Alles im Griff mit Sojabohnen
Auf den Punkt
- Heiko Schmidt baut seit sechs Jahren Sojabohnen im konventionellen Anbau an.
- Der Ceres-Finalist setzt gegen Unkraut erfolgreich Hacke und Striegel ein.
- Der Aufwand für Dünger und Pflanzenschutz ist geringer als im Raps, bei ähnlichen Preisen.
Der Juni 2021 brachte den heißesten Tag des Jahres. Den Sojapflanzen auf dem Acker machte die Hitze nichts aus. Sie reckten ihre Blätter gierig der Sonne entgegen. Eine oberflächlich lockere Krume zu ihren Füßen verhinderte das Verdunsten des Bodenwassers. An diesem heißen Tag war die CeresAward-Jury zu Gast auf dem Betrieb von Heiko Schmidt.
Fester Bestandteil seiner Fruchtfolge ist der Sojaanbau. Seit sechs Jahren kultiviert der Landwirt die Leguminose. Im Gespräch mit agrarheute berichtet er, wie er die Kultur fährt und warum er trotz der heißen Junitage keine gute Sojaernte einfahren konnte.
Der Ceres-Finalist im Ackerbau setzt betrieblich vor allem auf Vielfalt zur Risikostreuung. „Wir sind so breit aufgestellt wie eine Spinne“, beschreibt er seine betriebliche Philosophie. „Auch wenn ihr ein Bein fehlt, läuft sie trotzdem immer weiter.“
Den Ausschlag für den Anbau der Körnerleguminose gaben ursprünglich die Vorgaben zum Greening. Damals durfte Schmidt auf den Greeningflächen noch Pflanzenschutzmittel einsetzen. Neben konventionellen Sojabohnen baute er auch Erbsen und ökologische Ackerbohnen an.
Genügend Sonneneinstrahlung
Für Soja als Kultur sprach die gute Standorteignung. Die Gegend rund um Limburg hat eine hohe Sonneneinstrahlung. Das zeigte sich schon 2009, als Schmidt mit den ersten Fotovoltaikanlagen startete. Um gut zu gedeihen, braucht die Sojabohne zudem genug Wasser, besonders zur Zeit der der Blüte. Schmidt hat auf seinem Betrieb größtenteils schluffige und tonige Böden. Die gute Wasserhaltefähigkeit kommt den Sojabohnen entgegen. Schmidt sagt: „Die trockenen Jahre waren für meine Erträge fast immer besser als die nasseren Jahre.“ Die Sojabohnen drillt Schmidt im April, meist nach dem Mais. Das Saatbett muss gut erwärmt und ausreichend feucht sein. Er bereitet es ähnlich wie bei seinen Zuckerrüben. Mit der Saatgutkombination Lemken Kompaktor sorgt er für ein flaches feinkrümliges Saatbett an der Oberfläche. Durch das Zerstören der Kapillaren im Frühjahr hält er die Feuchtigkeit im Boden.
„Sojabohnen brauchen viel Feuchtigkeit zum Keimen“, sagt Schmidt. Wegen des Sklerotiniarisikos steht die Sojabohne nur alle vier Jahre auf der gleichen Fläche. Raps kommt ihm wegen des Übertragungsrisikos gar nicht erst in die Fruchtfolge oder nur mit vier Jahren Abstand auf den gleichen Acker.
Der Landwirt hatte im vergangenen Jahr drei Sorten im Anbau. Die Sorte Acardia setzt Schmidt vor allem auf den trockeneren Standorten ein. Neben der Sorte Adelfia hatte er 2021 außerdem Galice im Probeanbau. Alle Sorten, die er einsetzt, gehören der Reifegruppe 000 für frühe Standorte an. „Die 000-Sorten sind mittlerweile ertragsmäßig gut“, sagt er.
