme, dass die Kosten des Varroa-Controllers und der Wabentaschen sowie die Anschaffung eines Stromaggregats über zehn Jahre verteilt werden können, stehen im Jahr somit 2700 Euro mögliche Mehreinahmen nur Kosten von rund 400 Euro gegenüber (siehe Tabelle). Bei der Verwendung des Varroa-Controllers fallen natürlich auch keine Kosten für eine konventionelle Varroabehandlung mit den zugelassenen Mitteln an. Und es gibt, wie bei der Ameisensäure, keine Unsicherheiten der Wirksamkeit durch zu hohe oder zu niedrige Temperaturen. Auch Königinnenverluste sind nicht zu befürchten. Andererseits muss der Mehraufwand an Zeit bedacht werden, den die Behandlung mit der Hyperthermie im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden benötigt.
Kosten teilen
Eine weitere Möglichkeit, die Einstiegskosten der thermischen Behandlung zu mindern, ist die gemeinschaftliche Nutzung. Man kann sich ganz einfach im Imkerverein oder auch außerhalb zusammenschließen und ein oder mehrere Geräte anschaffen. Gerade in Vereinen könnten die Varroa-Controller dann samt Wabentaschen gegen eine Tagesmiete von den Mitgliedern ausgeborgt werden. Dabei sollte die Tagesmiete aber nicht zu niedrig angesetzt werden. Sonst wird eher länger ausgeborgt, und die Geräte kommen nicht zurück, weil das Wetter gerade nicht gepasst hat oder keine Zeit war. Eine Tagesmiete von ca. 50 Euro würde dies wohl verhindern. Zudem geht die Amortisation des Gerätes sehr rasch, sodass bei Bedarf weitere gekauft werden könnten. Erfahrungsgemäß ist es auch wichtig, dass eine Person für die Geräte verantwortlich ist, die bei der Retournierung kontrolliert, ob sie gereinigt und desinfiziert und keine Beschädigungen vorhanden sind.
Die Vorteile
Zusammenfassend bietet das Verfahren mit Varroa-Controller und Duplex-Wabentasche folgende Vorteile:
- sicherer Behandlungserfolg
- bienenfreundliche und -schonende Anwendung
- keine Völkerverluste an die Milbe
- chemiefreie Völkerführung mit jederzeitiger Behandlungsmöglichkeit unabhängig von Wettereinflüssen (wie z.B. Hitzeperiode im Juli)
- kontinuierliche Wabenerneuerung.
Ich möchte mich bei allen Leserinnen und Lesern für ihre Zuschriften und positiven Rückmeldungen auf meine Serie bedanken. Besonders freut mich, dass geplant ist, dass ich auch in der kommenden Saison über einige Vor- teile der Hyperthermie zu den speziellen Themen wie Zucht und Ablegerbildung berichten kann.
Serie
Chemiefreie Imkerei mittels Hyperthermie
- Teil 1: 02/22 Frühjahrsbehandlung
- Teil 2: 05/22 Einsatz der Bannwabe
- Teil 3:09/22 Herbstbehandlung und Restentmilbung
- Teil 4: 12/22 Wirtschaftlichkeit
Autor
Kurt Tratsch
ist Imkermeister und bewirtschaftet in der Steiermark ca. 200 Bienenvölker an ca. 10 – 14 Standorten in verschiedenen Höhenlagen.
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