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„Der Lebensmitteleinzelhandel nutzt seine Übermacht nicht für mehr Tierwohl“

Amos Venema ist Milchviehhalter im ostfriesischen Jemgum und als Agrarblogger aktiv.

Nun führt der Lebsenmitteleinzelhandel (LEH) auch bei der Milch weitere Zertifizierungsstufen ein und will diese mit dem umstrittenen 1,2-Cent-Bonus honorieren.

Auf den ersten Blick klingt dieser Ansatz super: Mehr Tierwohl bedeutet gleich mehr Milchgeld! Nur wie so häufig im Leben ist die Sache dann doch komplizierter. Da der Lebensmitteleinzelhandel am liebsten nur seinen Anteil Trinkmilch bei den Handelsmarken mit dieser Bonusmilch versorgen will, gehen viele Milchviehhalter leer aus oder bekommen nur für einen Bruchteil ihrer Milch diesen Bonus, müssen aber alle Milch zum erhöhten Standard produzieren. Ein Minusgeschäft?

Dem LEH geht es aus meiner Sicht nicht um mehr Tierwohl, sondern um sein positives Image. Denn wenn dem nicht so wäre, könnten die Einkäufer des LEH auch durch höhere Abschlüsse beim Einkauf ein klares Bekenntnis zu den höchsten Standards in Deutschland machen. Damit könnten sie mehr Tierwohl fördern oder hätten auch in der Vergangenheit schon so gehandelt.

Das Verhalten des LEH grenzt an pure Scheinheiligkeit. Dies gilt besonders in Niedrigpreisphasen, wo die Kosten für mehr Tierwohl nie gedeckt wurden und werden. Die Landwirte sollen wieder liefern, ohne für ihre tatsächlichen Mehrkosten entlohnt zu werden.

Spannend wird auch die Frage, wie sich der Verbraucher verhält, wenn die Lebensmittelkosten immer weiter steigen. Ist er wirklich bereit, mehr zu zahlen, oder wird er zum Ökonom und schaut auf den Preis? Der Handel wird profitieren, weil er mit wenig Menge eine große Wirkung beim Verbraucher erzielt. Die Übermacht des Handels hat wieder auf ganzer Linie einen Erfolg zu verbuchen.

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