Bohnen gründlich impfen
Zum Impfen nutzt Schmidt das flüssige Mittel Rizoliq Top S plus Premax. Ein Kleberanteil im Mittel hilft, das die Bakterien besser an den Samen haften. Das Saatgut muss nach dem Impfen rund eine Stunde abtrocknen, damit es nicht das Innere der Drille verklebt. Zum Impfen gibt Schmidt jeweils Saatgut für 2 ha in einen alten Betonmischer und mischt so lange, bis die Körner vollkommen mit den Knöllchenbakterien bedeckt sind. Dabei gilt es, vorsichtig zu sein: Ist der Betonmischer zu voll beladen und wird das Saatgut zu schnell gemischt, kommt es zu Beschädigungen der Sojasamen.
Schmidt impft in der dunklen Halle, da Sonnenlicht die Knöllchenbakterien schädigt. Er sät die Sojabohnen möglichst schnell nach dem Impfen und Trocknen auf dem Acker aus, damit nicht zu viel Zeit außerhalb des Bodens verstreicht.
Der Hesse drillt meist 60 Körner pro Quadratmeter mit einer Einzelkorndrille. Die Keimfähigkeit beim Sojasaatgut ist mit rund 80 Prozent häufig geringer als etwa bei Getreide. Deshalb erhöht Schmidt die Aussaatmenge häufig auf 65 Körner. Nach acht bis zehn Tagen laufen die jungen Pflanzen auf.
Die Zeit zwischen Aussaat und Auflaufen ist am riskantesten. Tauben sind die wichtigsten Schädlinge im Sojaanbau. Sie picken die eiweißreichen Kerne sehr gern. „Es kommt darauf an, dass die Keimlinge schnell so groß werden, dass die Tauben sie nicht mehr fressen.“
Sojabohnen mit wenig Aufwand
Abgesehen von den Tauben hat Schmidt auf seinen Sojaflächen wenig Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten. Fungizide, Insektizide oder Dünger setzt er nicht ein. Daher ist die Sojapflanze für ihn im Vergleich zu Raps auch so attraktiv. „Die Preise liegen ähnlich wie bei Raps“, sagt er. „aber ich habe fast keinen Aufwand für Pflanzenschutz und Düngung. Das macht schon einen deutlichen Unterschied.“
Früher hatte Soja mit einen der geringsten Deckungsbeiträge unter seinen Kulturen. Mittlerweile hat sich das sehr verbessert. Der Deckungsbeitrag lag bisherbei rund 1.000 Euro/ha, nun bei 2.000 Euro/ha. „Der teuerste Faktor beim Sojaanbau ist das Saatgut“, sagt Schmidt. Dazu kommen noch Kosten für die Knöllchenbakterien.
Gegen Unkräuter setzte er anfangs eine Herbizidkombination aus 0,8 l Spektrum plus 0,25 l Sencor Liquid plus 0,2 l Centium pro Hektar in Bandspritzung ein. Ein Nachteil der Herbizide ist die schwache Wirkung gegen das Problemunkraut Schwarzer Nachtschatten. Hier ist die mechanische Unkrautbekämpfung deutlich effektiver. Heute setzt er überwiegend auf Hacke und Striegel. Daran hat er sich mit dem Einstieg in den Ökolandbau eingearbeitet. Trotzdem musste er sich an die mechanischen Geräte in Leguminosen herantasten.
Etwa fünf Tage nach der Aussaat striegelt er die Sojafläche zunächst einmal blind. Dabei gilt es, vorsichtig zu sein und den richtigen Zeitpunkt zu finden, um keine Keimlinge zu beschädigen. Während der ersten Tage an der Erdoberfläche ist der Sojakeimling sehr empfindlich. Schmidt striegelt danach erst wieder, wenn die Pflanzen das erste Blatt zeigen. Dann sind sie wieder robuster.
