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„Schlachter versuchen, aus Krisen Profit zu ziehen“

Nadine Henke ist Tierärztin und führt zusammen mit ihrem Mann Heinrich einen Sauenbetrieb in Bruchhausen-Vilsen (Niedersachsen).

Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus jeder neuen Krise versuchen Schlachter, Profit zu ziehen: Vor 1,5 Jahren, zu Zeiten des „Schweinestaus“, unterbreiteten sie die erste Angebotswelle. Mäster, die eigentlich keine Verträge unterschreiben wollten, wurden in Abnahmeverträge hineingedrängt. Die Schlachter drohten, dass sonst die Abnahme der Schweine stocken könnte. Auch den Bonus der Initiative Tierwohl (ITW) koppelten sie gerne an solche Verträge. Scheinbar stieg die Nachfrage nach Fleisch der Haltungsstufe 2 im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit der Unterzeichnung eines Vertrags.

Mich hat dieser Zusammenhang sehr fasziniert, denn in der Realität gestaltete sich die Vermarktung von ITW-Ware offensichtlich doch schwieriger. Häufig genug hörte man von Schweinehaltern, die ihre Tiere nach ITW-Kriterien hielten, am Ende aber den zugesagten Bonus nicht ausgezahlt bekamen. Das Fleisch sei nicht als ITW-Ware zu vermarkten, hieß es von der abnehmenden Seite. Interessant ist nur, dass dieselben Betriebe von ihren Bündlern gemeldet bekamen, dass Ware ITW-gelabelt geliefert, jedoch vom Schlachter nie bezahlt wurde. Es ist schon erbärmlich, wenn sich unsere Vermarkter das Geld für das Mehr an Tierwohl, was wir im Stall leisten, in die eigene Tasche stecken.

Der neueste Clou ist nun, dass die Schlachter bestehende QS-Lieferverträge kündigen, um neue ITW-Lieferverträge abzuschließen. Ja, Schweine werden knapp – und die Nachfrage an Haltungsstufe 2 ist gestiegen. Da möchte jeder gerne mitspielen. Es wäre ja ärgerlich, wenn man zu gegebener Zeit nicht (genug) liefern kann. Da ist es doch logisch, dass man die derzeitige Notlage der Schweinehalter nutzt, um sich auch die letzten Schweine vertraglich abzusichern.

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