„Schweinemord 2.0?“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Cem Özdemir und die Grünen fordern, die Tierbestände zu reduzieren, weil dadurch Getreide für die menschliche Ernährung „frei wird“. Teller statt Trog – nur ist es wirklich so einfach?
In den letzten acht Jahren sank der Schweinebestand um 4,5 Mio. Tiere, also um knapp 20 Prozent. Durch schärfere Vorgaben und den massiven Preisverfall der letzten Jahre bei stetig steigenden Kosten hat der Abbau der deutschen Schweinehaltung massiv an Fahrt aufgenommen. Noch schneller würde es nur gehen, indem man die Schweine flächendeckend rausschlachtet und einlagert. Schweinemord 2.0?
Dieses Szenario hatten wir 1915 schon einmal: Während des Ersten Weltkriegs entschied man sich aufgrund der schlechter werdenden Versorgungslage, 5 Mio. Schweine zu schlachten. Auf der einen Seite sollte deren Fleisch, auf der anderen Seite die Ressource Futter für die menschliche Ernährung genutzt werden. Geschichte wiederholt sich, so heißt es immer.
Eigentlich hoffe ich darauf, dass man solche elementaren Fehler nicht ein zweites Mal macht. Es war eine wahnwitzige Idee. Nach dem Schweinemord verdarben damals Unmengen an Fleisch (was wir heute sicher besser hinbekämen). Am Ende fehlte aber vor allem der Dung der Tiere für die Felder. Es kam zu einer Missernte, 800.000 Menschen verhungerten elendig.
Auch hier könnte sich die Geschichte wiederholen, fehlt es doch jetzt schon an wichtigem mineralischen Dünger. Wir können auf den organischen Dünger nicht verzichten und Futtergetreide hat übrigens nicht zwangsläufig Backqualität. Es wäre eben nicht uneingeschränkt für uns nutzbar. Ich denke, wir sollten aus den Fehlern lernen und nicht dieselben wieder begehen.
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