Zusätzlich setzt er ein Einböck-Chopstar-Hackgerät mit Fingerhacke, Kamera und 6 m Arbeitsbreite ein. Schmidt hat alle Reihenkulturen in seinem Betrieb auf 50 cm Reihenweite umgestellt. Dadurch lässt sich das Hacken besser umsetzen. „Im Mais optimiere ich damit zusätzlich die Standraumverteilung“, sagt er. Einige Berufskollegen aus dem Biobereich wundern sich darüber, weil dadurch auch innerhalb der Reihen viel Platz entsteht, in dem Unkraut sprießen könnte, aber das Argument lässt Schmidt nicht gelten. „Die Fingerhacke kommt auch gut zwischen die Pflanzen“, sagt er. Die Section-Control-Funktion hilft, dass das Gerät selbst im Vorgewende nichts aushackt. Beim Sojaanbau ist er zufrieden mit der Hacke. „Man kann damit weniger falsch machen als etwa bei den Zuckerrüben. Soja verzeiht einem auch, wenn es etwas verschüttet wird.“
Sojabohnen werden üblicherweise im September gedroschen. Der Anbauer hat an seinem Drescher kein eigenes Sojaschneidwerk. Stattdessen stellt er das normale Schneidwerk so ein wie zur Ernte von Lagergetreide. Die untersten Hülsen stehen dicht über dem Boden, bringen aber den meisten Ertrag. Hier helfen die kleinen Dämme, die beim Hacken entstehen: Sie bewegen die Pflanzen zu höheren Hülsenansätzen.
Schmidt erntet üblicherweise zwischen 3,5 und 4 t. 2021 fehlte aber etwas die Sonneneinstrahlung. Deshalb kam er erst im Oktober zum Zug. Schmidt ist mit den 4 t Ertrag trotzdem sehr zufrieden.
Trocken genug zur Ernte
Wichtig ist, dass die Sojabohnen zur Ernte reif und ausreichend trocken sind. Erst mit rund 13 Prozent Feuchte sind sie lagerfähig genug. Am Rascheln der Schoten erkennt der Landwirt die Reife der Hülsen. Beim Trocknen und Reinigen kommt es auf Vorsicht an, damit die Samen nicht beschädigt werden, sonst werden sie ranzig. Schmidt lagert in einem Flachlager.
Die reifen Bohnen verfüttert er überwiegend an sein Vieh. „Die Bullen fressen auch die ungetoasteten Bohnen sehr gern“, sagt er. Für die Schweine ließ er bisher einen Lohntoaster kommen. Ein Problem bei der Fütterung ist aber der hohe Ölgehalt der Sojabohnen. Deshalb verfüttert Schmidt sie gemischt mit Erbsen oder Ackerbohnen. Er spielt mit dem Gedanken, künftig noch eine Ölpresse und eine Anlage zum Sojatoasten anzuschaffen. So könnte er selbst Ölkuchen für das Vieh herstellen und wäre flexibler.
Letztes Jahr fehlte Sonneneinstrahlung für eine richtig gute Ernte. Schmidt konnte erst im Oktober mit 20 Prozent Feuchtigkeit ernten und musste teuer trocknen. Insgesamt ist er trotzdem zufrieden mit dem Sojaanbau. Allerdings blickt er gespannt in die Zukunft.
2022 das Saatgut für Sojabohnen knapp. Wegen Sklerotiniabefalls wurden große Partien aus dem Verkehr gezogen. Einige Sorten sind kaum verfügbar.
Heiko Schmidt hofft auf einen eher warmen, sonnigen Sommer. Die hohen Energiepreise könnten die Trocknung für ihn finanziell unattraktiv machen. Daher will er die Flächen von Sojabohne und Körnermais. Etwas reduzieren. Die Futtererbsen will er ganz aufgeben. Grund dafür ist der schwierige Drusch. Das dicht liegende Grün lässt sich schwer beernten. An den Vorteilen der Sojabohne aber hat Heiko Schmidt keine Zweifel: „Sie wird nicht umsonst Königin der Eiweißfrüchte genannt.“ ●
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